Ein Blick zurück: Als Donald Trump 2016 entgegen allen Prognosen die US-Präsidentenwahlen gegen Hillary Clinton gewann, fielen zunächst die Preise der Futures auf den S&P-500-Index. Erst in den Tagen nach der Wahl fingen sich die Aktienmärkte – und begannen dann zu steigen. Sowie er sein Wahlprogramm umzusetzen begann, profitierten damals vor allem die zyklischen Werte, deren Kurse häufig der konjunkturellen Entwicklung folgen.
Wie sehr folgen solche Effekte erwartbaren Mustern? Erfahrene Investoren wissen, dass die US-Wahlen die Aktienmärkte in der Regel frühzeitig beeinflussen. Sie stellen sich daher auch in diesem Wahlzyklus auf entsprechende Kursbewegungen ein.
Daten sprechen für günstigen Einstiegszeitpunkt
Ein Indikator für den Einfluss der US-Wahlen auf die Märkte ist der Volatilitätsindex «VIX». Dieser misst die Schwankungen von Indexoptionen auf den breiten S&P-500-Index. In ruhigen Phasen wie jetzt bewegt sich dieser Index zwischen 12 und 15 Prozent. In nervösen Börsenzeiten stieg er in der Vergangenheit bereits auf 30 bis 40 Prozent. In Phasen grosser Unsicherheit wurden auch schon Werte von über 60 Prozent registriert. Im Vorfeld der US-Wahlen steigt dieser Index meistens an. Noch signalisiert er Ruhe. Allerdings nehmen die Platzierungen von sogenannten Futures für den Zeitraum um Anfang November auf diesen Index bereits zu. Dies deutet darauf hin, dass die relativ ruhige Phase an den US-Börsen im Vorfeld der Wahlen bald vorbei sein dürfte. Für interessierte Anleger könnte dies einen günstigen Einstiegszeitpunkt markieren.
Doch wie lässt sich ein grundsätzlicher Einfluss im Einzelnen festmachen und gezielt nutzen? Zwar lassen sich die Wahlen schon früh und auch bei unsicheren Prognosen an den Finanzmärkten ausmachen, jedoch reagieren einzelne Sektoren je nach möglichem Wahlausgang zunehmend unterschiedlich. Versprechungen von Staatsausgaben oder Steuererleichterungen können die Entwicklung einzelner Branchen und Sektoren nachhaltig beeinflussen. Ausschlaggebend sind die Wahlprogramme.
Die Versprechen der Kandidaten
Der Wahlkampf des amtierenden Präsidenten Joe Biden steht unter dem Motto «Let’s get the job done». Sein Wahlsieg würde weitgehend eine Fortsetzung der bisherigen Politik bedeuten und impliziert die Erfüllung seiner Versprechen aus der letzten Wahl. Mit dem «Inflation Reduction Act» hatte Biden stark auf die Förderung erneuerbarer Energien und Energiesparmassnahmen gesetzt. Aussenpolitisch stand die Biden-Administration trotz aller demonstrativen Härte für Dialog und enge Zusammenarbeit mit den Verbündeten in Europa und Asien.
Trump hingegen steht für eine harte Linie mit hohen Handelszöllen und neuen Schutzmassnahmen gegen Billigimporte aus China. Zudem will er die illegale Einwanderung und den Drogenschmuggel durch verstärkte Kontrollen eindämmen.
Neben der Einwanderungs- und Drogenpolitik liegen die grössten Differenzen zwischen Biden und Trump in der Steuerpolitik. Biden befürwortet höhere Steuern für grosse Unternehmen sowie für vermögende Privatpersonen. Trump hingegen setzt – ganz in der Tradition seiner republikanischen Partei – auf Steuersenkungen, die Streichung von Subventionen, etwa im Gesundheitswesen, und den Abbau von Regulierungen.
Zwei Kandidaten, zwei Szenarien: Was heisst das für einzelne Sektoren?
Aus den unterschiedlichen Wahlprogrammen lässt sich ableiten, welche Sektoren eher vom Wahlsieg des Amtsinhabers Joe Biden oder des Herausforderers Donald Trump beeinflusst werden.
Im Falle eines Wahlsiegs der Demokraten dürften Unternehmen aus dem Energie- und Klimabereich Rückenwind erhalten. Sie würden von der Förderung erneuerbarer Energien und Klimalösungen profitieren. Auch Hersteller von Elektroautos und Unternehmen aus dem Bereich der grünen Mobilität wären betroffen, da ein Teil der Fördergelder in nachhaltige Mobilität und alternative Verkehrssysteme fliessen soll. Ebenso der Gesundheitssektor und die Pharmaindustrie: Die medizinische Versorgung und der Zugang zu Medikamenten für eine breitere Bevölkerung sollen verbessert werden. Hinzu kommt die Entwicklung der lokalen Infrastruktur und der lokalen Produktion, die innovativer werden sollen. Der positive Branchenausblick bei der Wahl Bidens betrifft ausserdem den Medien- und Technologiesektor, sowie den Konsumgütersektor: Bei letzterem sollen amerikanischen Verbraucher grundlegende Güter sowie Dienstleistungen für den täglichen Bedarf erhalten.
Bei einem Sieg von Trump dagegen stünden andere Sektoren in der Gunst der Regierung: Unternehmen aus dem Bereich Energie und fossile Brennstoffe, da eine Unterstützung der Energieerzeugung aus Öl, Kernkraft und anderen nicht erneuerbaren Quellen absehbar ist. Hinzu kommen die Bereiche Luft- und Raumfahrt sowie Verteidigung: Die Förderung von Verteidigungstechnologien und -systemen zur Stärkung der nationalen Sicherheit würde bevorzugt. Auch die Bereiche Immobilien, Stahl, Infrastruktur und Fertigung werden als Nutzniesser gehandelt. Und schliesslich Technologie, Medien, Finanzen und Telekommunikation, die von der Förderung von Spitzentechnologien und Deregulierung profitieren dürften.
An beiden Wahlszenarien partizipieren
Selbst erfahrene Anleger unterschätzen den Einfluss der Vorwahlen oft. Statistische Daten aus den letzten 70 Jahren legen nahe, dass die Aktienmärkte in US-Wahljahren in der Regel schon nach den Vorwahlen zu steigen beginnen. Dies kann zum einen daran liegen, dass die Gewissheit, welcher Kandidat für welche Partei antreten wird, ein erstes Signal der Sicherheit sendet und mögliche Rückschlüsse auf zukünftige Veränderungen zulässt. Zum anderen kann es Bereiche geben, die von beiden Kandidaten profitieren könnten.
Derzeit ist noch nicht abzusehen, ob Trump oder Biden das Rennen am Ende machen wird. Dennoch beginnen die Märkte schon jetzt, den anlaufenden Wahlkampf abzubilden.Wer abwartet, bis die Wählenden ihre Stimme in die Urne gelegt haben, könnte Teile der historisch zu beobachtenden Kursgewinne verpassen.
Damit interessierte Anlegerinnen und Anleger genau verstehen, wie sie an den von den US-Wahlen beeinflussten Marktentwicklungen partizipieren können, haben die Investmentexpertinnen und -experten von Vontobel die Markterwartungen für beide Wahlausgänge systematisch aufbereitet. Gerne unterstützen wir Sie in einem persönlichen Gespräch bei der Einordnung der Prognosen aus Anlage-Perspektive und zeigen geeignete Investment-Lösungen auf.
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