Miteigentümerin und Miteigentümer eines Auktionshauses werden? Hier kommt die Gelegenheit: Ineichen Auctioneers, spezialisiert auf Luxus- und Sammleruhren, versteigert vom 20. Juli bis am 20. August online eigene Aktien. Basierend auf den Verkaufsresultaten liegt der Wert des Unternehmens bei 42 Millionen Franken. Alleine von März bis Mai hat es heuer 12 Millionen Franken eingenommen.
«Wir haben entschieden, 33 Prozent der Firma zu versteigern», sagt Artemy Lechbinsky, 33, zweifacher Familienvater und seit fünf Jahren Eigentümer und CEO des Auktionshauses. Die Käuferprovision, also das Aufgeld auf den Hammerpreis, entfällt dabei. Denn die hat Ineichen Auctioneers – als erstes Auktionshaus überhaupt – abgeschafft.
Auf die Frage, wieso man sich zur Aktien-Auktion entschlossen hat, sagt er: «Es ist ein guter Moment: Dadurch, dass die Schweiz die Blockchain-Technologie gesetzlich verankert hat, ist der Transfer von Aktien so einfach geworden wie noch nie.» Die Firma hat zudem Expansionspläne für den Mittleren Osten, Asien und die USA, für die sie ebenfalls Kapital braucht.
Bereits im Mai wurde in einem geschlossenen Live-Verkauf ein Lot, sprich ein Bündel von fünf Aktien, veräussert. «Das entspricht einem Anteil am Unternehmen von 0,5 Prozent.» Gestartet wurde bei 100’000 Franken. Geboten wurde in 10’000er-Schritten, bis schliesslich die Aktien für den Preis von 210’000 Franken den Besitzer wechselten.
«Auf der Grundlage dieses Höchstgebots werden wir im Juli nun 66 Lots versteigern», so Artemy Lechbinsky. Nur 499 Käufer werden zur Auktion zugelassen. So will es das Schweizer Gesetz. Wer mitbieten will, muss sich vorab einer KYC-Überprüfung unterziehen. KYC steht für «Know Your Customer», übersetzt: «Kenne deinen Kunden». Mit dieser Legitimationsprüfung, die auch für Banken und Versicherungen vorgeschrieben ist, soll Geldwäscherei verhindert werden. Diejenigen, die den Test bestehen, können auf so viele Lots bieten, wie sie möchten. «Im Maximum kann man auf 33 Prozent bieten. Man kann aber auch ein Gebot für 20, 10 oder 0,5 Prozent oder alles dazwischen abgeben», erklärt Lechbinsky.
Aktionäre sind mehr als nur Geldgeber
Ziel der Auktion ist nicht nur ein guter Erlös: «Wir sind auf der Suche nach Investoren, die zu uns passen, die unsere Ansichten und Konzepte teilen. Am besten wäre es, wenn sie ebenfalls aus dem Uhrensektor kämen.» Bei der ersten Aktien-Versteigerung im Mai stammten 80 Prozent der Interessenten aus der Uhrenindustrie.
«Ich rechne mit ein, zwei grossen Investoren, die mit 20 bis 25 Prozent einsteigen, wie das üblicherweise gemacht wird. Den Rest teilen sich dann kleinere Investoren», meint Artemy Lechbinsky.
Sofern die ausgewählten Investoren alle rechtlichen Vorgaben erfüllen, erhalten sie einen Kaufvertrag zur Unterzeichnung sowie ein Kaufzertifikat. Das Unternehmen behält sich jedoch vor, abgegebene Gebote bei Unregelmässigkeiten abzulehnen. Transferiert werden die Aktien über die digitale Blockchain-Plattform Daura. «Wir sind das erste Auktionshaus, das bei Blockchain registriert ist!», sagt Lechbinsky.
Wie bei traditionellen Aktien haben die Eigentümer ein Recht auf Dividenden und können an den jährlichen Aktionärsversammlungen teilnehmen. Und auch die ersteigerten Aktien können gewinnbringend weiterverkauft werden, sobald ihr Wert steigt. «Dies ist eine aufregende Zeit in der Geschichte der Firma, wir freuen uns auf diesen bahnbrechenden Event im Juli», sagt Artemy Lechbinsky.
Sie möchten Mitbesitzerin oder Mitbesitzer von Ineichen Auctioneers werden? Das renommierte, auf Uhren spezialisierte Schweizer Auktionshaus versteigert bis zu 33 Prozent seines Aktienkapitals. Die Auktion wird am 20. Juli eröffnet und dauert bis am 20. August.
Digitale Vorreiter
Technisch hat sich in dem 1973 von Peter A. Ineichen gegründeten und führenden Uhren-Auktionshaus der Schweiz vieles getan, seit es 2017 von Lechbinsky übernommen wurde. Innerhalb von drei Jahren wurde eine neue, hochmoderne IT-Infrastruktur etabliert.
In der Folge arbeitete das Unternehmen so erfolgreich wie seit 40 Jahren nicht mehr.
«Wir veranstalten die zeitlich begrenzten Auktionen auf unserer eigenen Plattform, die wir selbst entwickelt haben. Das ist eine Premiere für ein Auktionshaus. Vom Inventar bis zur Buchhaltung ist über unsere Software alles vernetzt», erzählt Artemy Lechbinsky. Andere Uhrenhändler haben ihm bereits Offerten für die Software gemacht, aber da winkt er entschieden ab: «Es ist nicht unser Ziel, sie zu verkaufen. Sie ist nur für uns gedacht.» Covid habe dazu geführt, dass inzwischen etwa 80 Prozent der Bieter ihre Gebote online abgeben, erzählt er weiter.
Seit Juni können Interessenten neu auch über eine App Versteigerungsobjekte studieren und mitbieten. Instant-Push-Benachrichtigungen helfen ihnen dabei, ihre Zeit während der Auktionen effizienter zu managen. Dank Blockchain- und Virtual-Reality-Technologie lassen sich Uhren bei Ineichen Auctioneers zudem virtuell anprobieren. Geplant ist auch eine Blockchain-basierte Plattform für Uhrenhersteller, -käufer und -sammler.
Neue Uhren-Versteigerung im August
In Sachen Auktionen gibt es beispielsweise im August weitere Uhren-Highlights des kultigen russischen Uhrmachers Konstantin Chaykin zu ersteigern, darunter eine Joker-, eine Minotaurus-, eine Dracula- und eine Minions-Uhr. Mindestgebot für den Joker: 15’000 Franken. Die restlichen genannten Uhren starten bei 20’000 Franken. «Ich habe früher europäische Uhren auf dem russischen Markt verkauft», erzählt Artemy Lechbinsky. «2012 kam ich für ein Jahr in die Schweiz, um Deutsch zu lernen. Innerhalb dieser Zeit änderte sich der Markt in Russland.»
Er habe danach angefangen, gebrauchte europäische Uhren aus Russland auf dem europäischen Markt anzubieten. So lernte er Konstantin Chaykin kennen. Uhrenkenner Lechbinsky: «Inzwischen sind Konstantin Chaykin und ich Freunde geworden.» Es dürften also nicht die letzten Chaykin-Uhren sein, die im August unter den Hammer kommen.