Erstmals wurden im Gebiet der Schlacht am Morgarten Objekte gefunden, die aus der Zeit um 1315 stammen könnten und wissenschaftlich dokumentiert sind. Geborgen wurden unter anderem Silbermünzen, Dolche und Pfeilspitzen.

«Bisherige Funde sind entweder verschollen oder der genaue Fundort ist nicht überliefert», sagte Regierungsrätin Manuela Weichelt-Picard (Alternative – die Grünen) am Donnerstag vor den Medien in Zug.

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Mit den Entdeckungen könne die Schlacht am Morgarten zwar weder bewiesen noch widerlegt werden. Doch würden die Objekte eine wertvolle Grundlage für zukünftige Forschungen bilden. «Stolz und Freude mischt sich in diese Entdeckung.»

SRF wollte graben

Dabei mussten die Kantone Zug und Schwyz sozusagen zu ihrem Glück gezwungen werden. Das Team des Wissensmagazins «Einstein» von Schweizer Radio und Fernsehen SRF plante eine Spezial-Sendung zur 700-Jahr-Feier und hatte deshalb geowissenschaftliche Untersuchungen der Universität Zürich begleitet.

Aufgrund dieser Ergebnisse wurde «Einstein» beim Kanton Zug vorstellig, um neue Grabungsarbeiten im vermuteten Schlachtgebiet zu initiieren. Die beiden Kantone willigten ein – auch um bei einem Hype Raubgrabjägern und Trophäenjägern zuvorzukommen.

Wurstringli und Alufolie

Mit einem Metalldetektor suchte Spezialist Romano Agola im Auftrag von Zug und Schwyz von Januar bis Mitte Mai das Gebiet beim Ägerisee ab. Dabei kamen gegen 80 Kilogramm Material zusammen – grossmehrheitlich war es neuzeitlicher Abfall, wie Stefan Hochuli, Leiter Amt für Denkmalpflege und Archäologie, sagte.

Aber Agola fand nicht nur Abfall von Schulreisen wie Wurstringli oder Alufolien: Bereits im Januar stiess er auf einen Dolch und ein bisschen daneben auf Silbermünzen.

12 Silberpfennige

Die 12 Silberpfennige, deren damaliger Wert einem halben Schaf entsprach, lassen sich aufgrund der Prägungen relativ genau datieren. Sie stammen aus der Zeit von 1270 bis um 1300. Dieser «ganz tolle Fund» sei «schon fast eine Punktlandung», sagte Hochuli weiter.

Zwar ist die zeitliche Nähe zur Schlacht am 15. November 1315 auffällig. Aber wie bei jedem Fund ist auch bei den Münzen nicht gesichert, dass sie 1315 in den Boden kamen, wie Hochuli weiter sagte.

Dolche und Pfeile

Weiter wurden auch Waffenbestandteile aus dem 14. Jahrhundert gefunden. Es handelt sich um zwei Dolche, um den Blechschutz einer Messerscheide sowie um zwei Geschossspitzen von Armbrust- oder Bogenpfeilen. Als Reitzubehör wurde ein Sporn gefunden.

Ein weiterer Fund ist ein eiserner Kästchenbeschlag – ebenfalls aus dem 14. Jahrhundert. Andere Objekte – wie Messer oder Hufeisen – sind aufgrund ihrer langlebigen Formen zeitlich weniger genau zu bestimmen. Ihre Datierung ins 14. Jahrhundert kann gemäss Hochuli aber nicht ausgeschlossen werden.

Wichtigste Funde im Museum

Auch kamen noch verschiedene ältere Funde zum Vorschein, die definitiv nichts mit Morgarten zu tun haben, wie Hochuli sagte. Von besonderer Bedeutung sind Schmuckstücke, darunter ein goldener Nadelkopf aus dem 7. Jahrhundert und eine Bronzefibel aus dem 9./10. Jahrhundert.

Die wichtigsten Funde sind ab Freitag bis 31. Juli im Museum Burg Zug und ab 22. August bis 30. September im Bundesbriefmuseum in Schwyz ausgestellt.

Historiker-Streit

Die 700-Jahr-Feier erinnert an die Schlacht am Morgarten. Am 15. November 1315 zog der Habsburger Herzog Leopold mit seinen Rittern von Zug her kommend durch das Ägerital Richtung Sattel. Am Morgarten gerieten die Habsburger in einen Hinterhalt der Schwyzer und wurden von diesen in die Flucht geschlagen.

Dass es an diesem Datum ein Ereignis am Morgarten gab, ist unter Historikern unbestritten, wie Valentin Kessler, Staatsarchivar Kanton Schwyz, sagte. Viel mehr ist aber nicht bekannt. Dennoch wurde später, vor allem ab dem späten 19. Jahrhundert, die Schlacht am Morgarten zu einem wichtigen Symbol für den Kampf der Urschweizer gegen die Unterdrücker aus Österreich, und sie prägte das schweizerische Selbstverständnis.

(sda/ise/ama)