Boote werden glücklicherweise mehr im Wasser als auf dem Land bewegt. Doch wenn Ferien an einem Gewässer einer entfernten Destination geplant sind und das Schiff transportiert werden soll, ist Sorgfalt bei der Evaluation von Zugfahrzeug und Anhänger angesagt. Wer seine nautische Kostbarkeit aus Mahagoni, Stahl oder Kunststoff von Wasser zu Wasser verschiebt, kann einen Bootstrailer chartern oder kaufen.
Aber aufgepasst: Die so genannten Schnäppchen sind mit allergrösster Vorsicht zu geniessen, besonders wenn es im Angebot dann noch heisst: «Der Bootstrailer stand fünf Jahre ungebraucht im Garten, weil das Boot in dieser Zeit immer im Wasser war ...»
Anhängergewicht muss berücksichtigt werden
Zu einem edlen Schiff gehört das entsprechende Transportgerät. Leichtmetallfelgen, die wegen ihres geringen Eigengewichts mehr Ladekapazität zulassen, ein hydraulisches Bremssystem und ausgereifte Technik sollen für die optimale Sicherheit auf allen Strassen sorgen.
Ein Porsche Cayenne kann bis zu 3,5 t an den Haken nehmen. Wenn daran ein nach Mass gefertigter, auf einem verwindungssteif verschweissten Stahlrahmen aufgebauter Trailer mit einem durch V-Traversen tiefen Schwerpunkt auf einem verstellbar Breitspurfahrwerk mit Einzelradfederung und Radnaben mit zweireihig gekapselten Schrägkugellagern sowie qualitativ hochwertigen Breitreifen hängt, ist das ein Traumgespann.
Es muss aber nicht immer Kaviar sein. Doch diese Zugkomposition dokumentiert, dass im Preisgefüge von deutlich über 100000 Fr. mehrere «Rolls-Royce» als Zugfahrzeug für ein geradezu ideales Gespann geordert werden können. Die ohne Exoten und Direktimporte gerechnet in der Schweiz vertretenen 55 Automarken bieten über 4000 verschiedene Typen an, die sich rein theoretisch fast alle in einer Form als Zugfahrzeug einsetzen lassen.
Limousinen, Kombis und Vans: Ja, aber ...
Die zulässige Anhängelast der breitgefächerten Angebotspaletten an Limousinen, Kombis und Vans beginnt bei 1,3 t und reicht bis 1,9 t. Da darf das Schiff auf dem Hänger kein allzu grosses Eigengewicht mehr haben, denn die zulässige Anhängelast errechnet sich aus Schiff und Trailer. Bei einem 1600 kg schweren Boot und einem 400 kg schweren Anhänger sind das 2 t. Das Betriebsgewicht des Anhängers darf also nicht über der Anhängelast liegen.
Je nach Motorisierung, Kraft und Eigengewicht, insbesondere aber mit permanentem Allradantrieb, verdienen Limousinen, Kombis und Vans genügende bis gute Bewertungen für den Bootstransport, eher selten aber ideale.
Die zulässige Anhängelast der Sport Utility Vehicles (SUV) beginnt bei 1,5 t und reicht bis 3,5 t. Der permanente Allradantrieb eignet sich sehr gut zum Anhängerziehen. Wenn zum Beispiel auf einer Naturstrasse beschleunigt wird, erfolgt der Antrieb automatisch auf allen vier Rädern. Beim Verzögern wird die Bremskraft automatisch verteilt. Robuste Geländewagen, deren Karosserie auf einen massiven Rahmen aufgesetzt ist, bieten in der Regel auch ein Gelände-Reduktionsgetriebe und damit die besten Zugeigenschaften zum Beispiel bei steilen Einwässerungsrampen oder auf naturbelassenen Trockenplätzen. Mit den heutigen Generationen dieser Offroader sind Fahren wie mit einem PW und optimaler Langstreckenkomfort angesagt.
Schwere Allrader wie der Nissan Patrol sind zudem bekannt dafür, viel an den Haken nehmen zu können (bis 6 t). Entsprechend gross ist aber ihr Durst. Benziner langen an der Tankstelle mehr zu, während Dieselmodelle allgemein zurückhaltender sind.
Schwere Allrader können viel an den Haken nehmen
Geländewagen sind aufgrund ihres hohen Eigengewichts bei der Standfähigkeit als Zugfahrzeug fahrsicherer. Auf keinen Fall jedoch darf permanent mit dem eingeschalteten Allradantrieb gefahren werden, weil der Verschleiss der Komponenten dabei viel zu gross wäre. Allrad ist dann einzuschalten, wenn im Gelände oder auf schneebedecktem oder rutschigem Untergrund gefahren wird.
Anhängehaken
Abnehmbare Kupplungen sind sicherer
Wer sein Zugfahrzeug für Bootstransporte nur zu 5% einsetzt, tut gut daran, einen abnehmbaren oder versenkbaren Anhängehaken montieren zu lassen. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass Auffahrunfälle auf den Anhängehaken das Fahrzeug weniger schädigen. Auch so kann es zu Verschiebungen des Chassis kommen; Schäden, die nur durch Ausmessen festgestellt und auf der Richtbank wieder ins Lot gebracht werden können. Für Zugfahrzeuge, die mehr als die üblichen 5% im Einsatz sind, ist die Anschaffung entsprechender Pneus in Erwägung zu ziehen, denn Reifen, die serienmässig auf Hochgeschwindigkeitsfahrzeugen wie zum Beispiel den über 250 km/h schnellen Porsche Cayenne montiert werden, sind nur sehr bedingt für loses Terrain geeignet.