Da waren Politiker sichtlich betroffen. Wie Greta Thunberg auf dem Klimagipfel in New York den anwesenden Staatsvertretern ihre Ansichten über den Klimaschutz und Verantwortung um die Ohren gehauen hat, war schon starker Tobak.
In der Schweiz sind Politiker jetzt schon wieder dabei, die Daumenschrauben für konsumfreudige Konsumenten anzuziehen und auch andere Länder – aktuell ganz besonders Deutschland – drücken sogar noch mehr aufs Tempo.
Man hat seit den «Fridays for Future»-Demos fast den Eindruck, dass morgen schon die Welt untergehen wird. Alles scheint böse und umweltschädlich.
Passagieraufkommen ist im Höhenflug
Fakt aber ist: Nur wenige Konsumenten ändern ihr Verhalten. Zum Beispiel beim Fliegen. Laut internationaler Zivilluftfahrtorganisation ICAO stieg die Zahl der Fluggäste weltweit in 2018 um 7,1 Prozent auf 4,3 Milliarden Menschen. Die Länge der zurückgelegten Flugkilometer legte im Gleichschritt auf 8,2 Billionen Kilometer zur.
Dass der Flugverkehr das non plus ultra ist, zeigt sich am jüngsten Airport Chinas. In nur vier Jahren – vom Reissbrett bis zur Eröffnung letze Woche – wurde in Peking mit dem Daxing International Airport der nach Gebäudefläche grösste Flughafen der Welt regelrecht aus dem Boden gestampft. Schon in zwei Jahren sollen dort 45 Millionen Menschen jährlich abheben, einige Jahre später sollen es sogar 100 Millionen Passagiere sein.
Neue Megaprojekte in China
Und am Daxing Airport werden künftig vier Millionen Tonnen Luftfracht jährlich abgefertigt. Zum Vergleich: Am Flughafen Zürich gab es im vergangenen Jahr 31 Millionen Fluggäste. Und mit 493'000 Tonnen wurde nur ein gutes Zehntel des Frachtvolumens des neuen Pekinger-Airport-Giganten abgefertigt.
China hat in das Projekt 51 Milliarden Euro investiert und diese Zahlen zeigen eindrucksvoll: Umweltschutz findet ganz sicher nicht beim Fliegen statt und das dürfte auch so bleiben. Flughafenbetreiber und Flughafengesellschaften zählen zu den Profiteuren.
Flughafen Wien – hohes Wachstum
Trotz aktuell stark angefachter politischer und gesellschaftlicher Klimadiskussion nehmen Anleger einige vielversprechende Player des Sektors ins Visier. Seit Jahren im Aufwind ist Flughafen Wien. Auf den ersten Blick fällt auf: Die Aktie des Betreibers des Flughafens Wien-Schwechat liefert in den letzten zwei Jahren eine Outperformance zum österreichischen Vergleichsindex ATX von 25 Prozentpunkten.
Der Airport ist ein wichtiges Drehkreuz für Verkehrsverbindungen nach Osteuropa und das Unternehmen beteiligt sich auch an Flughäfen im Ausland wie etwa in Malta oder der Slowakei. Die Expansionsstrategie unter anderem auch mit der Aufnahme neuer Streckenverbindungen und dem zusätzlichen Rückenwind durch die Reiselust der Menschen brachten Airport Wien in den letzten fünf Jahren einen Anstieg der Passagierzahl um 23 Prozent von 22 Millionen auf 27 Millionen. Das Frachtaufkommen legte im selben Zeitraum um 15 Prozent auf 295'000 Tonnen zu. Der Umsatz schwoll dabei sogar überproportional um ein Drittel auf 800 Millionen Euro an und der Gewinn hat sich in dem Zeitraum auf 1,63 Euro je Aktie sogar verdoppelt.
Die Aktie: Institutionelle steigen ein, der Freefloat fällt und fällt
Die Zahlen zeigen: Flughafen Wien ist eine echte Boomregion. Lag beispielsweise das Passagierwachstum an den europäischen Flughäfen im ersten Halbjahr im Durchschnitt bei 4,3 Prozent, so wurden in Wien 23,9 Prozent mehr Fluggäste abgefertigt.
Im Gesamtjahr sind ähnliche Zuwächse zu erwarten. Mit einem geschätzten 19er-KGV und dem regionalen Marktmonopol ist Flughafen Wien nicht teuer. Das haben inzwischen mehr und mehr institutionelle Investoren erkannt. Der Streubesitz liegt nur noch im Bereich von etwa zehn Prozent. Die Aktie auf jeden Fall steigt von einem Allzeithoch zum nächsten und hat sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt. Der Höhenflug dürfte so schnell kein Ende finden, das Allzeithoch vom August bei 40,50 Euro könnte in wenigen Wochen wieder erreicht sein.
Flughafen Zürich – Dienstleistungen und Detailhandel laufen rund…
Deutlich verhaltener präsentiert sich da die Aktie von Flughafen Zürich. In den letzten zwei Jahren hat der Kurs des Betreibers des Flughafens in Kloten ein Viertel an Wert verloren. Dabei wächst auch Flughafen Zürich stark. So kletterte das Passagieraufkommen dort in den letzten fünf Jahren um 25 Prozent auf 31,1 Millionen und der Umsatz stieg um 18,3 Prozent auf 1152,9 Millionen Franken. Bereinigt um negative Sondereffekte hat sich auch der Gewinn in den letzten fünf Jahren verdoppelt.
Das aktuelle Passagier-Wachstum in Kloten ist allerdings weit weniger fulminant als in Wien. So stieg die Zahl der Fluggäste in den ersten sechs Monaten lediglich um 2,4 Prozent. Immerhin läuft es in den anderen Geschäftsfeldern rund. So stieg der Umsatz im kommerziellen Bereich im Detailhandel oder dem Parksegment im Halbjahr um 17,9 Prozent und so kletterte der Umsatz im Semester um 8,8 Prozent auf 588,0 Millionen Franken.
… der Entfall von Belastungen bringt einen Gewinnschub
Wegen des Entfalls des negativen Sondereffekts für Schallschutzmassnahmen in Höhe von 45,8 Millionen Franken im Vorjahreszeitraum kletterte der Periodengewinn nach sechs Monaten um 70 Prozent auf 143,4 Millionen Franken. Neu eröffnete Geschäfte und Restaurants aber auch neue Beteiligungen an Airports in Brasilien versprechen weiter steigende Ergebniszahlen und ein 18er-KGV schon in diesem Jahr.
Die Aktie ist damit nicht teuer und auch der Chart ist spannend. Denn Flughafen Zürich ist erst vor Ende August von der 200-Tage-Linie nach oben abgeprallt und startete vor wenigen Tagen den Rebound von der 100-Tage-Linie. 200 Franken wie zuletzt im November 2018 könnten bei dem Titel ganz schnell wieder drin sein.
Fraport – die internationale Expansion zahlt sich aus
Flughafen-Anleger haben auch Fraport auf dem Radar. Der Betreiber des Flughafens in Frankfurt spielt allerdings schon in einer etwas anderen Grössenklasse. In den letzten fünf Jahren stieg die Zahl der Passagiere dort um 20 Prozent auf 69,5 Millionen. Das Frachtaufkommen legte in dem Zeitraum zwar nur um 3,6 Prozent zu, war aber mit 2,1 Millionen Tonnen viermal so hoch wie in Zürich und siebenmal so hoch wie in Wien.
Der Umsatz der Frankfurter erlebte in den fünf Jahren einen enormen Schub um 45,8 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro und das Ergebnis je Aktie hatte sich dabei auf 5,11 Euro sogar mehr als verdoppelt. Wie bei den anderen beiden Airports wird das Wachstum von Fraport ebenfalls nicht nur vom Reisehunger der Menschen beflügelt, sondern auch durch wachsende Einnahmen aus Dienstleistungen und dem Einzelhandel rund um den Flughafen. Zudem expandieren auch die Frankfurter international und erfreuen sich derzeit über zunehmendes Geschäft bei ihren Töchtern in Griechenland, Peru und den USA.
Anleger setzen auf den Ausbruch der Aktie
So stieg die Zahl der Passagiere bei Fraport im ersten Halbjahr zwar nur um 3,0 Prozent auf 33,6 Millionen, doch der Umsatz legte dazu überproportional um 5,2 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro zu. Der operative Gewinn vor Zinsen und Steuern im Halbjahr legte im Gleichschritt zu. Doch ein verbessertes Finanzergebnis brachte beim Periodenüberschuss einen Anstieg um 17,1 Prozent auf 164,9 Millionen Euro.
Mit einem erwarteten 16er-KGV in diesem Jahr ist die deutlich grössere Fraport sogar günstiger bewertet als die Airports in Wien oder Zürich. Bei 80 Euro hat die Aktie einen starken Widerstand. Fällt diese Hürde, könnten ganz schnell 85 oder auch 90 Euro drin sein.
Aena – die Nr. 1 der Airport-Welt arbeitet hochprofitabel
Nochmal eine Nummer grösser als Fraport ist allerdings die spanische Aena. Der grösste Flughafenbetreiber der Welt hat 61 Flughäfen in Spanien, Mexiko, Kolumbien und Grossbritannien im Portfolio und ist mit einem Börsenwert von 25 Milliarden Euro fünfmal so schwer wie Flughafen Zürich und dreimal so gewichtig wie Fraport. Wie die anderen drei Titel des Sektors konnte auch Aena in den letzten fünf Jahren richtig abheben. Die Zahl der an allen Airports des Konzerns abgefertigten Passagiere stieg seit 2013 um 43,1 Prozent auf 280,3 Millionen im vergangenen Jahr und der Umsatz kletterte um ein Drittel von 3,2 auf 4,3 Milliarden Euro.
Betrachtet man die Gewinnentwicklung, fällt sofort die unglaublich hohe Profitabilität von Aena auf. Die Gewinnspanne auf Basis nach Steuern liegt nämlich bei rund 30 Prozent entsprechend einem Jahresüberschuss von 1,3 Milliarden Euro. Obwohl der Konzern aus Madrid nur etwa ein Viertel mehr Umsatz schreibt als Fraport, ist der Gewinn damit fast dreimal so hoch. Die operativen Kosten je Passagier sind aber bei Aena mit 4,60 Euro auch nur in etwa halb so hoch wie bei den Frankfurtern.
Airports – der Boom wird weitergehen
In den nächsten 20 Jahren soll sich die Zahl der Passagiere weltweit verdoppeln. Die vier Airport-Betreiber dürften zu den Gewinnern zählen und sind mit KGVs zwischen 16 und 19 – Aena kommt auf ein 17er-Gewinnmultiple – angesichts des erwarteten rasanten Wachstums allesamt ein klarer Kauf für alle mittelfristig orientierten Anleger.