Rekordfund am Flughafen Zürich: Mitarbeiter der Zollstelle haben innerhalb von 14 Tagen 4,4 Tonnen Khat sichergestellt. Dabei handelt es sich um den bisher grössten Drogenaufgriff am Flughafen Zürich. Die Drogen waren unter anderem als Tee, Gewürze und Henna getarnt.

Für die Tarnung liessen sich die Absender einiges einfallen: Sie versteckten die Khat-Blätter in traditionellen Massai-Gefässen oder in Gewürz-, Spinat- und Teepackungen. Der grösste Teil der 4,4 Tonnen Blätter war als Färbemittel Henna deklariert. Insgesamt türmen sich momentan 495 Pakete im Keller der Zollstelle am Flughafen.

Hinweis auf organisierte Kriminalität

«Die Tarnungen deuten darauf hin, dass organisierte Kriminalität dahintersteckt», sagte Heinz Widmer, Leiter der Zollstelle, am Mittwoch vor den Medien. Gefunden worden waren die Pakete zwischen dem 24. März und vergangenem Montag.

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Erste Hinweise, dass grössere Mengen unterwegs sein könnten, erhielten die Zürcher Zöllner von den Flughäfen Frankfurt sowie Seoul in Südkorea. Auch dort wurden Tonnen der Droge aus dem Verkehr gezogen.

Weltweite Zunahme von Khat-Sendungen

Bei den Flügen von Daressalam (Tansania) über Nairobi (Kenia) nach Zürich waren die Zöllner schliesslich erfolgreich: In jeder Maschine, die in Zürich landete, waren Khat-Pakete an Bord. An einem einzelnen Tag kam gar über eine Tonne zum Vorschein.

Khat-Aufgriffe gibt es an Flughäfen zwar regelmässig. Dieser Fall war aber einer der ersten, bei dem die Blätter getrocknet und nicht in frischem, verderblichem Zustand verschickt worden waren. «Das gibt den Absendern völlig neue Möglichkeiten», sagte Widmer.

Wert unklar

Wegen der längeren Haltbarkeit rechnet er mit einer weltweiten Zunahme solcher Sendungen. «Gut möglich, dass sich Khat deswegen zunehmend verbreitet, und sich das Konsumverhalten ändert.» Widmer hält es für möglich, dass Khat dereinst das neue Marihuana werden könnte.

Weil zuvor noch kaum getrocknete Blätter gefunden worden sind, ist der Wert des Blätter-Berges unklar. In frischem Zustand kosten 100 Gramm rund 12 Franken. In getrocknetem Zustand dürfte die Droge deutlich teurer sein, weil die Wirkstoffkonzentration höher ist.

150 Kilo für Schweizer Empfänger

Adressiert waren die Pakete für Nordamerika, Europa und Asien. Rund 150 Kilogramm sollten an Empfänger in der Schweiz gehen. Als Adressen waren meist Postfächer angegeben.

Die Drogen, die für Schweizer Empfänger bestimmt waren, werden nun den Staatsanwaltschaften der zuständigen Kantone übergeben und vernichtet. Die Blätter für die Kunden im Ausland bleiben vorerst am Flughafen und werden später verbrannt.

Widmer ist gespannt darauf, ob die Blätter-Sendungen jetzt aufhören. Die nächsten Flüge aus Daressalam werde man noch kontrollieren. Es sei aber wahrscheinlich, dass die Absender jetzt neue Wege suchten, um ihre Ware zu verschicken.

Halluzinationen und Euphorie

Der Khat-Strauch wird vor allem in Ostafrika und im Südwesten der arabischen Halbinsel angebaut. Der in den jungen Khat-Blättern enthaltene Wirkstoff Cathion, ein Amphetamin, weist ein hohes Abhängigkeitspotenzial auf.

Der Konsum führt laut Zollverwaltung zu einem Rausch mit Halluzinationen und Euphorie. Er löse aber auch Appetit- und Schlaflosigkeit sowie Herzrhythmusstörungen und Depressionen aus. Khat kann zudem zu unkontrollierten, psychischen Reaktionen führen. Seit 1992 untersteht die Droge dem Betäubungsmittelgesetz.

Frische Khat-Blätter werden meist gekaut. In getrockneter Form werden sie als Tee aufgegossen oder mit Tabak oder Cannabis geraucht. Pulverisiert und mit Honig und Wasser vermengt wird Khat zudem wie Kautabak konsumiert.

(sda/dbe)