Stolz war die «Zürich», als sie letzten März verkünden durfte, mit Josef Ackermann einen der profiliertesten Manager der Schweiz zum Präsidenten erkoren zu haben. Nun könnte er dem Versicherer Reputationssorgen bereiten – dem Präsidenten droht eine Strafanklage.
Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Ackermann wegen versuchten Prozessbetrugs. Im Rahmen des Prozesses von Medienunternehmer Leo Kirch gegen die Deutsche Bank soll Ackermann mit anderen Bankvorständen Zeugenaussagen abgesprochen und Falschaussagen gemacht haben.
Kurz vor Weihnachten bekam die Sache Schub. Am 14. Dezember wurde das Urteil im Kirch-Prozess gesprochen und die Deutsche Bank zu einer Schadenersatzzahlung in noch unbestimmter Höhe verurteilt. Für Ackermann selber ist problematisch, dass der zuständige Richter Guido Kotschy dabei Zweifel an dessen Zeugenaussagen geäussert hat. Fast zeitgleich kam es zu zwei Razzien im Hauptsitz der Deutschen Bank in Frankfurt. Dabei fahndeten die Staatsanwälte auch gezielt nach Beweisen für ihren Verdacht. Die Betroffenen bestreiten die Vorwürfe, es gilt die Unschuldsvermutung. Ackermann wollte gegenüber der BILANZ nicht Stellung nehmen.
Inzwischen rechnen deutsche Medien mit einer Anklage gegen Ackermann. Für die «Zürich» heikel, dürfte doch ihr Präsident für Negativschlagzeilen sorgen und seine Autorität als Chairman in Mitleidenschaft gezogen werden. Zurich Insurance will dazu keine Stellung nehmen: «Es ist grundsätzlich die Politik von ‹Zürich›, laufende Verfahren nicht zu kommentieren», lässt die Firma ausrichten.
Ärgerlich dürfte für Ackermann sein, dass er das Kirch-Thema schon vor einem Jahr hätte abschliessen können, wenn die Vorstände seinen Vergleichsvorschlag nicht torpediert hätten. Koltschy hatte eine Lösung vorgeschlagen, bei dem die Deutsche Bank 775 Millionen Euro hätte zahlen sollen. Auch Ackermann selber hatte zu Ende seiner Amtszeit bei der Deutschen Bank eine aussergerichtliche Einigung ins Spiel gebracht, doch der Vorstand folgte ihm nicht. Wohl ein Fehler, wie der verlorene Prozess beweist, in dessen Folge der Bank Schadenersatzforderungen von bis zu 1,5 Milliarden Euro drohen.