Das Home Office hat in den letzten Wochen und Monaten endgültig den Durchbruch geschafft. Ein Grossteil der Büroangestellten arbeitete von zuhause aus. Und hat an dieser Telearbeit Gefallen gefunden, wie eine Umfrage im Auftrag der Gewerkschaft Syndicom zeigt.
Eine grosse Mehrheit der Befragten will auch weiterhin teilweise von zuhause aus arbeiten – und wird sich wohl entsprechend ein Pult oder Raum dafür einrichten. Für die Bildschirmarbeit ist auf Dauer eine gute Austattung nötig – beispielsweise ein ergonomischer Stuhl oder ein grosser Bildschirm. Und solche Geräte sind teuer.
In der Regel stellen Unternehmen den Mitarbeitern die nötigen Arbeitsmittel zur Verfügung. Sollten sich Firmen also nicht finanziell an den Kosten des Home Office beteiligen? Die Frage beschäftigte auch schon das Bundesgericht (zur Rechtslage).
Sie stellt sich umso mehr, als manche Firmen wohl auch tiefere Ausgaben haben, wenn sie die Mitarbeiter aus der Ferne beschäftigen können: Dadurch benötigen sie weniger grosse Räumlichkeiten.
Grosse US-Techkonzerne wie Google oder Twitter haben die Frage für sich schon beantwortet – sie bezahlen den neuen Tele-Mitarbeitern Zuschüsse.
Coop, Post und Swisscom winken ab
In der Schweiz sehen die Unternehmen aber selten solche Beiträge vor. In der erwähnten Umfrage musste fast die Hälfte der Befragten alle Kosten für das eigene Büro selber tragen.
Dass eine Kostenbeteiligung nicht verbreitet ist, zeigt auch eine HZ-Umfrage unter grossen Arbeitgebern: Der Detailhändler Coop, die Schweizerische Post oder auch der Telekomkonzern Swisscom zahlen nichts.
«Wir bieten die technische Infrastruktur und helfen aus», heisst es es etwa bei der Swisscom. Mitarbeiter könnten zwar Bildschirm, Tastatur oder einen Bürostuhl beziehen – sie müssen die Utensilien aber wieder zurückgeben. «Und jeder Mitarbeitende hat ohnehin ein Diensthandy», schreibt die Swisscom-Sprecherin.
Die Post beteiligt sich nicht, «da grundsätzlich Alternativen bestehen und das generelle Homeoffice nur vorübergehend empfohlen wurde».
Die Migros übernimmt laut der Antwort «selbstverständlich alle Kosten» für das Home Office. Was der Detailhändler aber genau zahlt, liess er trotz Nachfrage offen.
Auf eine wenig generöse Kostenbeteiligung lässt die Antwort der SBB schliessen: «Alle Mitarbeitenden, deren Funktion Home Office ermöglicht, verfügen über digitale Arbeitsmittel und können über Geschäftslaptops oder mobile Geräte ihre Arbeit erledigen.»
Die Grossbank CS wollte sich zu der Frage nicht äussern, die UBS liess die Anfrage auch unbeantwortet.
...wie arbeitet es sich dort? Ein Blick auf die grossen Schweizer Firmen.
Zumindest einer dieser sechs grossen Konzerne scheint seine Haltung aber bereits zu überdenken: «Die Frage nach einer Beteiligung in Zukunft prüfen wir zu gegebener Zeit», heisst es bei der Post.
Die Mitarbeiter kehren in die Büros zurück
Die virusbedingte Telearbeit geht bei den meisten Unternehmen nun zu Ende. Bei der Schweizerischen Post werden die 9000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im Home Office sind, ab dem 8. Juni «etappenweise» ins Büro zurückkehren. Zu Beginn soll aber mindestens jeder zweite Arbeitsplatz frei bleiben.
Bei der Swisscom arbeiten 90 Prozent des Personals aus dem Home Office. Dort sollen sie wenn möglich weiterhin bleiben. Die selbe Devise gilt bei Coop – dort können zwei Drittel der Administration die Arbeit von zuhause aus verrichten.
(mbü)