VERGÜTUNGSAUSSCHUSS. Die Vorgaben sind klar: Der Gesamtverwaltungsrat entscheidet über die Honorierung der einzelnen Mitglieder. Bei gewichtigen Publikumsgesellschaften geschieht dies in der Regel auf Antrag des Vergütungskomitees. In der «Handelszeitung»-Umfrage zeigen sich allerdings Nuancen. Da wird in einigen Fällen vermerkt, der Verwaltungsratspräsident anstatt des gesamten Aufsichtsgremiums sei für die Salarierung zuständig. Speziell die Arbeit des zuständigen Verwaltungsratsausschusses wird nach aussen nur bruchstückhaft dargestellt.
«Wenige Unternehmen ermöglichen dem Leser ihres Geschäftsberichts einen Einblick in die Arbeitsweise des Compensation Committees», heisst es in einer Studie von Kirchhoff Consult und Hostettler & Partner zur aktuellen Vergütungsberichterstattung. Zudem ist ein derartiger Ausschuss bei den grossen Gesellschaften noch keine Selbstverständlichkeit. Professor Peter Leibfried von der Universität St. Gallen hat bei einer Befragung festgestellt, dass lediglich rund 40% über einen Vergütungsausschuss verfügen. Dabei lässt sich für den Accounting-Spezialisten durchaus ein Zusammenhang zwischen der Höhe der Vergütung und dem Vorhandensein eines solchen Gremiums vermuten: «Offensichtlich führen die darin geführten Diskussionen zu einer generell verhalteneren Vergütungspolitik».
Disziplinierung
Erste Auswirkungen dieser Disziplinierung zeigen sich bei einem mehrjährigen Vergleich der VR-Honorare. Ab 2003 schnellten die Vergütungen im zweistelligen Prozentbereich nach oben. Nun ist für 2006/07 erstmals eine Abflachung auf 5% zu beobachten. Für Headhunter Bjorn Johansson, Chef der Dr. Bjorn Johansson Associates, kommt dies überraschend. Weil die Firmen ihre Aufsichtsgremien laufend professionalisieren, würden sie entsprechend nach den besten Leuten Ausschau halten: «Wir sehen noch immer einen klaren Aufwärtstrend bei den Salären.» Einzelne Verwaltungsräte sind allerdings dazu übergegangen, nicht das Basissalär anzuheben, sondern einen allfälligen Mehraufwand separat zu vergüten. Klassisches Beispiel ist der Rückversicherer Converium. Dort liess sich Verwaltungsratspräsident Markus Dennler in der Phase des (erfolglosen) Abwehrkampfes gegen die französischen Scor mit speziell ausgehandelten Tagessätzen zusätzlich entschädigen.Im internationalen Vergleich liegen die Schweizer Verwaltungsratshonorare auf einem hohen Niveau. «Es ist für einen Ausländer attraktiv, ein solches Mandat anzunehmen», sagt Bjorn Johansson. Kommt dazu, dass sich die Top-Manager aus dem angloamerikanischen Raum eine äusserst transparente Berichterstattung gewohnt sind. Ähnliche Regelungen gelten gemäss dem neuen Aktienrecht künftig auch für die Mitglieder des Verwaltungsrates. Ihre individuellen Entschädigungen müssen im Geschäftsbericht aufgeführt sein. Was heisst dies für die weitere Entwicklung der VR-Saläre? «Die Honorare werden nach oben angepasst», ist Bjorn Johansson überzeugt.
Variable Vergütung
Vergütungsexperten bemängeln, dass die Strategien und Instrumente bei der Salarierung zu wenig transparent dargestellt sind. Stephan Hostettler von Hostettler & Partner ist ein Befürworter von Aktien- und Optionenprogrammen: «Die variable Vergütung muss als Teil der tatsächlich realisierten inneren und äusseren Wertschaffung sichtbar sein.» Dagegen hält er nichts davon, wenn die Generalversammlung jährlich über die Lohnpakete für den Verwaltungsrat entscheidet.