Walter Borner, CEO der 1871 gegründeten Luxuswäschemarke Zimmerli, wusste eines ganz genau: Er wusste, was er nicht wollte. Und deshalb hatte er nach jeder Verhandlung über die Zukunft seines Unternehmens «eine halbe schlaflose Nacht».

Es gab viele Verhandlungen, und es gab viele halbe schlaflose Nächte, bis Borner endlich Michael P. Sarp traf, den CEO der v. Nordeck Holding.

Seither ist sein Problem gelöst, und Borner ist mit seinem Feinripp fein raus: Die Holding, so beschlossen die beiden Männer, übernimmt die Mehrheit von Zimmerli, und der 61-jährige Walter Borner steht für die nächsten drei Jahre als Geschäftsführer zur Verfügung.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Zimmerli ist seit Jahren die Unterwäsche der Stars: Robert De Niro, Michael Douglas, Richard Gere, Tom Hanks, Nicole Kidman, Karl Lagerfeld, Dieter Meier und Will Smith lassen die feinen Textilien aus Aarburg AG an ihre Haut.

Und nicht nur sie. Heute exportiert Zimmerli 77 Prozent der Produktion in 55 Länder. Die wichtigsten Märkte sind Frankreich, Grossbritannien, Deutschland, die USA und der Mittlere Osten. Die Firma sieht sich selbstbewusst als Produzent von «the world’s finest underwear».

Dass dies nicht nur ein leerer Spruch geblieben ist, hat vor allem mit Walter Borner zu tun, der das Unternehmen gemeinsam mit seinem Cousin besitzt und erfolgreich sanierte. Die Beratungsfirma Ernst & Young war von Borners Wirken derart angetan, dass sie ihn letztes Jahr zum «Entrepreneur of the Year» kürte. Gelobt wurden Innovationskraft, Positionierung, Persönlichkeit sowie Einsatz.

Doch alles Lob konnte Borner von einer leidigen Aufgabe nicht entbinden: Er musste für Zimmerli eine Nachfolgereglung treffen.

Ein «Textiler» kam für ihn nicht in Frage, auch kein anderes Dessous-Label. Diese, so meint er, hätten ohnehin nur Synergien gesucht. Borner fürchtete vor allem, dass dann die Produktion ausgelagert worden wäre. «Wir wollten die Unabhängigkeit der Firma sichergestellt haben.»

Das ist jetzt also gelöst. Eine Frage aber drängt sich auf: Wie passt die textile Perle in eine Holding, unter deren Dach neben Immobilien ein Unternehmen für Medizinaltechnik, eine Mühle und der Guetslibäcker Wernli vereint sind?

Michael Sarp, einst Manager der Schaffhauser Uhrenmarke IWC, ist der Vater des Deals und der Architekt eines Umbaus bei der v. Nordeck Holding. Im Zentrum seiner Idee steht der sogenannte Manufakturgedanke. Michael P. Sarp will Unternehmen, die geprägt seien von einer klaren Geschichte, von Einzigartigkeit sowie von «Liebe und Leidenschaft, die den Menschen, die dort arbeiten», ein Dach bieten. Konkret geht es primär um Familienbetriebe, die luxuriöse Produkte herstellen und vor einem Nachfolgeproblem stehen. Solche Unternehmen seien Perlen, sagt Sarp – und er wolle eine Perlenkette schaffen. Von Zimmerli habe er immer geträumt, und das Unternehmen passe perfekt: «Es hat einen exzellenten Namen, eine grosse Geschichte, die richtige Grösse, und es arbeitet in einem Marktsegment mit viel Potenzial. Ein Beweis für die Zukunftsfähigkeit des Werkplatzes Schweiz.»

Zu flüssigen Mitteln kam die v. Nordeck Holding unter anderem durch den Verkauf von Kelly in Österreich.

Auch das Medizinaltechnikunternehmen Egomedical werde demnächst ganz veräussert, sagt Michael Sarp. Somit stehen schon bald weitere Mittel zum Ankauf neuer Perlen bereit.

Angesichts von Sarps Vergangenheit liegt es auf der Hand, dass eine Uhrenmanufaktur im Visier sein könnte. Er will allerdings über künftige Akquisitionen nichts verraten. Nur so viel: Firmen vom Schlage einer Künzli (Turnschuhe) oder einer de Sede (Polstermöbel) müsse ein Scout für die Holding aufspüren.

So ganz exakt – Sarp bestreitet dies nicht – passt Wernli nicht. Immerhin versuche man Richtung Manufaktur zu gehen. Neuster Coup sind Guetsli aus dunkler Schokolade, veritablem Guarana und frecher Reklame: «For men only.»