Ein aus Brasilien stammendes Fossil einer vierbeinigen Schlange ist nach Ansicht von Experten ein einmaliger Beleg dafür, dass die Vorfahren der heutigen Schlangen nicht aus dem Meer, sondern vom Land stammten.
Nach einer im Fachmagazin «Science» von deutschen und britischen Wissenschaftlern veröffentlichten Studie lebte die Tetrapodophis amplectus getaufte Schlangenart vor 100 bis 150 Millionen Jahren in der Kreidezeit.
Unbedacht im Museum
Das Fossil lag laut «Science» jahrzehntelang in einem Museum im deutschen Solnhofen. Der an der Studie beteiligte Forscher David Martill von der Universität Portsmouth entdeckte bei einer Studienreise die Bedeutung des Fundes.
Das Urzeit-Reptil sei ebenso beweglich gewesen wie heutige Schlangen und habe wie diese seine Beute durch Muskelbewegungen erstickt, heisst es in der Studie. Auch die Physiognomie sei ähnlich, mit einer kurzen Schnauze, einem länglichen Körper, Fangzähnen und einem sehr beweglichen Kiefer, um Beute zu verschlingen.
Keine Beine zum Laufen
Der grosse Unterschied zu ihren Nachfahren seien jedoch die vier Gliedmassen gewesen, mit denen Tetrapodophis amplectus – übersetzt heisst das soviel wie «Vierbeinschlange» – Beute gefangen oder sich bei der Paarung berührt habe. Zur Fortbewegung allerdings seien die Gliedmassen vermutlich nicht benutzt worden.
Unter Experten ist umstritten, ob die heute lebenden tausenden Schlangenarten aus im Meer oder auf dem Land lebenden Vorfahren hervorgegangen sind. Nach Ansicht der Autoren der nun veröffentlichten Studie liefert Tetrapodophis amplectus den Beweis, dass letzteres der Fall ist.
Es sei vor allem das Fehlen einer langen, flachen Schwanzflosse, der die Vierbeinschlange von Meerestieren unterscheide. Bei Krokodilen etwa ist so ein Schwanz vorhanden, was für deren Abstammung von Wasserbewohnern spricht.
(sda/ise/me)