Verhüllungskünstler Christo baut derzeit eine 150 Meter hohe Pyramide mit flachem Dach aus 400'000 Ölfässern in Abu Dhabi. Der 82-jährige Künstler lässt sich dabei vom Renaissance-Architekten Gian Lorenzo Bernini inspirieren.
«Das Projekt ist mit Millionen logistischer Probleme verbunden. Die Struktur wurde nach Originalzeichnungen Berninis für den Vatikan entworfen», so Christo.
Mehrere Projekte
Sein neues Projekt, das Mastaba heisst, sei äusserst kompliziert, sagte der gebürtige Bulgare im Interview mit der italienischen Tageszeitung «La Stampa» vom Mittwoch. Mastaba werden ägyptische Grabbauten genannt, die wie eine Pyramide mit Flachdach aussehen.
«Ich will nicht Projekte wiederholen, die ich bereits versucht hatte. Es wäre langweilig, daher suche ich nach neuen Herausforderungen, Ich bewege mich mit mehreren Projekten gleichzeitig. Das ist der einzige Weg, um sich von möglichen Verboten nicht bremsen zu lassen», so Christo, der am Dienstag das Ehrendoktorat der Universität von Turin erhalten hatte.
An Erfolg sei er nicht interessiert, mehr an die Freude, die nach der Verwirklichung eines Projekts entstehe. «Land Art funktioniert so. Man muss sich mit einem bestimmten Ort auseinandersetzen, mit den Menschen, die dort wohnen, mit den Gesetzen. Man muss endlose Stunden über etwas diskutieren, was bisher nie versucht worden ist. Projekte gibt es nur im Kopf desjenigen, der sie umsetzen will, und derjenigen, die sie verhindern wollen. Aus dieser Dynamik entsteht Energie», so Christo.
Fruchtbare Zusammenarbeit
Seine Frau Jeanne-Claude, die mit ihm bis zu ihrem Tod 2009 eng zusammengearbeitet habe, fehle ihm sehr. «Wir sind am selben Tag im selben Jahr (13. Juni 1935, Anm.) zur Welt gekommen. Sie war der kritische Teil meines Berufs. Sie stellte das kleinste Detail infrage und prüfte jede mögliche Lösung. Sie fehlt mir und meiner Arbeit enorm, aber ich habe weiterhin Ideen auch in ihrem Namen entwickelt», so Christo.
Der Künstler ist unter anderem mit der Verhüllung des Berliner Reichstags 1995 berühmt geworden, die er mit seiner Frau verwirklichte. Im Sommer 2016 lockte sein Projekt «Floating Piers» aus drei Kilometer langen Stegen am Iseo-See bei Brescia in Norditalien 1,2 Millionen Menschen an.
(sda/gku)