Die Migros expandiert weiter im Gesundheitsmarkt. Der «orange Riese» übernimmt das Schweizer Geschäft der Apothekenkette Zur Rose für rund 360 Millionen Franken. Zur Rose will sich derweil auf das Geschäft in Deutschland konzentrieren.
Damit weiten die Migros-Gesundheitstochter Medbase und Zur Rose Schweiz ihre Zusammenarbeit aus, wie beide Firmen am Freitag in einem Communiqué bekannt gaben: «Sämtliche Gesellschaften werden weiterhin an den bestehenden Standorten und unter den bestehenden Namen tätig sein. Alle Mitarbeitenden werden übernommen.» Zur Rose Schweiz wird mit allen operativen Einheiten aus der Zur-Rose-Gruppe herausgelöst.
Die bestehende Zusammenarbeit zwischen Medbase und Zur Rose Schweiz werde unter einem Dach weitergeführt: Dies betreffe namentlich das Gemeinschaftsunternehmen der Shop-in-Shop-Apotheken sowie den gemeinsamen Online-Marktplatz. Der Zusammenschluss müsse noch von der Eidgenössischen Wettbewerbskommission (Weko) genehmigt werden.
687 Millionen Umsatz
Zur Rose Schweiz erzielte im Geschäftsjahr 2022 einen Umsatz von 687 Millionen Franken. Die Betriebsgewinnmarge vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) betrug rund 3 Prozent, wie Zur Rose mitteilte. Damit würde sich der Betriebsgewinn auf rund 20 Millionen Franken belaufen.
Die Migros und Zur Rose arbeiten schon seit Jahren eng zusammen. 2017 wurde die erste Zur-Rose-Apotheke in einer Migros-Supermarktfiliale in Bern eröffnet, inzwischen gibt es acht solche Shop-in-Shop-Filialen. Im Weiteren gehört noch eine Apotheke am Gründungsort Steckborn TG zu Zur Rose.
Neben den Apotheken umfasst die Übernahme auch den Hauptsitz von Zur Rose Schweiz in Frauenfeld, wo sich auch das Logistikzentrum befindet, sowie weitere kleinere Firmen, wie etwa ein Unternehmen in Winterthur, das Software für Arztpraxen herstellt. Insgesamt wechseln 480 Angestellte zu Medbase, wie eine Zur-Rose-Schweiz-Sprecherin auf Anfrage sagte.
Förderung von Managed Care
«Die Kompetenzen unserer beiden Unternehmen ergänzen sich ideal», wird Medbase-Gründer und -Chef Marcel Napierala im Communiqué vom Freitag zitiert. «Während Medbase über eine breite Palette physischer Angebote verfügt, die von der Prävention über die Akutmedizin bis zur Rehabilitation reicht, bringt Zur Rose Schweiz in der Medikamentenversorgung eine grosse Technologie- und Prozesskompetenz mit», hiess es. Gemeinsam werde man die Patienten entlang der gesamten Behandlung begleiten und damit Hindernisse in der ambulanten Grundversorgung abbauen.
Die Patientenbedürfnisse hätten sich im Zuge der Digitalisierung stark verändert, erklärt die Migros. Die Kombination aus digitalen Angeboten und physischen Anlaufstellen biete den Patienten einen schnellen Zugang in der Grundversorgung. Gemeinsam würden Medbase und Zur Rose Schweiz die integrierte Versorgung im Rahmen der Hausarztmedizin und von Managed Care fördern. Medbase betreibt mit rund 3200 Angestellten mehr als 160 medizinische Zentren, Apotheken und Zahnarztzentren in der Schweiz.
Grosser Deal vor Abgang von Migros-Chef
Mit dem Deal hat Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen kurz vor seinem Abgang noch eine grössere Übernahme unter Dach und Fach gebracht. Zumbrunnen hatte im Oktober überraschend bekannt gegeben, auf Ende April zurückzutreten. Der Romand hat während seiner Zeit an der Spitze der Migros das Gesundheitsgeschäft stark ausgebaut, war aber damit gescheitert, das schwerfällige Supermarktgeschäft der Migros profitabler zu machen.
Zu Zumbrunnens Nachfolger wurde am Donnerstag Denner-Chef Mario Irminger ernannt. Der Discounterspezialist soll die ganze Migros-Gruppe effizienter machen. Die Supermärkte sind die grösste Baustelle der Migros-Gruppe. Dort läuft Coop laut Branchenexperten der Migros langsam aber sicher den Rang ab.
Dass Coop die Differenz zur Konkurrentin verringern konnte, liegt auch an der Struktur der Läden. Coop hat ein dichteres Netz mit kleineren Filialen, während die Migros eher auf grosse Standorte setzt. Das war in den Pandemiejahren ein Nachteil für die Migros.
Ein Bremsklotz bleibt die schwerfällige Struktur der Migros, bei der die regionalen Genossenschaften stark die Geschicke steuern. Coop wird zentral von Basel aus geleitet. Jeder Versuch, die Führungsstrukturen der Migros zu modernisieren, ist in den letzten Jahren gescheitert. Immerhin prüft die Migros derzeit, wie das Supermarktgeschäft künftig in einer eigenständigen, zentral gesteuerten Gesellschaft geführt werden kann. Das bedeutet konkret: Kosten sparen.
Befreiungsschlag für Zur Rose
Der Apothekengruppe Zur Rose gelingt mit dem Verkauf des Schweizer Geschäfts im Gegenzug der Befreiungsschlag: Das börsenkotierte Unternehmen mit Sitz im Thurgau wird mit einem Schlag seine ihre Schulden los und will sich künftig auf den deutschen Markt konzentrieren. Das Schweizer Geschäft stand für gut 37 Prozent des Konzernumsatzes, der 2022 bei 1,84 Milliarden Franken lag.
Die Zur-Rose-Aktie legte nach der Meldung um mehr als 30 Prozent zu.
(awp/gku)
2 Kommentare
...... und will sich künftig auf den deutschen Markt konzentrieren.
Zum Jahresende 2022 schloss die Zur-Rose-Gruppe die Logistik in Bremen und beerdigte die Marke Eurapon. Aber Zur Rose hat ja noch/schon die Versandapotheke DocMorris sowie den Telemedizin-Anbieter TeleClinic.
Da hat ZUR ROSE ja prächtig verhandelt, noch letztes Jahr (okt-dec) hätte man für diesen Preis die ganze ZUR ROSE GROUP bekommen.