Aus Verzweiflung über eine Absage der Bundeswehr, den drohenden Verlust des Internetanschlusses und einen gescheitertem Suizid hat ein 19-Jähriger aus Herne zwei Menschen umgebracht: einen neunjährigen Knaben und einen 22-jährigen Mann.
Dies habe der Täter der Polizei geschildert, sagte der Leiter der zuständigen Mordkommission, Klaus-Peter Lipphaus, am Freitag in Dortmund. «Ich habe an wenig von dem, was er sagt, Zweifel. In allen Bereichen kann man ihm aber nicht trauen.» Der Mann trete in Vernehmungen «eiskalt» auf. «Er diktiert den Kollegen.»
68 und 52 Messerstiche
Der 19-Jährige habe nach seiner Festnahme am Donnerstag sowohl den Mord am neunjährigen Nachbarsbuben Jaden als auch an einem 22 Jahre alten Bekannten zugegeben. Er habe auf der Flucht erst Unterschlupf bei dem Bekannten gesucht, den er aus dem Berufskolleg gekannt habe.
Dann habe der Bekannte ihn aber zur Rede gestellt, weil er von der Fahndung im Mordfall Jaden erfahren habe. Daraufhin soll er ihn mit 68 Messerstichen getötet haben. Jaden soll er mit 52 Stichen umgebracht haben.
Frustiert durch Absagen
Der junge Mann sei nach seinen Aussagen in der Vernehmung nicht nur von gescheiterten Bewerbungen unter anderem als Zeitsoldat bei der Bundeswehr frustriert gewesen. Der 19-Jährige sei zudem dabei gewesen, mit den Eltern in eine Nachbarstadt Hernes umzuziehen. In dem Zusammenhang habe er befürchtet, den Zugang zum Internet zu verlieren.
Die «Unmöglichkeit, keine Computerspiele im Internet mehr spielen zu können», habe ihn zu Suizidgedanken getrieben. Zwei Versuche einer Selbsttötung seien am Montag gescheitert. Da habe er beschlossen, noch am selben Abend einen Mord zu begehen, um ins Gefängnis zu kommen – und bei den Nachbarn geklingelt. Er und der kleine Jaden seien «langjährig bekannt» gewesen.
Zwei Tage neben der Leiche
Nach dem ersten Mord lief der 19-Jährige zuerst in ein Waldstück und dann zu seinem Bekannten. Nach der zweiten Tat hatte der Verdächtige nach Angaben der Polizei die Wohnung des 22-Jährigen wegen der Fahndung zunächst nicht verlassen.
Zwei Tage habe er mit der Leiche des zweiten Opfers verbracht, bevor er sich am Donnerstagabend stellte. Er habe aus Mordlust und heimtückisch gehandelt, sagte der zuständige Staatsanwalt Danyal Maibaum.
Warum er sich gestellt habe? Der junge Mann habe offensichtlich keine Alternative mehr gesehen, als sich das Leben zu nehmen oder sich zu stellen. «Wir haben schon viel Elend miterleben müssen, aber so ein Mordfall geht unter die Haut», sagte Lipphaus.
(sda/me)