Nach den Rekordzahlen in den Vorjahren hat die Jungfraubahn im Geschäftsjahr 2020 erstmals in ihrer Geschichte einen Verlust hinnehmen müssen. Nachdem infolge der Pandemie rund zwei Drittel weniger Besucher den Weg aufs Jungfraujoch gefunden hatten, wurde dieser aber bereits erwartet. Das laufende Jahr dürfte weiter stark von der Krise geprägt sein.
Der Betriebsertrag sank 2020 um fast die Hälfte auf 126 Millionen Franken, nach 223,3 Millionen im Vorjahr, wie die Gruppe am Donnerstag mitteilte. Das Betriebsergebnis (EBIT) lag bei -11,2 Millionen, nach einem Plus von 67,5 Millionen im Vorjahr. Unter dem Strich stand ein Reinverlust von 9,7 Millionen nach einem Rekordgewinn von 53,3 Millionen in der Vorjahresperiode. Auf eine Dividende wird für 2020 wie schon für 2019 angesichts der noch immer grossen Unsicherheiten erwartungsgemäss verzichtet.
Asiatische Gäste bleiben weg
Mit der Ausbreitung des Coronavirus brachen dem Bergbahnbetreiber die vorwiegend aus Asien kommenden internationalen Touristen weg. Auch die höhere Nachfrage heimischer Gäste konnte den Wegfall kaum kompensieren. Zumal sich die Besucher aus der Schweiz im Gegensatz zu den lange im Voraus buchenden ausländischen Gästen die schönen Ausflugstage herauspicken konnten, was das Geschäft der Jungfraubahn deutlich wetterabhängiger machte.
So fanden gerade mal noch rund 263'000 Besucher den Weg aufs Jungfraujoch, nachdem es in den Vorjahren über ein Million waren. Letztmals kamen in den 1980er-Jahren weniger Touristen auf das Jungfraujoch.
Betriebskosten massiv reduziert
Dank früh ergriffener Massnahmen konnte der Verlust aber noch in Grenzen halten können. So hätten insbesondere dank Kurzarbeit die Betriebskosten um 14,1 Prozent auf 103 Millionen Franken reduziert werden können.
Die Konzernbilanz per Ende 2020 weist ein Eigenkapital von 597 Millionen Franken aus. Das Unternehmen sieht sich bezüglich Liquidität und Eigenkapital denn auch «solide» aufgestellt. Die Eigenkapitalquote liegt bei 72,9 Prozent. Im Fremdkapital von 221,7 Millionen seien derweil Finanzverbindlichkeiten von 109,3 Millionen enthalten, wovon lediglich 45,0 Millionen Franken verzinsliche Bankverbindlichkeiten seien und die übrigen 64,3 Millionen nicht verzinsliche, grösstenteils bedingt rückzahlbare Darlehen der öffentlichen Hand zur Finanzierung von Bahninfrastrukturen.
Folgen länger anhaltend als angenommen
Die Coronakrise dürfte den Bergbahnbetreiber aber weiterhin stark beschäftigen. Die Folgen der Krise seien bis zum jetzigen Zeitpunkt ausgeprägter und länger anhaltend als bisher angenommen und blieben weiterhin schwer abschätzbar, heisst es im Communiqué.
Die Jungfraubahn geht nun davon aus, dass auch das Ergebnis 2021 nochmals stark von der Pandemie beeinflusst sein wird. Die grössten Risiken blieben dabei die Reisebeschränkungen, die fehlende Planungssicherheit und die weltweit unterschiedlichen Impfstrategien.
Dennoch blicke man aber dank einer guten Infrastruktur, einer starken Verankerung in den internationalen Märkten, einer soliden Finanzierung zuversichtlich in die Zukunft, heisst es weiter. Gerade im dem Ende 2020 abgeschlossene V-Bahn-Projekt erblickt die Jungfraubahn-Gruppe dabei eine wichtige Grundlage, um rasch von den sich nach der Krise bietenden Wachstumsmöglichkeiten zu profitieren.
(awp/gku)