Statt Schnee fallen diesen Winter die Rekorde. Am Stephanstag, den 26. Dezember, war es mit über elf Grad in Disentis, Chur und in La Chaux-de-Fonds so warm wie noch nie. Dieser Dezember wird wohl als wärmster seit Messbeginn in die Geschichte eingehen.

In Disentis wurden zwölf Grad, in Chur und La Chaux-de-Fonds über 11 Grad gemessen. «Tageshöchstwert-Rekorde sind aber vielfach Zufälligkeiten», sagte Daniel Murer von MeteoSchweiz auf Anfrage der sda. Es könne gut sein, dass in vergangenen Jahren schon am darauffolgenden Tag eine höhere Temperatur gemessen wurde.

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Rekordwärme im Dezember

Klar ist jedoch: Dieser Dezember wird wohl als wärmster seit 1868 in die Annalen eingehen. «Momentan liegt der Dezember deutlich auf Rang eins», erklärte Murer.

Die seit November andauernde Wärmephase hat sich auch im Dezember fortgesetzt. Um durchschnittlich rund 3,5 Grad zu warm war es im letzten Monat des Jahres, schreibt der nationale Wetterdienst in seinem Blog. Zusammen mit der Niederschlagsarmut habe die weit überdurchschnittliche Wärme schweizweit zu einer ausgeprägten frühwinterlichen Schneearmut geführt.

Kurzarbeit bei Bergbahnen

Das setzt vor allem den Skigebieten zu. Unter dem fehlenden Schnee in den Alpen leiden vor allem Bergbahnen, denn wo theoretisch noch Schafe und Kühe weiden könnten und Wanderer wandern, da können weder Ski- noch Snowboardfahrer durchfahren.

In Graubünden haben ein Dutzend Bergbahnen und Tourismusbetriebe bei den Behörden eine spezielle Form von Kurzarbeitsentschädigung, die sogenannten wetterbedingten Kundenausfälle, angemeldet. Das sagte Jörg Guyan vom Bündner Amt für Arbeit, Industrie und Arbeit auf Anfrage.

Bier statt Glühwein

Auch Weihnachtsmärkte klagten über die fehlende Winterstimmung. «Bei diesen frühlingshaften Temperaturen bleibt der Kaufrausch aus», sagte Stephan Dübi, Sprecher vom Christkindlimarkt in Zürich.

Vor allem die Winterkleider liefen wegen der warmen Temperaturen schlechter. Die wenigsten wollten derzeit einen eine Wollmütze kaufen oder einen Alpaka-Pullover. «Die Textilhändler müssen dieses Jahr leiden.» Und noch etwas lief weniger gut: «Bei 15 Grad will niemand Glühwein trinken», so Dübi.

Klingende Kassen

Über das trockene Wetter freuten sich dagegen die Organisatoren des Weihnachtsmarkts auf dem Franziskanerplatz in Luzern. «Die Temperaturen waren ideal, die Leute blieben länger und nahmen sich mehr Zeit», sagte OK-Präsident Aerny Bucher.

Klar sei die Stimmung nicht besonders weihnächtlich. Aber wegen des guten Wetters, seien mehr Besucher gekommen, die mehr gekauft, getrunken und gegessen haben als in früheren Jahren. «Wir führen den Markt seit 10 Jahren durch, und das war der bisher beste Markt», so Bucher. Man trank halt mehr Bier statt Glühwein.

Schlemmermenüs für Tiere

Auch den Wildtieren bescherte das milde Wetter einen gedeckten Tisch. Vögel finden genügend Nahrung, wenn keine dicke Schneedecke liegt und die Böden nicht gefroren sind. Sie bleiben deshalb heuer vermehrt in der Schweiz anstatt gen Süden zu ziehen, wie Michael Schaad von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach der Nachrichtenagentur sda sagte.

Deshalb sind – für die Jahreszeit ungewohnt – viele melodiöse Vogelstimmen zu hören. «Zu viel Licht bringt den Hormonhaushalt durcheinander und die Vögel beginnen zu singen», sagte Schaad. Diese Hormonschübe seien aber nach drei, vier Tagen meist wieder vorbei. Die Vogelwarte werde wegen im Winter singender Amseln immer wieder angerufen.

Vorratskammer für Igel

Auch am Boden freuen sich Tiere über das warme Wetter. Igel, die noch nicht im Winterschlaf sind, finden in naturnah gestalteten Gärten genügend Futter, wie Bernhard Bader, Geschäftsleiter von Pro Igel sagte.

Als Vorratskammern dienen den Igeln zum Beispiel Laubhaufen. Für einen Winterschlaf in diesem Jahr ist es zu spät. Bis Neujahr bleiben die Temperaturen mild. Vielleicht können sich die Igel aber im Januar zur Ruhe legen.

Winter wartet ab

Schon ab Neujahr gibt es gemäss MeteoSchweiz einen Trend zu tieferen Temperaturen. Dann soll es abwechslungsweise trocken und nass werden. Bis die Temperaturen unter die Null-Grad-Grenze fallen, müssen sich Winterfans noch ein bis zwei Wochen gedulden, wie Daniel Murer von MeteoSchweiz sagte.

(sda/ise)