Die Wasserverschmutzung ist eine wachsende Gefahr für China. Das Wasser aus mindestens einem Drittel chinesischer Seen und Flüsse ist bereits nicht mehr für die menschliche Nutzung geeignet. Dies geht aus einer am Montag veröffentlichten Studie der Naturschutzorganisation The Nature Conservancy mit chinesischen Wissenschaftlern hervor.

Ferner sind drei Viertel der Wassereinzugsgebiete, die die 30 grössten und am schnellsten wachsenden Metropolen mit Wasser versorgen, mittelschwer bis stark verschmutzt. Die Verschmutzung verschärft den akuten Wassermangel, der Chinas soziale und wirtschaftliche Entwicklung bedroht.

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Bedrohung fürs Wirtschaftswachstum

«Die Wasserquellen grosser chinesischer Städte sind die entscheidenden Ressourcen für die Gesundheit des chinesischen Volkes und seiner Wirtschaft», stellt die Studie fest. Die Nachfrage steige noch durch die rapide Urbanisierung. «Anhaltendes Wachstum der chinesischen Wirtschaft kann ohne Wasser nicht aufrechterhalten werden.»

Ohnehin ist das Wasser für die fast 1,4 Milliarden Chinesen knapp. Mit rund 20 Prozent der Weltbevölkerung verfügt China nur über sieben Prozent des Frischwassers der Erde. Auch ist es ungleich verteilt: Nur sechs Prozent der chinesischen Landmasse stelle mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der Wasserversorgung sicher, heisst es in der Studie.

Industrie und Landwirtschaft

Während sich der Fokus oft auf die Industrie richte, trügen Landnutzung und Bodenzerstörung immerhin zur Hälfte der Wasserverschmutzung bei. Dünge- und Insektenvernichtungsmittel sowie Abfälle der Viehwirtschaft gerieten in Seen, Flüsse, Feuchtgebiete und Küstengewässer. Das Grundwasser sei auch betroffen, weil Regen und Schneeschmelze die Schadstoffe unter die Erde brächten.

Nach Schätzungen sind 60 Prozent des Grundwassers verschmutzt. Nach einer jüngsten Erhebung des Wasserministeriums sind sogar 80 Prozent des Grundwassers aus weniger tiefen Brunnen auf dem chinesischen Lande, mit dem Millionen von Bauern und die Landwirtschaft versorgt werden, schwer verschmutzt und nicht trinkbar. «Obwohl die Luftverschmutzung in China grosse Aufmerksamkeit geniesst, ist die Lösung der Wasserprobleme genauso entscheidend für die Gesundheit und Sicherheit des chinesischen Volkes und seiner Wirtschaft», sagte der zuständige Direktor der Organisation, Giulio Boccaletti.

Schutz von Wassereinzugsgebieten

Die in Arlington im US-Bundesstaat Virginia ansässige Naturschutzorganisation empfiehlt China die Entwicklung kleinerer und mittelgrosser Wassereinzugsgebiete, die weniger als 100'000 Quadratkilometer umfassen. Indem die Wälder geschützt und die Anbaupraktiken in der Landwirtschaft angepasst werden, könnte die Wasserqualität verbessert werden.

Gezielter Naturschutz für rund 1,4 Millionen Hektar könne die Verschmutzung durch Sinkstoffe und Dünger in diesen kleinen und mittelgrossen Wassereinzugsgebieten um mindestens zehn Prozent deutlich reduzieren, errechnete die Organisation.

Umweltschutz rechnet sich

Derart natürliche Schutzmassnahmen könnten die Wasserqualität für mehr als 150 Millionen Menschen verbessern. Die Ersparnisse bei der Wasseraufbereitung könnten einen grossen Teil der Kosten der Naturschutzmassnahmen auffangen.

(awp/mbü/ama)