Eine St. Galler Arztfamilie kritisiert in einer aussergewöhnlichen Todesanzeige die Staatsanwaltschaft, weil diese Mitte 2015 den Tod ihres damals 30-jährigen Sohns nicht untersucht habe. Während die Familie an eine Straftat glaubt, geht die Staatsanwaltschaft von einem Suizid aus.
Die Familie machte die tragische Geschichte am Mittwoch mit einer Todesanzeige im «St. Galler Tagblatt« publik. «Wir haben wirklich alles versucht, das Geschehene aufzuklären», heisst es darin. Die Todesanzeige ist wie ein Brief an den Verstorbenen formuliert.
Vorwurf der Untätigkeit
Die Familie glaubt, dass ihr Sohn einer Straftat zum Opfer gefallen sei. Sie wirft der Staatsanwaltschaft vor, den Todesfall nicht untersucht zu haben, obwohl Polizei und Gerichtsmediziner dies gefordert hätten. So habe der Staatsanwalt keine Obduktion angeordnet.
Als die Familie selber eine Autopsie veranlasste, wurde die Droge GHB (Gammahydroxybutyrat) im Blut des Verstorbenen gefunden. GHB ist als «K.O.-Tropfen« bekannt, wird aber auch als Partydroge genommen. Der Verstorbene habe die Tropfen nicht selber einnehmen wollen, schreibt die Familie.
Die Staatsanwaltschaft weist die Kritik zurück. Alles habe in diesem Fall auf einen Suizid hingedeutet, erklärte ihr Sprecher Roman Dobler auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. GHB sei nicht die Todesursache gewesen. Die Polizei habe nach Spuren gesucht, aber keine Hinweise auf Dritteinwirkung gefunden.
(sda/me)