Der radikale Umbruch im Detailhandel hat auch einschneidende Folgen für die teuerste Strasse der Schweiz. Seit 2012 gab es an der Bahnhofstrasse über 40 Mieterwechsel. Erstmals seit vielen Jahren schrumpfte die Nachfrage für Retail-Flächen, was zu einem Rückgang der Mieten führte.
Die von Wüest Partner ermittelten Spitzenmieten fielen zwischen 2015 und 2017 um 10 Prozent. Laut Immobiliendienstleister Partner Real Estate fielen die Durchschnittsmietpreise an der mittleren Bahnhofstrasse von 6500 auf 5900 Franken pro Quadratmeter und Jahr.
Lange Mietersuche
Die Blase ist geplatzt. Jan Eckert, Schweiz-Chef des Immobilienberaters JLL spricht von der «grössten Krise der Bahnhofstrasse seit drei Jahrzehnten». Besonders betroffen ist die untere Bahnhofstrasse, wo die höchsten Frequenzen sind. Die Mietersuche verlängert sich, leere Flächen werden vorübergehend mit Pop-up-Stores besetzt. Vermieter und Händler suchen nun nach neuen Wundermitteln.
Eines davon könnte die Gastronomie sein. Globus baut den Gastrobereich in seinem Warenhaus radikal aus. Bald soll es auf jedem Stockwerk ein Café oder Restaurant geben. Das ehemalige Schild-Haus gleich nebenan wird teilweise zu einer gastronomischen Begegnungszone ausgebaut. Andere Warenhausbetreiber fahren eine ähnliche Schiene. Ob es an der Bahnhofstrasse zum Erfolg führt, bleibt offen. Restaurantketten können jedenfalls nicht die gleichen Mieten zahlen wie Retailer.
Zürichs Erfolgswirt Michel Péclard, der aktivste Gastronom an der Shoppingmeile, erarbeitet im Auftrag von Swatch-Chef Nick Hayek ein neues Konzept. Es soll Gastronomie, Mode, Uhren und Kunst an einem Standort zusammenbringen. Für Urs Küng von Partner Real Estate sind Ideen wie diese die die einzig richtige Lösung für die Bahnhofstrasse: «Nichts sollte mehr alleine stehen», sagt der Immobilienexperte.
Die Mietexzesse sind vorbei, der Detailhandel steckt in der Krise. Vermieter, Gastronomen und Warenhäuser suchen nach neuen Konzepten. Findet die teuerste Strasse der Schweiz wieder zu alter Form zurück? Mehr dazu lesen Sie in der neuen BILANZ, erhältlich ab Freitag am Kiosk oder mit Abo bequem im Briefkasten.