Sein Amt ist nicht leicht. Als VR-Präsident der Schlatter-Gruppe hat er die ganze Konzernleitung austauschen und auch seinen Sohn entlassen müssen.
Die Schlatter Holding hat den Verwaltungsrat ausgetauscht. Ihr Sohn verlässt das Gremium und Sie bleiben. Das sieht wie ein Rauswurf aus?
Hans R. Schlatter: Es geht ja nicht nur um meinen Sohn. Unser Unternehmen geht durch einen schwierigen Prozess der Restrukturierung. Wir haben uns deshalb geeinigt, dass der Verwaltungsrat in corpore zurücktreten soll, ich aber als Vertreter der Familie übrig bleibe.
Es ist doch eher ungewöhnlich, dass der Vater bleibt und der Sohn geht?
Schlatter: Ja, das ist ungewöhnlich.
Sollte es nicht eher umgekehrt sein?
Schlatter: Es ist einfach so. In Zukunft werden bei uns auch die Banken dahinter stehen, wenn wir unser Unternehmen mit einem neuen Gremium führen werden.
Haben die Banken die jetzige Lösung diktiert?
Schlatter: Die Banken haben das nicht diktiert. Die neuen VR-Mitglieder sind nicht von den Banken eingesetzt, sondern es handelt sich um Leute, die wir kennen. Aber die Banken haben diese Lösung akzeptiert.
Dann sieht es von aussen betrachtet doch sehr nach einem Generationenkonflikt aus. Etwas hart formuliert: Der Vater wirft den Sohn hinaus.
Schlatter: Nein, so ist es nicht. Wir haben uns beide darüber unterhalten und sind zum Schluss gekommen, dass es so sein soll. Im Moment bin ich der Vertreter der Familie Schlatter als Mehrheitsaktionärin.
Nun bleiben Sie im Gremium, und es werden Ihnen drei neue VR-Mitglieder zur Seite gestellt. Damit ändert sich die Kultur im Unternehmen?
Schlatter: Das ist notwendig und Teil des ganzen Umbaus dieser Firma.
Werden Sie dabei selbst auch eine neue Rolle übernehmen?
Schlatter: Ja sicher. Ich glaube, dass meine Integrationsfähigkeiten innerhalb des VR und der ganzen Firma noch mehr verlangt sind.
Wird der neue VR professioneller?
Schlatter: Ich würde sagen anders. Es waren auch in der alten Zusammensetzung die nötigen Kompetenzen am Tisch.
Und wie lange werden Sie noch im Verwaltungsrat bleiben?
Schlatter: Solange ich diese Aufgabe gesundheitlich noch gut bewältigen kann, bleibe ich. Doch in meinem Alter ist das natürlich eine Frage der Zeit.
Und Hans W. Schlatter, Ihr Sohn, nimmt das alles so hin?
Schlatter: Wir haben das in der Familie ausdiskutiert und sind zum Schluss gekommen, dass es für die Zukunft des Unternehmens so am besten ist. Zusätzlich verfügen wir mit Lucas Grolimund jetzt ja auch über einen jungen CEO, der zwar als Erster nicht aus der Familie kommt, aber das Unternehmen ganz in unserem Sinne führt.
Schlatter im Umbruch: Die Schlatter-Gruppe steckt in der Krise. Im ersten Semester schrieb der Spezialist für Schweisstechnik bei einem Umsatz von 78 Mio Fr. einen Verlust von 6,4 Mio. Das Ziel, den Vorjahresverlust von 11,5 Mio Fr. zu halbieren, ist ausser Reichweite. Die Unternehmensleitung hat sich daher für harte Massnahmen entschieden. Ein Fünftel des Personals wird entlassen. Die Gründerfamilie zieht sich bis auf einen VR-Posten aus der Firma zurück. Die operative Führung beim liegt seit gut einem Monat bei Lucas Grolimund.