Mit zwölf Oscar-Nominierungen hält Jack Nicholson den Schauspieler-Rekord, dreimal holte er Gold. Es ist ruhig um das Leinwandgenie geworden. Doch könnte Nicholson mit 80 Jahren ein Comeback feiern?

Nicholson stand zuletzt 2010 für die Liebeskomödie «How Do You Know?» mit Reese Witherspoon vor der Kamera, allerdings nur in einer kleinen Nebenrolle. Umso mehr horchten Nicholsons Fans auf, als im Februar Berichte über ein geplantes US-Remake von Maren Ades Hit-Komödie «Toni Erdmann» durch Hollywood kursierten.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Ruhiger in die 80er

Nicholson könnte die schräge Vaterrolle von Peter Simonischek (70) in der deutschen Vorlage übernehmen, schrieb das renommierte Filmblatt Variety. Offiziell ist noch nichts bestätigt.

Um den exzentrischen, unberechenbaren und genialen Leinwand-Star ist es in den letzten Jahren ungewöhnlich ruhig geworden. Nicholsons letzter grosser Auftritt auf der Oscar-Bühne liegt vier Jahre zurück. 2013 präsentierte er die Anwärter in der Top-Sparte «Bester Film». Nicholson gab sein charmantes «Killer-Lächeln» zum Besten und flirtete ungeniert mit der damals 22-jährigen Oscar-Gewinnerin Jennifer Lawrence.

Lawrence war sichtlich überrascht, als Nicholson mitten in ein Live-Interview hineinplatzte und die junge Gewinnerin mit Komplimenten überfiel. «Sie sehen aus wie eine frühere Freundin von mir», schwärmte der Altstar. Und pirschte sich dann noch einmal - jetzt mit Sonnenbrille - an Lawrence heran. Die schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen. Das Video sorgte im Netz für Lacher, der Leinwand-Macho wurde mit Spott bedacht.

Turbulentes Liebesleben

Nicholson hat wenig ausgelassen in seinem Leben. Er hat fünf Kinder von vier Frauen, die Ehe probierte er nur einmal aus, 1962 bis 1968 mit Schauspielkollegin Sandra Knight. Mit Anjelica Huston, Tochter von US-Regisseur John Huston, führte er 13 Jahre lang eine stürmische Beziehung. Sie zerbrach endgültig, als er die beste Freundin seiner Tochter Jennifer, das Model Rebecca Broussard, schwängerte.

Nicholson war 1937 als uneheliches Kind einer 18-jährigen Tänzerin in New Jersey zur Welt gekommen. Er wuchs bei ihren Eltern auf und erfuhr erst mit 37 Jahren, dass seine ältere "Schwester" June in Wahrheit seine Mutter war.

Seine Hollywood-Karriere begann mit Botenjobs in der Trickfilmabteilung von Metro-Goldwyn-Mayer. Eine seiner ersten Filmrollen verdankte er dem Trash-Meister Roger Corman in dem Gruselstreifen «Little Shop of Horrors». Seinen Durchbruch feierte er als alkoholsüchtiger Rechtsanwalt George Hanson im Road-Movie «Easy Rider» (1969). Der Film mit Henry Fonda und Dennis Hopper als Motorradfahrer auf der Suche nach Freiheit und Abenteuer wurde zum Kult. Nicholson brachte er die erste von zwölf Oscar-Nominierungen ein.

Spinner, Säufer und Neurotiker

Den ersten Oscar als bester Hauptdarsteller verdiente er sich als Insasse einer Irrenanstalt. Die zerrissene, rebellische Figur des aufmüpfigen Klinikpatienten Randle McMurphy im vielfach preisgekrönten Film «One Flew Over the Cuckoo's Nest» von 1975 ist bis heute seine Paraderolle.

Es folgten Hits wie Roman Polanskis «Chinatown» (1974), Stanley Kubricks «The Shining» (1980) und «Prizzi's Honor» (1985). Seine beiden weiteren Oscars erhielt er für seine Rolle als ehemaliger Astronaut und Säufer in «Terms of Endearment» (1983) und als grantiger Neurotiker in der sarkastischen Komödie «As Good as it Gets» (1997). Dazwischen zeigte er als Joker in der Comic-Verfilmung «Batman» (1989) sein diabolisches Grinsen.

Eitelkeit im Alter abgelegt

Eine neue Seite offenbarte der Altmeister 2002 in Alexander Paynes Tragikomödie «About Schmidt», in der er ohne jede Eitelkeit auch die hässlichen Spuren des Alterns zeigt. In «Something's Gotta Give» (2003) mit Diane Keaton war Nicholson in einem wenig kleidsamen Krankenhaushemd und mit blankem Po zu sehen. In «The Bucket List» (2007) spielt er einen schwer krebskranken Mann mit kahlem Schädel und zerfurchten Gesichtszügen.

«Ich wollte immer ein Charakterschauspieler sein», sagte Nicholson 2008 bei der Deutschlandpremiere der Tragikomödie in Berlin. «Ich habe bislang kaum einen Schauspieler mit weniger Eitelkeit gesehen», pflichtete Regisseur Rob Reiner («Harry und Sally») bei. «Aber in Wirklichkeit halte ich mich natürlich für den schönsten Menschen der Welt», fügte Nicholson scherzhaft hinzu.

«Würde alles wieder genauso machen»

In seiner letzten Hauptrolle spielt er den todkranken Millionär Edward, der im Spital mit seinem Bettnachbarn Carter (Morgan Freeman) eine Liste mit all den Dingen verfasst, die sie noch vor ihrem Tod erleben wollen.

Er selbst habe anders als die Filmfiguren keine derartige Liste, erzählte Nicholson bei der Premiere. Die einzige Möglichkeit, der Angst vor dem Tod zu entkommen sei, ganz im Hier und Jetzt zu leben. Mit seinem bisherigen Leben sei er zufrieden, versicherte der Star. «Ich würde alles wieder genauso machen.»

(dpa/sda/chb)