Kann man die industrielle Verantwortung und Vergangenheit, die Sie mit der Zellweger Luwa Gruppe verbindet, einfach so aufgeben?

Thomas Bechtler: Wir sind mit all unseren Einheiten emotional verbunden. Auf der anderen Seite hat man auch eine rationale Seite in sich, und die muss bei solchen Entscheiden überwiegen. Wir haben hier nur die rationalen Argumente in die Waagschale gelegt und haben das «Best Owner»-Prinzip ins Zentrum unserer Analyse gesetzt.

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Was ist unter Best-Owner-Prinzip zu verstehen?

Bechtler: Dies heisst, eine Firma hat dann die besten Zukunftsaussichten und kann sich dann am besten entwickeln sowie für die Kunden und Mitarbeiter da sein, wenn sie sich beim besten Eigentümer befindet.

Der Sie nicht mehr sind oder nicht mehr sein wollen?

Bechtler: Die Analyse hat ergeben, dass sich sowohl Zellweger Analytics wie auch Luwa von uns als «Best Owner» entfernt haben. Analytics hat sich zu den so genannten Fortune 500 Firmen hinbewegt, und wir haben gesehen, dass grosse Konzerne wie GE, UTC und Honeywell in den letzten zwei Jahren sehr stark als Käufer von Firmen in unserem Bereich aufgetreten sind. Dies heisst für uns, dass wir nicht mehr ein kleiner Player in einer Nische sein konnten, sondern wir gehen unter in einem grösseren Markt. Daraus haben wir die Konsequenzen gezogen.

Gilt dies auch für Luwa?

Bechtler: Bei der Luwa ist es umgekehrt. Das weltweite Geschäft, das wir zentral hier in Uster geführt haben, entwickelt sich zunehmend zu einem lokalen Geschäft. Das heisst, unser Overhead, mit dem wir das Geschäft steuern, kann eigentlich nicht mehr getragen werden. Womit die besten Eigentümer die lokalen Gesellschaften sind.

Es ist nicht mangelndes Interesse an den industriellen Geschäften, die zum Verkauf führen, sondern eine Notwendigkeit?

Bechtler: Absolut. Sonst würde man uns falsch interpretieren. Wir sind äusserst interessiert an unseren Geschäften, und wir werden auch die Schiesser Gruppe weiterentwickeln.

Wieso wollen Sie an Schiesser festhalten. Es gibt doch kaum ein Geschäft, das so umkämpft ist wie das Textilgeschäft?

Bechtler: Die Lage bei Schiesser ist so, dass wir einerseits bei Schiesser in Europa eine sehr gute Marktstellung haben. Andererseits sind wir daran, unser Geschäft in China zu expandieren, wobei wir die Marke Schiesser auch in der chinesischen Distribution bereits sehr gut eingeführt haben und sehr hohe Wachstumsraten erzielen.

Geplant ist auch ein IPO der Schiesser Gruppe. Wie konkret sind diese Pläne?

Bechtler: Der Markt, in dem Schiesser tätig ist, befindet sich in Europa zurzeit in einem grossen Veränderungsprozess. Dies bedingt für die Zukunft eine gewisse Grösse, die wir für Schiesser benötigen, was einen IPO nicht ausschliesst.

Wann soll dies sein?

Bechtler: Nicht vor 2007.

Was werden Sie selbst nach dem Verkauf tun. Werden Sie sich weiter als Industrieller engagieren oder sich eher zurückziehen?

Interview: Christian Huggenberg

Thomas W. Bechtler, Vorsitzender der Hesta AG

Finanzanlagen statt Industrie: Mit der Veräusserung von Zellweger Analytics (Gasanalyse) an Honeywell sowie dem geplanten Verkauf von Zellweger Luwa (Lüftungstechnik) mutiert die Hesta AG zu einer reinen Finanzholding. Gemäss Konzernspitze soll sich diese in Zukunft auf die Bewirtschaftung eines breiten Beteiligungs-Portfeuilles konzentrieren. Im abgelaufenen Geschäftsjahr erwirtschaftete Analytics mit 580 Mitarbeitern einen Umsatz von 202 Mio Fr., Zellweger Luwa erreichte mit 2800 Beschäftigten einen Umsatz von 606 Mio Fr.