Die grossen Zeitungsdruckereien Ringier, Tamedia, NZZ, Espace Groupe, St.Galler Tagblatt, Centre d'Impression Edipresse und Basler Zeitung Medien rüsten auf. Ihre fast 100 m langen und mehrere Stockwerke hohen Rotationsanlagen sind mehrheitlich in die Jahre gekommen. Sie bekunden Mühe, genügend farbige Seiten für die Zeitungen bereit zu halten; Farbinserate müssen dann teilweise ungeschickt platziert werden. Damit soll jetzt Schluss sein. Durchgängige Vierfarbigkeit heisst das Zauberwort.
Das lassen sich die Unternehmen notgedrungen viel Geld kosten. Tamedia hat vor wenigen Tagen die erste von vier Maschinen in einer neuen Halle eingeweiht «ein Markstein in der Geschichte unseres Unternehmens», wie Verwaltungsratspräsident Hans Heinrich Coninx ausführt. Die alten Ungetüme stammen aus dem Jahr 1984. Kostenpunkt für alle vier: 118 Mio Fr. Ursprünglich waren fünf Druckmaschinen geplant, doch auf eine verzichtet Tamedia und spart damit 42 Mio Fr.
«20 Minuten» wieder inder Schweiz?
Die Betriebskosten lassen sich durch den Generationenwechsel um fast 10% reduzieren. 45000 Zeitungen pro Stunde können so produziert werden für eine Ausgabe der «HandelsZeitung» beispielsweise reicht also eine knappe Stunde. Das hat auch Folgen für die Redaktionen: Der Redaktionsschluss kann etwas weiter in die Nacht verschoben werden, Verlängerungen bei späten Eishockey-Spielen beispielsweise stellen dann kein grosses Problem mehr dar. Es gibt auch weniger Papierrisse eine Nervensache, wenn die Druckvorstufe ihre Seiten mit Verspätung anliefert. Effizienter gedruckt werden kann unter anderem, weil grössere, also breitere und schwerere Papierrollen angeschlossen werden können und damit weniger Rollenwechsel nötig sind. Zudem sind die Druckmaschinen verhältnismässig kleiner und brauchen weniger Energie.
Die neue Anlage schafft Kapazität für die Nacht: In der Branche wird damit gerechnet, dass die Gratis- und Pendlerzeitung «20 Minuten» bald bei Tamedia landen wird und der Vorarlberger Eugen Russ das Nachsehen haben könnte.
Die Grossen der Branche stecken mitten in der Aufrüstung. Die St.Galler Tagblatt AG weihte ihr Vierfarbenwerk im September 2002 ein, das sie gut 70 Mio Fr. gekostet hat. Die Basler Zeitung hat ihre neue vierfarbentaugliche Generation ebenfalls bereits in Betrieb genommen: Am 11. November 2003, eine Woche früher als geplant ein Maschinenbruch machte eine Feuerwehrübung nötig.
Die Espace Media Groupe in Bern nimmt 115 Mio Fr. in die Hand: Die beiden bestehenden Standorte werden geschlossen, und ab März 2005 wird am Zentweg im neuen Zeitungsdruckzentrum produziert. Die Einweihung findet allerdings erst am 1. Juli 2005 statt; dann sind es auf den Tag genau 20 Jahre her, dass das Druckzentrum am Dammweg in Betrieb genommen wurde.
Bei Ringier hat man zuletzt im April 2003 einer neuen Rotationsmaschine das Laufen beigebracht. Dementsprechend existieren die neuen Maschinen erst in den Köpfen der Adligenswiler: Ein Projektteam hat noch zwei bis drei Jahre zu planen, mit der Inbetriebnahme wird frühestens 2007 gerechnet.
Durchgehender Drei-Schicht-Betrieb
Grundsätzlich achten die Gross-Druckereien bei ihrer Bedarfsplanung ausschliesslich auf die verlagseigenen Tageszeitungen, die in der Nacht zwischen 23 und 04 Uhr gedruckt werden. Was tagsüber geschieht, steht auf einem anderen Blatt. Doch beispielsweise in Bern, St.Gallen und Zürich laufen die Druckmaschinen praktisch während 24 Stunden, also im vollen Drei-Schicht-Betrieb. Gedruckt werden hauseigene Produktionen, aber auch Fremdprodukte. So beschäftigen sich beispielsweise die St.Galler mit einem Teil der «Coop-Zeitung» und in den Wochenend-Nächten bis auf weiteres mit dem Druck der «NZZ am Sonntag». Sie bringen es damit auf eine gute Auslastungsziffer von rund 90%.
Für die Grossdruckereien bedeutet das willkommene Deckungsbeiträge, für die Kunden eine günstige Möglichkeit, ihre Gratisanzeiger oder Werbeprospekte im Zeitungsformat drucken zu können. Da die Qualität hier kein entscheidendes Kriterium ist, wird oft auf die Nachtrocknung der Farbe («Heat-set») verzichtet, was Kosten sparen hilft.
Doch die Druckaufträge kommen nicht von selber. Die Grossanbieter müssen sich anstrengen, um an Kunden zu kommen. Das bedeutet zwingend, dass die Organisation über alle Stufen effizient gestaltet wird, der Service fast keine Wünsche offen lässt und die (Druck)leistung optimal ist.