Am 19. März jährt sich der Jahrestag des Crashs der Credit Suisse zum zweiten Mal. Das ist ein guter Moment für eine Zwischenbilanz. Sie fällt zwiespältig aus. Zuerst die gute Nachricht: Die UBS-Führung unter Sergio Ermotti macht beeindruckende Fortschritte bei der Integration. Beim Kostensenken und bei der Überführung von Buchungsplattformen ist die Bank auf Kurs. Gelingt in diesem Jahr die Überführung der Schweizer CS-Kundschaft auf die Systeme der UBS, dann haben Ermotti und Co. das Gröbste geschafft.

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Davon ist die Politik noch Lichtjahre entfernt. Zwei Jahre nach dem Zusammenbruch der zweitgrössten Bank der Schweiz ist in Sachen Beseitigung der Schwachstellen noch nichts erreicht. Und statt über die entscheidenden Punkte zu sprechen, etwa darüber, welche neuen Instrumente die Aufsicht Finma braucht und ob höhere Eigenmittel für die UBS zielführend sind, bewegt sich das Land gefühlt in der Dauererregungsschleife um die Bankerentlöhnung.

Die Fehler der Nachkrisen-Zeit 

Sicher, die Mühlen der Politik mahlen langsamer als die der schnell drehenden Bankenbranche. Doch es darf sich nicht wiederholen, was nach der Finanzkrise 2008 geschah. Schon damals war internationaler Konsens, dass das Instrument des Public Liquidity Backstops (PLB) in den Werkzeugkasten zur Krisenbewältigung gehört. Vereinfacht gesagt sind das Liquiditätshilfen der Notenbank, für die am Ende der Steuerzahler geradesteht, weil die kriselnde Bank nicht mehr über ausreichend Sicherheiten verfügt. Die Schweiz hatte mit der Einführung so lange getrödelt, dass der PLB in der CS-Krise nicht bereitstand und in einer Nacht-und-Nebel-Aktion per Notrecht eingeführt werden musste.

Immerhin nahm das Parlament jüngst alle Vorstösse an, welche die Parlamentarische Untersuchungskommission zum CS-Crash vorgeschlagen hatte. Darunter sinnvolle Dinge, etwa die Durchgriffsrechte der Finma zu stärken und Boni zu verbieten, wenn die Bank Verluste macht.

Die Gefahr der Verzettelung

Wichtig ist vor allem, dass Parlament und Regierung sich bei der Nachschärfung der Regulierung nicht verzetteln, sondern die wichtigen Dinge mit Priorität angehen. Wie etwa die Einführung eines Senior-Manager-Regimes, das es der Aufsicht erlauben würde, mit Bonusrückforderungen gegen fehlbare Manager vorzugehen. Und ja, auch über eine gezielte Stärkung der Eigenmittelanforderung sollte zügig entschieden werden. Denn die löchrige Kapitaldecke des Stammhauses, der CS AG, war ein entscheidender Krisenbeschleuniger. Trotz Protesten der UBS muss die Eigenkapitalausstattung erhöht werden. Wettbewerber wie Morgan Stanley und HSBC weisen zurzeit höhere Eigenmittelquoten aus als die UBS. Es ist nicht bekannt, dass diese Banken nicht wettbewerbsfähig wären.

Die Zeit spielt gegen die Politik. Je länger der Crash zurückliegt, umso mehr verblasst die Erinnerung daran – und damit die Bereitschaft, mutige Reformschritte anzugehen. Eines scheint gewiss: Der Crash der Credit Suisse vor zwei Jahren wird nicht die letzte Bankenkrise gewesen sein. Die Schweiz sollte sich wappnen.