Sensation für die Planetenjäger: Ein seit sechs Jahren im Weltall kreisendes Teleskop der Nasa hat einen weiteren erdähnlichen Planeten aufgestöbert, auf dem es vermutlich Wasser gibt. Im Unterschied zu früheren Entdeckungen sind die Voraussetzungen für Leben diesmal besonders günstig. Die Nasa spricht bei dem planetenartigen Himmelkörper mit der Bezeichnung «Kepler-452b» von einer Art «grösserer und älterer Cousin» der Erde.
Wer hat die Entdeckung gemacht?
Im März 2009 startete die US-Raumfahrtbehörde Nasa ihr Weltraumteleskop Kepler, um rund 190.000 Sterne zu untersuchen. Die 600 Millionen Dollar teure Mission hat den Zweck, erdähnliche Planeten zu entdecken, Astronomen sprechen von Exoplaneten. Bislang wurden über das Teleskop über 1000 Himmelkörper näher untersucht.
Ist es der erste erdähnliche Planet?
Das Teleskop stöberte schon mehrfach erdähnliche Planeten auf. So wurde beispielsweise Ende 2011 der erste Planet in einer habitalen, also lebensfreundlichen Zone dokumentiert, in dem die Existenz von flüssigem Wasser und somit Leben, wie wir es kennen, möglich wäre. 2014 wurde ein weiterer Planet in der Grösse der Erde in einer lebensfreundlichen Zone entdeckt.
Was ist die Besonderheit an der Neuentdeckung?
Die Nasa spricht von einer ähnlichen Konstellation wie bei unserer Erde, die um die Sonne kreist. Auch der neu entdeckte Exoplanet, der als Kepler-452b katalogisiert wurde, hat eine Sonne, die als Kepler-452 bezeichnet wird. Das Jahr des Kepler-452b hat 385 Tage, wiederum eine grosse Ähnlichkeit mit unserer heimischen Erde.
Neben dem grossen Planeten wurden elf weitere Himmelkörper in der lebensfreundlichen Umgebung gefunden. Von allen bislang entdeckten Planeten ähnele «Kepler-452b» bislang am meisten der Erde, sagte Nasa-Manager John Grunsfeld. «Dieses aufregende Ergebnis bringt uns einen Schritt näher zur Entdeckung einer Erde 2.0.»
Welche Abmessungen hat der «Cousin der Erde»?
Kepler-452b ist vom Durchmesser 60 Prozent grösser als die Erde. Die Forscher vermuten eine gebirgige Oberfläche, womöglich sogar Ozeane.
Wie alt ist die Neuentdeckung?
Der Exoplanet ist sechs Milliarden Jahre alt und damit 1,5 Milliarden Jahre älter als unsere Sonne. Zeit genug, damit sich Leben entwickeln kann. Man könnte Kepler-425b als den älteren, grösseren Cousin der Erde bezeichnen, heisst es bei der Nasa.
Gibt es dort Leben?
Ein Beweis dafür liegt bislang nicht vor. Aber es gibt gute Voraussetzungen, dass dort Leben entstand. So umkreist der Planet seine Sonne in einer ähnlichen Entfernung wie die Erde. Dies sind gute Bedingungen für das Entstehen von Leben, weil bei einem kürzeren Abstand zu einer Sonne die Strahlung zu intensiv wäre.
Ist eine Raumfahrtmission zum neuen Planeten möglich?
Mit der derzeit bekannten Technik wird es niemals möglich sein, den Planeten zu erreichen. Er ist etwa 1400 Lichtjahre von der Erde entfernt. Ein Befehl zu der Raumsonde würde mit Lichtgeschwindigkeit also allein 1400 Jahre benötigen, bis es ankäme. Weitere 1400 Jahre würde es dauern, bis die Antwort wieder auf der Erde einträfe.
Dieser Artikel erschien zunächst in der «Welt» unter dem Titel «Der Cousin der Erde – was wir über ihn wissen, was nicht».