Die SBB bieten ein neues Kombi-Abo: Das Generalabonnement wird verbunden mit dem Zugriff auf Elektroautos. Die sogenannte «SBB Green Class» ist ab dem 20. September für die erste oder die zweite Klasse verfügbar. Bei den Elektrofahrzeugen können Nutzer zwischen vier Modellen wählen: Neben dem BMW i3 ist noch der Nissan Leaf 2, der VW e-Golf und der Tesla S erhältlich. 

So kostet das 1. Klasse-GA in Kombination mit einem Tesla S rund 2330 Franken – pro Monat. Mit dem 2. Klasse-GA sind es 2060 Franken. Das günstigste Auto im Kombi-Angebot ist der BMW i3 ab 940 Franken monatlich inklusive 2.-Klasse-Generalabonnement. Bei «Green Class» erhält der Kunde das Auto während der gesamten Abo-Laufzeit.

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Versicherung inklusive

Es ist ein Schritt weg vom Besitz, ermöglicht aber immer noch eine Art «private» Nutzung, sagt Fabian Scherer, Co-Leiter von SBB Green Class am Donnerstag bei der Präsentation in Zürich. Dabei orientieren sich die SBB auch an den grossen Autobauern, die vermehrt Abo-Modelle anbieten. Beim Abschluss des Abos könne man zum Tesla-Vertreter und das Auto gleich mitnehmen. Die SBB verwenden absichtlich nicht den Begriff Leasing oder Miete, sondern redet von «Gebrauch», so Scherer. 

Die Laufzeit des Abos beträgt 12 bis 48 Monate. Im Kombi-Abo enthalten sind auch das Angebot des Carsharing-Dienstes Mobility und das Bikesharing mit PubliBike. Dazu kommen Gratis-Parkplätze an Bahnhöfen. Service und Versicherungen inklusive Fremdlenkerversicherung sind inbegriffen. «Die Mobilitätskosten sind meist höher als man denkt. Wir bieten einen Fixpreis», sagt Scherer. Zudem bestünden Wartezeiten bei der Bestellung von Elektroautos, «wir können diese sofort liefern», so Scherer.

Rundum-Mobilität möglich

Die SBB wollen mit diesem Angebot Schweizer erreichen, die ein GA und ein privates Fahrzeug kombinieren. Vor allem für diese Doppelnutzer sei das Angebot besonders interessant, sagt Scherer. Heute besitzen rund 230'000 Personen in der Schweiz ein Generalabonnement sowie einen Privatwagen. Schwerer glaubt trotz «Pay-per-use»-Angeboten wie Fairtiq an die Zukunft des Generalabonnements: «Die Sorglosigkeit beim Reisen ist den Preis wert.»

SBB Green Class» soll eine reibungslose Tür-zu-Tür-Mobilität ermöglichen. Dabei können alle Dienstleistungen über den «Swiss Pass» abgewickelt werden. «Die Kombination der Angebote entspricht einem klaren Kundenbedürfnis der Zukunft», sagt Scherer. Dabei würden vor allem Nutzer, die ausserhalb der Schweizer Städte wohnen, von der Green Class profitieren. Die SBB tüfteln an weiteren Angeboten für die letzte Meile zum Bahnhof. Ein Pilotprojekt wird zurzeit mit einem fahrerlosen Shuttle-Bus in Zug durchgeführt. «SBB Green Class ist wie ein Startup innerhalb des Unternehmens», sagt Scherer.

Ökologischer Fussabdruck wird besser

Bei dem neuen Projekt geht es aber auch um einen Beitrag zum Klimaschutz: In der Auswertung der Daten von rund 140 Testpersonen, die von Mitte 2016 bis Frühjahr 2017 probeweise mit der Green Class unterwegs waren, ist eine klare Veränderung des Mobilitätsverhalten zu erkennen. Dabei hatten sie einen BMW i3 zur Verfügung. «Die Leute sind über 11 Prozent mehr mit dem Zug gefahren als davor. Dazu haben die Leute mehr Elektroautos verwendet», sagt Scherer.  Letztlich hätte sich der C02-Ausstoss pro Person um über 20 Prozent verringert, wie die Analyse der Daten durch die ETH zeigt.

Das Sammeln von Daten wird bei den SBB in Zukunft noch wichtiger, besonders bei der Kombination von verschiedenen Mobilitätsangeboten: «Wir können mit neuen Echtzeit-Daten den Kunden künftig noch genauer sagen, wann sie wie welches Verkehrsmittel benutzen sollen», sagt Scherer. Dafür müsse man aber auf die Daten der Nutzer greifen. Bei den SBB seien die Leute teilweise kritischer mit dem Teilen der Daten als bei den grossen Playern aus dem Silicon Valley, meint Scherer.

Kombination von ÖV, Carsharing und Velos

Der Launch von SBB Green Class geht auch einher mit dem vom Bundesrat veröffentlichen Aktionsplan zur Digitalen Schweiz. Der Bund möchte bessere Rahmenbedingungen für Mobilitätsangebote schaffen die ÖV, Fuss-und Veloverkehr sowie Car-Sharing und Taxis miteinander verbinden. Ziel sei eine nahtlose Dienstleistung von A nach B.

Die Green Class ist ein erstes Vorhaben in diesem Rahmen. Dazu möchten die SBB aber auch das Projekt «SmartRail 4.0» verfolgen, bei dem eine höhere Zugdichte und allenfalls eine Automatisierung der Züge angestrebt wird.

Pendlerverkehr durch neue Arbeitszeiten entlasten

Doch die SBB wollen nicht nur in Kombi-Dienste und den Ausbau der Infrastruktur investieren, sondern auch in anderen Bereichen aktiv sein. So arbeite man mit Arbeitgebern zusammen, um sie gegenüber neuen Arbeitszeitmodellen zu sensibilisieren, die sich auf den Pendlerverkehr auswirken können. Dabei wolle man das mobile und flexible Arbeiten fördern, um die Taktung zu entlasten, heisst es.

Die SBB wollen so ihrem Ruf als innovatives Transportunternehmen gerecht werden – sie wurde im März 2017 von der New Yorker Wirtschaftszeitschrift «Fast Company  in die Top Ten der innovativsten Transportunternehmen der Welt gewählt. Scherer sagt, hier gebe es keinen anderen Weg als den multimodalen: «Die Zeit, in der man verschiedenen Verkehrsmittel gegeneinander ausspielt sind, endgültig vorbei».