Google expandiert in Zürich weiter. In einem ersten Schritt hat der Suchmaschinengigant am Dienstag neue Büros in der historischen Sihlpost eröffnet. Dort finden rund 300 Angestellte Platz.

Langfristig sollen bis zu 5000 Arbeitsplätze in der Limmatstadt angesiedelt werden. Bereits heute ist Zürich mit über 2000 Mitarbeitern aus 75 Nationen Googles grösster Forschungs- und Entwicklungsstandort ausserhalb der USA.

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Seit zwölf Jahren präsent

«Zürich ist ein idealer Standort für Google», sagte Schweiz-Chef Patrick Warnking vor den Medien. Zwölf Jahre nach der Ansiedlung der Firma aus dem kalifornischen Mountain View in der grössten Schweizer Stadt setze man die Investitionen dort fort. Ein Vorteil sei der hohe Bildungsstandard sowie die Nähe zu den Eidg. Technischen Hochschulen von Zürich und Lausanne.

Begonnen hatte Google am Limmatquai im Jahr 2004 mit zwei Mitarbeitern. Das war die erste Niederlassung von Google ausserhalb der USA. Ein Jahr später waren es bereits 70 Angestellte. Im März 2008 wechselte Google aufs Areal der ehemaligen Brauerei Hürlimann.

Platz für weiteres Wachstum

«Ich hätte nie gedacht, dass wir heute über 2000 Angestellte in Zürich haben», sagte der Schweizer Urs Hölzle, der nach den Google-Gründern Sergey Brin und Larry Page der dienstälteste Mitarbeiter des Suchmaschinenkonzerns ist. Hölzle ist für die Rechenzentren und die IT-Infrastruktur des US-Unternehmens verantwortlich.

Um weiter zu wachsen, strebt Google in die neue SBB-Überbauung Europaallee neben dem Hauptbahnhof. Die Eröffnung der Büros auf zwei Etagen der Sihlpost ist dabei nur der erste Schritt. Bis Ende 2020 sollen sukzessive mehrere Gebäude mit insgesamt 50'000 Quadratmetern bezogen werden.

Referenzen an die Vorgängerin

In den neuen Räumlichkeiten der Sihlpost gibt es wieder verspielte Details, die Google-Büros auszeichnen. Ein gelber Briefkasten beim Empfang oder Säle mit den Namen «Paket» oder «Post» erweisen der ehemaligen Mieterin Post Referenz. Im Restaurant gibt es Schachtische.

Die «Zooglers», wie die Zürcher Mitarbeiter konzernintern genannt werden, arbeiten in den neuen Räumlichkeiten in dem denkmalgeschützen Gebäude aus dem Jahre 1930 an Google Calendar und dem E-Maildienst Gmail sowie die Cloud-Dienst der G Suite für Unternehmen. Die Teams für Google Search, Maps und Youtube bleiben auf dem Hürlimann-Areal.

Prominente Gäste

Seit dem vergangenen Juni hat auch das neu geschaffene Forschungsteam von Google Europe seinen Sitz in Zürich. Es forscht am maschinellen Lernen mit einem Fokus auf Spracherkennung und Sprachwiedergabe. Die Grundlagen fliessen in Dienste wie Google Assistant, Photos oder Translate ein.

Zur offiziellen Eröffnung der Büros in der Sihlpost waren auch Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann und Zürichs Stadtpräsidentin Corine Mauch geladen. «Zürich und und Google: Das ist eine Liebesgeschichte», sagte der letztjährige Bundespräsident laut Redetext:

«Ich freue mich ausserordentlich, heute dabei zu sein, wenn das nächste Kapitel in dieser erfolgreichen Beziehung aufgeschlagen wird.»

Echte Liebesgeschichte

Das Zeitalter sei turbulent. Die Welt sei im Wandel. Technologisch: «Die Digitalisierung birgt riesige Chancen, stellt uns aber auch vor grosse Herausforderungen. Wirtschaftlich: Die offenen Märkte werden in Frage gestellt – das macht mir grosse Sorgen», sagte Schneider-Ammann.

Politisch und gesellschaftlich seien Rechtsstaatlichkeit und Demokratie in vielen Ländern unter Druck. Volksentscheide und Wahlen würden nicht immer wie erwartet ausfallen.

In einer solchen Umbruchsphase seien Dynamik und Stabilität gefragt. «Beides sucht Google. Beides bietet unser Land. Das muss also wirklich eine echte Liebesgeschichte sein», sagte Schneider-Ammann. Es freue ihn ganz besonders, dass Google ab kommendem Herbst Informatiklehrlinge ausbilde.

(sda/jfr)