Bei einem Zugunglück in Granges-près-Marnand im Kanton Waadt sind am Montag ein Mensch getötet und 35 weitere verletzt worden. Stunden nach dem Unfall bargen die Rettungskräfte am frühen Dienstagmorgen die Leiche eines Lokführers. Er war bei der Frontalkollision zweier Regionalzüge im Wrack seiner Lokomotive eingeklemmt worden.

Der Unfall geschah am Montagabend um 18.45 Uhr auf der Strecke Palézieux-Payerne VD. Zur Kollision kam es, als ein Zug den Bahnhof verlassen wollte, während der andere gerade ankam, wie Pierre-Olivier Gaudard, Mediensprecher der Kantonspolizei Waadt sagte. Einer der Züge war von Lausanne Richtung Payerne VD unterwegs, der andere fuhr die gleiche Strecke in der Gegenrichtung.

«Ein schrecklicher Lärm»

Die beiden Züge verkeilten sich beim Aufprall ineinander, aber kein Bahnwaggon entgleiste. «Wir haben einen schrecklichen Lärm gehört», sagten Anwohner der Nachrichtenagentur sda.

In den beiden Zügen befanden sich insgesamt 46 Personen, alles Schweizer. Nach Angaben der der Kantonspolizei Waadt wurden 35 Passagiere verletzt, fünf davon schwer.

26 Verletzte wurden in verschiedene Spitäler gebracht, darunter die Spitäler Yverdon, Payerne, Montreux und Freiburg sowie das Universitätsspital in Lausanne. Die anderen Verletzten wurden vor Ort gepflegt und erhielten psychologische Unterstützung.

Vor Ort im Einsatz waren mehrere Ambulanzen, Polizeipatrouillen, die Feuerwehr von Broye-Vully sowie ein Helikopter der Rega. Die SBB richtete unter der Nummer 0800 722 233 eine Hotline für Betroffene und Angehörige ein.

Schwierige Bergungsarbeiten

Ein 200-Tonnen-Kran und andres schweres Rettungsgerät stand im Einsatz, um die ineinander verkeilten Züge zu trennen. Dutzende Helfer beteiligten sich in der Nacht und am frühen Morgen im Scheinwerferlicht an den Bergungsarbeiten.

Gegen 01.30 Uhr gelang es der Feuerwehr, die beiden Züge zu trennen. Den Lokführer, der in seiner Führerkabine eingeklemmt war, konnten sie nur noch tot bergen.

Die Aufräumarbeiten wurden am frühen Dienstagmorgen fortgesetzt. Laut Polizei bleibt die Strecke Payerne-Lucens den ganzen Tag gesperrt.

Ursache unklar

Insgesamt waren mehr als 30 Ambulanzen, 34 Ärzte und Rettungssanitäter sowie 37 Polizisten und 28 Feuerwehrleute am Einsatz beteiligt.

Die Unfallursache war zunächst noch unklar. Die Schweizerische Unfalluntersuchungsstelle (SUST) eröffnete zum Unfall eine Untersuchung. Ein Experte traf kurz nach der Kollision an der Unfallstelle ein.

Schwere Unfälle vor zehn Jahren

Der Unfall in Granges-près-Marnand ist einer der schwersten der letzten Jahre in der Schweiz. Zugkollisionen mit über 40 Verletzten gab es zuletzt im Jahr 2003. Damals kam es gleich zu zwei schweren Unglücken.

In Gsteigwiler BE stiessen am 7. August 2003 zwei Züge der BOB zusammen, nachdem ein Lokführer ein Rotlicht überfahren hatte. 64 Personen wurden verletzt, ein Schwerverletzter starb später im Spital.

Am 4. Oktober 2003 stiessen im Bahnhof Zürich Oerlikon zwei Schnellzüge zusammen. Dabei gab es eine Tote und 45 Verletzte. Bei dem Richtung Schaffhausen fahrenden Zug waren ein Teil der Bremsen nicht in Betrieb.

(rcv/chb/sda)

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