Sexting - das Versenden von Nacktbildern übers Mobiltelefon - ist für Schulen und Betroffene eine zunehmende Bedrohung. Mit einer am Montag lancierten nationalen Kampagne will Pro Juventute über die Risiken von Cyber-Mobbing aufklären und auf die Notrufnummer 147 aufmerksam machen.
In der Schweiz bestehe dringender Bedarf nach Aufklärung zu neuen Jugend-Risiken, begründet Pro Juventute die Kampagne. Eine im Auftrag der Organisation durchgeführte repräsentative Umfrage ergab, dass acht von zehn Schweizerinnen und Schweizern nicht wissen, was Sexting ist.
Folgen nicht abschätzen
59 Prozent der vom gfk-Forschungsinstitut Befragten waren zudem der Meinung, Jugendlichen könnten die Folgen von Sexting nicht abschätzen. Und sieben von zehn befragten Personen gaben an, dass mit Jugendlichen in ihrer Familie, beziehungsweise in ihrem Umfeld selten oder nie über Risiken von Sexting gesprochen wird.
Für Pro Juventute ist das fatal. Laut dem Jugendpsychologen Urs Kiener, Leiter Produkte, ist der Missbrauch von intimen Fotos von Jugendlichen eine der «schwerwiegendsten Formen von Cyber-Mobbing». Für die Betroffenen könne es äusserst belastend sein, wenn intime Fotos von ihnen im Netz kursieren, oft fühlten sie sich extrem hilflos und verzweifelt.
In andern Fällen seien es erwachsene Unbekannte, die unter Pseudonymen in Chatrooms mit Jugendlichen Kontakt aufnehmen und diese dann mit ausgetauschten Nacktbildern erpressten. In der jüngsten James-Studie, die alle zwei Jahre das Medienverhalten von Jugendlichen ermittelt, gaben sechs Prozent der Befragten an, selbst schon erotische Fotos oder Videos von sich über das Mobiltelefon verschickt zu haben.
Risiken zu wenig bewusst
Das seien neue Formen von Risiken, die dringend nach gezielten Massnahmen verlangten, schreibt Pro Juventute. Über neue Technologien wie Instant Messaging verbreiteten sich Bilder oft ungewollt und in Sekundenschnelle über das Internet. Weder Jugendliche noch Eltern seien sich der damit verbundenen Risiken ausreichend bewusst.
Unter dem Slogan "Sexting kann dich berühmt machen. Auch wenn du es gar nicht willst», will Pro Juventute deshalb mit einer Kampagne landesweit auf diese Risiken aufmerksam machen. Mit Plakaten und einem TV-Spot wird provokativ aufgezeigt, dass der Missbrauch von intimen Fotos harte Konsequenzen haben kann - für Betroffene wie für Täter.
Eigenes Risiko-Profil überprüfen
Mit einer für die Kampagne entwickelten Facebook-App können sich Jugendliche einem Cyber-Risiko-Check unterziehen und ihr Profil überprüfen. Auf der Plattform www.projuventute.ch/sexting finden Jugendliche und Eltern Informationen zum Thema. Allen Schulen in der Schweiz werden Materialien angeboten, um Jugendliche auf die Hilfe via Notrufnummer 147 oder via Chat www.147.ch von Pro Juventute aufmerksam zu machen.
Neben der Intervention setzte Pro Juventute zudem auf Prävention, indem sie Schulen Medien-Workshops anbietet. Jugendliche sollen dabei lernen, mit neuen Medien umzugehen, damit sie wissen, wie sie sich im Netz schützen können. Gleichzeitig sollen sie auch wissen, dass Sexting massive ungewollte Folgen haben kann.
(sda/vst/tke)