Die Lage ist ernst, daran besteht kein Zweifel. Immer mehr Menschen strömen in die Schweiz, die ungebremste Zuwanderung belastet den Verkehr, sie treibt die Immobilienpreise in die Höhe und lässt die Mietzinsen explodieren. In der «NZZ» beschreibt ein Auslandschweizer auf Heimatbesuch den «verbissenen Ernst», mit dem die Zürcher über Boden- und Häuserpreise diskutieren. «Die Mienen werden angespannt» bei diesem Thema, schreibt er.

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In Bern wird eine wissenschaftliche Kommission eingesetzt, die das Problem der ausländischen Arbeitskräfte umfassend prüft. Der Bundesrat muss Massnahmen zur Begrenzung beschliessen. «Die Zukunftsvision einer Schweiz von zehn Millionen Einwohnern darf nicht als Hirngespinst eines Fantasten abgeschrieben werden», warnt ein Professor der Universität St. Gallen, «sie ist vielmehr eine Möglichkeit, mit der wir uns schon heute allen Ernstes befassen müssen.»

Ist dies das Bild der Schweiz im Jahr 2011?

Es tönt ganz danach, aber dieser Situationsbericht ist 50 Jahre alt. Es war 1961, als die Schweizer den Infarkt ihrer Infrastruktur befürchteten und sich vor einer Bevölkerungsexplosion ängstigten, massgeblich angetrieben durch die Einwanderung ausländischer Arbeitskräfte. Und auch die Vision von der Zehn-Millionen-Schweiz ist nicht neu, sie wurde bereits Anfang der sechziger Jahre vom St. Galler Professor Francesco Kneschaurek prognostiziert. Im Jahr 2000 sollte es so weit sein. Sie ist nie eingetreten.

Nun ist sie wieder da, die Zehn-Millionen-Panik. Und wie damals gilt die Vision als gesetzt. Im Jahr 2040 werde es so weit sein – spätestens, das gelte als wissenschaftlich erwiesen. Und schon «bis 2030 müssen wir für 130 Milliarden Franken neue Verkehrsstrassen für die Zuwanderung bauen», polterte SVP-Chefideologe Christoph Blocher in der TV-«Arena». «Es wird mehr Bettelei, Kriminalität und Prostitution geben», assistiert ihm SVP-Kolumnist Christoph Mörgeli.

Die schauderhaften Aussichten fehlen in keiner Polit-Debatte mehr, kaum eine Zeitungskolumne zum Thema kommt ohne die markante Zahl aus. Der Tenor: Die Deutschen nehmen unsere Parkplätze weg, besetzen unsere Lehrstühle und ergattern die Kaderposten in den Unternehmen. Die Schweiz wird aus allen Nähten platzen. Wirklich?

Wenn es denn so einfach wäre. Die Schweiz-Prognosen der Panikmacher sind alles andere als realistisch. Sie unterschlagen die jüngste Entwicklung, ignorieren die Wirkung denkbarer Krisen und gehen schludrig mit dem statistischen Wissen um.

Denn bei den Bevölkerungsprognosen handelt es sich – heute wie vor 50 Jahren – um vereinfachte «Was wäre, wenn …?»- Szenarien. Was in der Diskussion vielfach nicht gesagt wird: Die Prognose einer Zehn-Millionen-Schweiz wird in 30 Jahren nur in einem Extrem-Modell erreicht (siehe Bild). Das Bundesamt für Statistik unterstellt für dieses «hohe Szenario» eine radikale Wachstumsentwicklung auf allen Ebenen. Bei dieser extrem dynamischen und effizienten Entwicklung werden 40 Jahre Hochkonjunktur unterstellt, und es wird angenommen, dass die Fruchtbarkeit «beträchtlich» zunimmt, die Lebenserwartung steigt (bis 2060 auf 89 Jahre bei den Männern und sogar 92,5 Jahre bei den Frauen) und sich die Zuwanderung auf einem stabil hohen Niveau fortsetzt.

In zwei weiteren Szenarien versuchen die Statistiker, eine moderate, mittlere Variante durchzuspielen, die sie selbst eher für wahrscheinlich erachten. Und in einem «tiefen Szenario» berechnen sie die Entwicklung nach dem Modell einer Blocher-Schweiz – zum Beispiel mit konservativer Familienpolitik und einer abnehmenden sozioökonomischen Attraktivität des Landes für potenzielle Zuwanderer. Nach ihren Berechnungen erreicht die Schweiz in keinem dieser beiden Szenarien in den kommenden 50 Jahren die Zehn-Millionen-Grenze. Im Blocher-Szenario würde die Bevölkerung sogar um eine Million Personen abnehmen.

Viele Unsicherheiten

Was ist nun realistisch? «Es sind subjektive Werte», betonen die Statistiker, «die Eintretenswahrscheinlichkeit eines bestimmten Szenarios liegt mathematisch gesehen bei null.» Sie wissen, dass keine ihrer Prognosen in Reinform eintreten wird. So war es schon beim Szenario des Zukunftsforschers Kneschaurek, so erging es auch den Bundesstatistikern in ihren Modellen, die sie vor zehn Jahren entwarfen.

In der Debatte wird auch unterschlagen, dass die derzeit diskutierten Prognosen bereits vor einem Jahr, im Juli 2010, publiziert wurden. Das bedeutet, dass die Statistiker nur Zahlenwerke bis 2008 auswerteten und einige Daten noch mit Zahlen der ersten drei Quartale 2009 ergänzen konnten. So wurde nicht mehr aufgenommen, dass die Bevölkerung nach dem Rekordjahr 2008 weniger rasch wuchs, die Auswanderung 2010 stärker wuchs als die Einwanderung und der «Wanderungssaldo», also die Bilanz von Aus- und Zuwanderung, seit 2009 und auch in den ersten Monaten 2011 zurückging. Eine aktuelle Auswertung der EU-Statistiker (Eurostat), die auch auf die Daten des Bundesamtes für Statistik zurückgreift, entwirft denn auch ein Szenario, das ein moderates Bevölkerungswachstum prognostiziert, aber selbst bis zum Jahr 2060 nur knapp über die Neun-Millionen-Grenze gelangt (siehe unter 'Downloads').

Wichtige Prämissen wie die Entwicklung des vorzeitigen Ruhestands, des Familiennachzugs oder der Flüchtlingsströme sind schwer abschätzbar, und die Berechnungen stimmen nicht mehr, wenn sich auch nur eine Komponente ändert. «Die zukünftige Entwicklung der Sterblichkeit ist unter den Experten nach wie vor umstritten», schränkt das Bundesamt für Statistik ein. Zur Zuwanderung gibt es zwar zahlreiche Theorien, aber das Amt erklärt, dass «die künftige Entwicklung von Wanderungsbewegungen in ein bestimmtes Land bislang mit keiner dieser Theorien zufriedenstellend vorausgeschätzt werden konnte». Und schliesslich ist das Arbeitsangebot als wichtigster Faktor der Zuwanderung von der Konjunkturentwicklung abhängig und der Zuzug letztlich durch politische Massnahmen beeinflussbar.

Optimistische Annahmen sind im Wirtschaftsleben aus psychologischer Sicht verständlich. Aber was passiert, wenn sich die Dinge anders entwickeln, die Bäume nicht in den Himmel wachsen? Die Lage kann rasch drehen, der Wanderungssaldo schnell ins Minus kippen, wenn ein Krisenszenario mit dem unglücklichen Zusammentreffen mehrerer denkbarer Einschnitte eintritt (siehe «Aderlass durch Abwanderung» unter 'Nebenartikel'). So kehrte der Trend schon einmal drastisch: nach der Ölpreiskrise 1974. «In der Folge verliessen 200 000 Leute auf einen Schlag das Land», erinnert sich der Basler Arbeitsmarktforscher George Sheldon. «Das waren sechs Prozent der damaligen Erwerbsbevölkerung. Die Folge war eine sehr grosse Rezession – die grösste innerhalb der OECD-Länder.»

Ist das heute unrealistisch? Mag sein. Allerdings sollten Indizien und Stimmen ernst genommen werden, die von einer Korrektur ausgehen. So registrieren Personalvermittler im grenzüberschreitenden Rekrutierungsgeschäft seit einigen Monaten zwar eine nach wie vor hohe Nachfrage aus der Schweiz, aber zunehmend bessere Stellenangebote aus Deutschland.

«Deutsche Arbeitgeber bieten jetzt vermehrt höhere Löhne, eine höhere Sicherheit und auch Zusatzleistungen an, zum Beispiel eine betriebliche Altersvorsorge oder einen Betriebskindergarten», sagt Ralf Eisenbeiss vom Stellenvermittler Franz & Wach, der mit Büros in beiden Ländern präsent ist. «Der Markt hat in Deutschland angezogen», berichtet auch Ivan Signor von der Agentur Xaero, «Handwerker kehren wieder zurück, weil sie Jobs in Deutschland finden.» «Ich habe weniger Bewerber für Österreich und die Schweiz», erklärt Vermittlerin Marina Lücke aus dem deutschen Ludwigsfelde, «das Interesse an der Schweiz hat abgenommen.»

Mit Google übersetzt

«Händeringend suchen die Schweizer Kunden Fachkräfte für Medizin und Handwerk», erzählt Jobagentin Sabine Rieger aus Dietzenbach bei Frankfurt. Sie muss aber jetzt vermehrt über E-Mail-Bewerbungen wie diese nachdenken: «Hallo Sir, Ich könnte diese Arbeit machen, aber mein Problem liegt in der Sprache, und sich dessen bewusst zu sein finanziell, bis er konnte aufstehen und sich einen Tag mit meinen Hausaufgaben porfavo nicht bereuen.» Der Elektriker meldete sich aus Spanien. «Diese Bewerber haben ihre E-Mails mit Google übersetzt», erzählt Rieger. Für sie ist der Arbeitsmarkt schon längst europaweit offen. Sie rekrutiert Ärzte nach Dänemark oder England, ihre Bewerbungen treffen aus Frankfurt, Stettin, Neapel oder Saragossa ein: «Für mich ist es kein Problem, wenn die Schweiz dichtmacht.»

Migration ist längst ein florierendes Business geworden. Allein in Deutschland arbeiten 6000 private Vermittlerbüros. Es ist ein Massengeschäft, und über die Grenzen hinweg werden nicht nur Akademiker und Topleute rekrutiert. Gut zwei Drittel sind Normalverdiener mit Durchschnittsjobs vom Pfleger bis zum Zeitarbeiter auf dem Bau – zwar besser qualifiziert, aber keineswegs Überflieger mit grossem Lohnbudget. Gut bezahlte Ingenieure und Akademiker bilden immer noch eine Minderheit, in absoluten Zahlen aber eine nennenswerte. 2010 kamen allein aus Deutschland 838 Ingenieure und Architekten, 722 Ärzte, 162 Banker, 59 Juristen, 66 Geschäftsführer für die Gastro- und Hotelbranche sowie 2124 Unternehmer, Direktoren oder leitende Beamte. Diese Gruppe deutscher Einwanderer drängt aber konzentriert auf den Wohnungsmarkt in den Ballungsgebieten.

«Im Raum Zürich ist die Zuwanderung von Deutschen ausgeprägt hoch qualifiziert», erklärt Urs Rey vom kantonalen Statistikamt, «ihre Nachfrage nach Wohneigentum im teuren Segment ist überproportional hoch: je höher die Preisklasse, desto höher die deutsche Nachfrage.» Jedenfalls lösen die Deutschen in grösserer Zahl ein Unbehagen aus, das schon Max Frisch in der Nachkriegszeit beschrieben hat: «Viele tragen in Deutschland den Kopf etwas höher, als ihnen zukommt», schrieb er, «und sie verwechseln sich mit der Grösse ihrer Anzahl, also mit einer Grösse, deren auch die Schafe und die Läuse sich rühmen könnten.»

Heute sind sie zweifelsfrei ein Problem auf dem Immobilienmarkt, aber nicht allein sie. Auch die steigende Wohnflächennutzung, die verlängerte Lebenserwartung und die hohe Scheidungsrate führen zu mehr Einpersonenhaushalten. «Der Rückgang der Haushaltsgrösse hat einen weit grösseren Einfluss auf die Zahl nachgefragter Wohnungen», sagt der emeritierte ETH-Professor Hans-Rudolf Schalcher. Er hat jüngst im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms NFP 54 eine Studie zum «Bauwerk Schweiz» herausgegeben. Die Bevölkerung ist zwischen 1970 und 2000 um 16 Prozent gewachsen, die durchschnittliche Haushaltsgrösse in derselben Zeitspanne von 3,06 auf 2,39 Personen gesunken. Laut neusten Statistiken hält dieser Trend an.

Das Unbehagen macht sich auch auf Strassen und Schienen breit, die Panikmacher prophezeien den Verkehrskollaps. Tatsächlich tobt in Spitzenzeiten etwa auf der Fahrt von Luzern nach Zürich ein Kampf um die Sitzplätze. Wer pünktlich kommt, ist bereits zu spät, sitzt bisweilen auf der Treppe oder steht während der 50-minütigen Zugfahrt. Am augenfälligsten ist das Gedränge auf der Strecke Genf–Lausanne, auf der Achse Bern–Zürich–Winterthur und im Raum Basel.

Engpässe beseitigen

Grund zur Panik besteht indes nicht. Die Zahlen relativieren das Problem: Über das ganze Schienennetz verteilt, sind die SBB-Züge im Fernverkehr nur zu 30 Prozent und im Regionalverkehr zu 18 Prozent ausgelastet. Der Bundesrat will die Engpässe entlasten. Über die nächsten Jahre legt er dem Parlament tranchenweise Projekte im Gesamtumfang von mehr als 42 Milliarden Franken vor. Investiert wird auch auf dem Strassennetz. Der Infrastrukturfonds ist mit 21 Milliarden Franken gefüllt. 5,5 Milliarden sind für die Beseitigung der ärgsten Engpässe in den kommenden 20 Jahren reserviert, etwa für den Ausbau auf sechs Spuren der A1 Härkingen–Wiggertal, auf der Nordumfahrung Zürich, bei Crissier und auf der A4 Blegi–Rütihof.

«Das Verkehrssystem kann mit den paar Prozent Bevölkerungswachstum umgehen», sagt Ulrich Weidmann, Professor für Transportsysteme an der ETH Zürich. Das Bevölkerungswachstum sei ein Faktor unter vielen, neben dem Wirtschaftswachstum, der Raumdynamik, dem technischen Fortschritt oder der Integration der europäischen Märkte, schreibt der Bund in seinem Bericht zur Zukunft der nationalen Infrastrukturnetze. Die Agglomerationen sind das eigentliche Problem. Hier leben 75 Prozent der Bevölkerung. Hier fallen 85 bis 90 Prozent aller Staus an, hier sind die S-Bahnen während der Pendlerzeiten überlastet. «Das Wachstum ist nicht linear, sondern es überlagert sich eine Art Binnenwanderung innerhalb der Schweiz. Wir hätten wohl ähnliche Effekte ohne Bevölkerungswachstum», betont Weidmann.

Nicht die wachsende Bevölkerung, sondern die gestiegene Mobilität ist das Problem der Verkehrsplaner. Die Menschen reisen heute im Durchschnitt täglich etwas mehr als 38 Kilometer; 1984 lag der Wert noch bei 30 Kilometern. Der Löwenanteil davon ist Freizeitverkehr. Und dieses Mobilitätswachstum hat Jahre vor dem Start der EU-Personenfreizügigkeitsabkommen im Juni 2002 eingesetzt. Die panischen Populisten liegen also auch bei diesem Problemthema falsch. Entscheidend ist vielmehr ein Pendler-Teufelskreis. Die Arbeitnehmer akzeptieren häufiger entfernte Arbeitsplätze. Ergo wird gependelt und das Verkehrsangebot ausgebaut. So lässt sich wiederum leichter pendeln.

Planungsfehler forcierten das Problem. Der Bund fokussierte sich, getrieben von der Europapolitik, jahrelang auf die Nord-Süd-Achse und hat mit dem Bau der Neat Milliarden gebunden, die für andere wichtige Verkehrsprojekte im Mittelland fehlten. «Das Kostenniveau der Neat führte dazu, dass der Baubeginn praktisch aller wichtigen Ausbauten auf frühestens die zweite Hälfte des Jahrzehnts geschoben wurde», klagt Verkehrsexperte Weidmann. «Wir liegen 10 bis 15 Jahre hinter Plan.»

Agglomerationen entlasten

Mit dem Brimborium um die Zuwanderer kann auch ETH-Forscher Schalcher nicht viel anfangen. Er fordert eine nationale Raumplanung und eine gezielte Standortförderung: «Man muss Anreize schaffen, um hoch qualifizierte, attraktive Arbeitsplätze in andere Regionen als etwa Zürich zu bringen.» Diese verschobenen Investitionen stehen nun an.

Schon 1961 wurde also von der Zehn-Millionen-Schweiz fabuliert. Das Land zählte gerade einmal 5,5 Millionen Einwohner. Das sonnige Einfamilienhaus in Affoltern am Albis ZH kostete 85 000 Franken, ein grosses Haus in Zürich Höngg 210 000. Bauland in Adliswil ZH war für 80 Franken pro Quadratmeter im Angebot.

Das Wachstum schien unaufhaltsam, eine Umkehr kam niemandem in den Sinn. Anders als heute blickte die Schweiz aber optimistisch in die Zukunft. Euphorisch bastelten die Planer an Modellen für gewaltige Verkehrsprojekte und Jahrhundertbauwerke. Auf einer Doppelseite präsentierte die «NZZ» eine Studie des Architekten André Bosshard für eine «neue City» Zürichs. Er wollte auf dem unteren Seebecken eine 700 000 Quadratmeter grosse Insel aufschütten – mit einer «14 Meter über dem See schwebenden riesigen Terrasse». Zwei Hochhäuser sollten dort in den Himmel ragen und 80 000 Büroarbeitsplätze schaffen. Seine neue City sollte «viele der hängigen Probleme der Stadt gleichzeitig lösen», schrieb der Architekt.

Andere planten einen Autobahntunnel unter dem See hindurch, eine Hängebrücke über dem See, eine Untergrundbahn mit mehr als 100 Kilometern Streckenlänge, eine Waldstadt für 100 000 Bewohner auf dem Adlisberg, mit einer atomaren Quartierheizung befeuert. Und Stadtpräsident Sigmund Widmer wollte die Wohnungsnot «schockartig» lindern.

Es blieb beim Traum. Während die Planer ihren Höhenrausch auslebten, kehrte der Zuwanderungstrend bereits. Der Bundesrat beschloss eine Begrenzung der Ausländerkontingente, die Schweizer Bevölkerung ging zurück. 1974 musste der St. Galler Bevölkerungsforscher Francesco Kneschaurek eingestehen: «Wir entfernen uns immer mehr von der Utopie einer Schweiz mit zehn Millionen Einwohnern, ja es ist höchst unwahrscheinlich, dass wir uns überhaupt in absehbarer Zeit mit diesem Problem werden auseinandersetzen müssen.» Nun sah er eine neue Gefahr kommen: «den Wegzug von mehreren hunderttausend Ausländern». Das würde für die Schweizer Wirtschaft einen «regelrechten Kollaps» bedeuten. Diesmal lag er richtig.