Nach über einem halben Jahr ist die grosse Frage noch nicht geklärt: Lässt sich in der Schweiz ein eigenes Fernbusnetz erfolgreich betreiben?

Seit Juni fahren sechs Fernbusse des privaten Busunternehmens Eurobus durchs Land. Oft mit tiefer Auslastung. Roger Müri, der die Fernbus-Sparte leitet, glaubt an den Erfolg. Gleichzeitig betont er: «Wir sind noch nicht über dem Berg.»

Angepeilt ist eine Auslastung von 50 Prozent – momentan seien in den Bussen durchschnittlich mehr als 10 Prozent der Plätze belegt. Genaue Zahlen gibt Müri keine bekannt: «Vom Ziel sind wir aber noch weit entfernt», sagt er.

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Neuen Doppelstöcker mit Gratis-WLAN und Co.

Noch fahren viele Busse also praktisch leer durchs Land. Das soll sich ändern. Eurobus hat jüngst vier Millionen Franken für moderne Gefährte investiert. Im Einsatz sind die sechs neuen Doppelstöcker seit diesem Jahr. Neben eingebautem Snack-Automat, rollstuhlgängiger Toilette, Gratis-WLAN, Steckdosen und USB-Buchse unter jedem Sitz bieten die Busse eine Live-Ortung, damit der Passagier an der Haltestelle auf seinem Smartphone verfolgen kann, wo er sich gerade befindet.

Nützlich ist das etwa bei Verspätungen, damit man nicht zwingend an der Haltestelle warten muss. Auf Monitoren in den Bussen erhalten die Passagiere Informationen über die Haltestellen und Verbindungen. Im Frühling bekommen die Busse zudem noch Fahrradträger.

Weniger Haltestellen sollen mehr Passagiere bringen

Mehr Passagiere erhofft sich Müri auch durch die Entschlackung des Netzes. Im Dezember strich er die wenig nachgefragten Linien zwischen Chur und Zürich sowie zwischen Martigny und Sion. Insgesamt reduzierte Eurobus die Haltestellen von 36 auf 19. Und verkürzte so die Fahrzeit zwischen den Destinationen. «Wir setzen nun noch stärker auf Städte mit hoher Frequenz und guten Standorten», sagt Müri. 

Eurobus

Eurobus hat seit diesem Jahr sechs neue Fernbusse im Einsatz.

Quelle: Bastian Heiniger

Bedient werden derzeit die Haltestellen auf den Linien St. Gallen—Genf Flughafen, Zürich Flughafen—Montreux und Basel—Flughafen Lugano. Die Paradestrecke ist laut Müri Zürich—Bern, als «Shootingstar» bezeichnet er Zürich—Luzern, die erst seit Dezember gefahren wird. 

Die Passagierzahl hochschrauben soll auch die Kooperation mit den SBB. Seit Dezember sind die Fernbusse ins Schweizer öV-Netz eingebunden. Passagiere können nun ihre Tickets direkt in der SBB-App lösen oder an Automaten und Schalter kaufen. Einerseits erweisen sich die SBB als Partner, gleichzeitig lassen die Bundesbahnen ihre Muskeln spielen. Beweisen lasse sich das zwar nicht, sagt Müri. «Ich habe aber das Gefühl, dass die SBB genau auf den Strecken mehr Sparbillette anbieten, wo auch wir fahren.» Davon profitiert zumindest der öV-Nutzer. «Das neue Angebot belebt offenbar den Markt.»

Touristen als grösste Kundengruppe

Genutzt werden die Fernbusse derzeit primär von ausländischen Touristen. Weitere Kundengruppen sind laut Müri Jugendliche und Studenten sowie Tagesausflügler. Gewinnen will er besonders Kunden, die bisher kaum mit dem öV unterwegs sind. Bald wird ein Mitarbeiter fürs Marketing an Bord kommen – er soll die Marke Swiss-Express, unter der die Fernbusse von Eurobus laufen, bekannter machen.

Eine Marktlücke sieht Müri zudem in Früh- und Spätverbindungen zu den Flughäfen, wenn keine Züge fahren. Eurobus will nun ein Konzept erarbeiten und später eventuell beim Bundesamt für Verkehr ein Konzessionsgesuch einreichen.

Die verschiedenen Massnahmen sollen die Passagierzahlen nach und nach heben. Wann die durchschnittliche Auslastung von mindestens 50 Prozent erreicht werden soll, ist nicht definiert. Müri sagt es so: «Sieht man nach drei Jahren keine klare Steigerung, müssen wir uns grundsätzliche Fragen stellen.»