Die Schweizer gehen gerne nach Konstanz zum Shoppen. Die Stadt befindet sich nicht weit von der Grenze entfernt, bietet aber andere Preise. Das ist wohl auch einer der inoffiziellen Gründe, warum Onlinegigant Zalando wie bereits angekündigt in der Stadt am Bodensee einen Outlet eröffnet. Bisher sind solche Läden vor allem in den deutschen Metropolen wie Hamburg, Berlin oder Stuttgart anzutreffen.
Ab Dienstag sollen Zalando-Fans mitten in der Altstadt auf zwei Etagen und rund 1000 Quadratmetern Schuhe und Kleider kaufen können – stimmig in einer ehemaligen Sparkassen-Filiale. Auch eine Premium-Abteilung mit reduzierter Ware gibt es im Konstanzer Outlet. Sowieso funktioniert der Laden vor allem mit reduzierter Ware.
Wer jetzt aber gleich an den Bodensee fahren und seine Zalando-Stücke nicht wie üblich per Paket, sondern gleich vor Ort erwerben möchte, der hat sich getäuscht. Das Bundesland Baden-Württemberg hat aber zurzeit ein anderes Ladenöffnungs-Regime als die Schweiz.
Die Schweiz-Chefin von Zalando, Lisa Miczaika, spricht über Boom-Märkte in Corona-Zeiten und Secondhand per Internet. Und spricht über Schweizer Kunden.
Nur mit «Click & Meet»
Bei einer Inzidenz (Infektionswert pro 100'000 Einwohner) unter 50 dürfen Geschäfte seit letzten Montag wieder offen sein, schreibt SWR Aktuell. Allerdings unter Auflagen wie Maskenpflicht und einer begrenzten Kundenzahl. Bei einer Inzidenz bis 100 darf in den Läden nach einer vorher getroffenen Terminvereinbarung eingekauft werden, das sogenannte «Click & Meet». Das gilt auch für den Zalando Outlet in Konstanz.
Wer vor Ort einkaufen möchte, der muss vorher einen Termin vereinbaren. Kunden können während eines gewissen Zeitfensters, in diesem Fall 45 Minuten, einkaufen. Zudem sind nur wenige Kunden im Laden erlaubt.
Einkaufstourismus nicht erlaubt
Schweizer Kunden müssen sich ohnehin weiter gedulden. Für sie gilt immer noch, dass Einkaufstourismus in Deutschland nicht erlaubt ist – auch nicht, um Pakete abzuholen.
Es gibt zwar für den «kleinen Grenzverkehr» gewisse Erleichterungen für Bewohner von Grenzkantonen. Doch das gilt lediglich für Besuche bei Freunden und Familie: Nur in diesem Fall ist die Quarantänepflicht aufgehoben. Wer «ohne triftigen Grund» nach Deutschland einreist, und dazu gehört explizit das Abholen von Paketen und Bestellungen, der muss in Quarantäne.
Kleine Läden befürchten Konkurrenz
Kleiner Trost für Schweizer Zalando-Fans: Für den heutigen Dienstag sind die meisten Termine ohnehin schon ausgebucht (Stand Montagabend). Ab Mittwoch hat es hingegen wieder freie Slots.
Vor allem kleinere, inhabergeführte Läden in der Konstanzer Altstadt befürchten Umsatzeinbussen wegen des Tech-Riesen aus Berlin, wie «Der Südkurier» schreibt. Der Bürgermeister von Konstanz betonte jedoch, dass es die Stadt am Bodensee «noch attraktiver zum Shopping» mache.
4 Kommentare
Hope schreibt, "...den Geld muss zirkulieren so funktioniert nun mal die Wirtschaft...", das ist schon korrekt. Kontakt und Geld sind hierbei aber nur ein Faktor. In der Wirtschaft geht es aber um BID & ASK, heisst, was ist ein Kunde bereit für ein Produkt zu zahlen. Egal ob wir auf einer Hochpreisinsel in Europa leben oder nicht, für Grossunternehmen hat der kleine Schweizer Markt nicht wirklich Prio, denn für sie sind Städte mit der Einwohnerzahl von der Schweiz wesentlich attraktiver. Da können wir hier unsere Preisvorstellungen noch so nach oben Schrauben, in der "ewigen" Hoffnung der Kunde versteht. Vielleicht gibt es sicher jemanden, der das versteht, aber die Masse, hat sie wirklich Akzeptanz dafür.
ich kann nicht verstehen, dass man ein Unternehmen wie Zalando als Wirtschaftszeitung unterstützen kann. Sie werden von den Bundesländern unterstützt und machen dem guten Fachhandel das Überleben schwer. Wir reden doch von Slowfashion - Umwelt etc und diese Standarts kann Zalando auch wenn sie es sagen absolut nicht erfüllen. Man denke nur an die unzähligen Kartons, die hin und her geschickt werden, und Ware, die dann am Schluss in den Outlets landen zu Preisen, welche die ganze Branche an den Rand der Verzweiflung bringt.
Irgendwann fällt den Leuten dann auf, dass es keine guten Läden mehr in der Schweiz gibt, die Städte veröden und das nur, weil sie an die Preise denken und nicht weiter. Jedoch ist das zu kurz gedacht, denn wenn kein Konsum mehr stattfindet, kann auch deren Arbeit irgendwann überflüsssig sein, den Geld muss zirkulieren so funktioniert nun mal die Wirtschaft.
die überlegung muss doch sein dass Qualität seinen Preis hat und der persöhnliche Kontakt zum Verkaufspersonal auch emotional wichtig ist
es schön ist sich auszutauschen und nicht in irgend einem riesigen Outlet annonym herum zu spazieren und dabei Meterlange Gestelle mit Ware zu sehen
Absolut zutreffend. Gleiches gilt auch für einen Haufen Chinaware, mit der wir in Läden wie z.B. von Decathlon überschwemmt werden.
Schon erstaunlich, dass Sie, Hope, einem Wirtschaftsjournalisten die Wirtschaft erklären müssen. Danke!
Aber was kann man erwarten, wenn der Stv. Chefredaktor, Marcel Speiser, in seinem heutigen Newsletter ankündigt, dass er, sobald die Grenzen offen sind, mit seiner Frau, schreiend vor Glück, das Outlet für Schweizer besuchen wird.
Irre ich mich, oder sind es die Print- und Onlinemedien, die in Bern nach Corona-Geld bettelt. Solidarität mit unserem Detailhandel wäre angebracht.