Frau Schoch, wie kam Gryps zustande?
Priska Schoch: Gaby Stäheli, die Mitgründerin von Gryps, war fasziniert von der Idee, einen Internetservice anzubieten. Sie googelte nächtelang, bis sie in den USA fündig wurde: Dort hatte sich der Offertenvergleich für Unternehmen bereits durchgesetzt. Wir prüften die Idee, erstellten einen Business- und Finanzplan und starteten mit unserem Serviceportal für KMU. Man muss allerdings bedenken, dass das hierzulande – besonders bezüglich Internet – noch eine ganz andere Zeit war.
KMU haben viele Zusatzaufgaben zu bewältigen, für die Grossfirmen eigene Abteilungen haben – IT, HR oder Marketing. Wie kann Gryps helfen?
Unser Hauptziel ist, die KMU im Alltag zu befähigen, diese Bereiche selber bewältigen zu können. Oder dabei die KMU bei der Beschaffung von Produkt- oder Service-Anbietern zu unterstützen, falls sie es doch nicht selbst bewältigen möchten. Wir sagen immer: Grossfirmen haben interne Spezialisten, wie z.B. HR- oder Finanzspezialisten, KMU haben Gryps. Konkret stellen wir den Kundinnen und Kunden auf unserer Plattform eine Vielzahl an Content, Ratgeber und Services zur Verfügung wie unseren Offertenvergleich, dazu Tools wie Checklisten, eine grosse Anzahl an Vorlagen oder Musterverträge.
Können Sie ein Beispiel geben?
Ein Unternehmen stellt zum ersten Mal Personal ein und muss einen Arbeitsvertrag erstellen, Versicherungen abschliessen und die Löhne monatlich bezahlen. Bei Gryps findet das Unternehmen eine Vorlage für den Arbeitsvertrag mit vielen Tipps und eine gute Übersicht, welche Versicherungen nun abgeschlossen werden müssen. Via Offertenvergleich kann die Firma gleich noch Offerten für die Versicherungen einholen und einen Treuhänder für die Lohnaufbereitung finden. Kurz: Alles, was ein KMU braucht.
In vielen KMU sind diese Aufgaben in den Händen der Chefinnen oder Chefs, da sie oft «Head of …» aller Abteilungen in Personalunion sind. Wie können Sie sie unterstützen, damit diese nicht in ein Burnout rasseln?
Es ist tatsächlich so, dass die Zusatzaufgaben in kleineren KMUs mit 1 bis 25 Mitarbeitenden Chefsache sind, da es sich oft um wichtige oder auch kostenintensive Dinge handelt. Weil sich die Firmenchefs aber tagsüber um das Kerngeschäft kümmern müssen, kriegen wir ihre Anfragen oft spätabends oder am Wochenende. Das sind für sie richtige Uff-Momente: Es muss sein, aber eigentlich mag ich nicht! Diese KMU-Probleme lösen wir also quasi über Nacht. Wir möchten ihnen eine Art Buddy sein, indem wir ihnen Stress, Druck und Unsicherheit abnehmen.
Was, wenn die KMU für diese Aufgaben zu wenig Zeit haben?
Verfügt ein KMU über zu wenig Know-how oder fehlt es an der Zeit, dann helfen wir, Anbieter zu finden, zu denen dieser Bereich dann outgesourct werden kann. Dasselbe gilt, wenn es sich um komplexere Sachverhalte handelt, bei denen unsere Tools nicht ausreichen, auch da vermitteln wir den entsprechenden Anbieter. Wir haben derzeit einen Pool von 4000 Anbieterinnen und Anbietern, aus denen wir auswählen können.
Ihr Kerngeschäft ist der Offertenvergleich. Was ist dessen Plus?
Aussenstehende mögen den Eindruck haben: Einen Kopierer kaufen, einen Treuhänder finden oder eine Versicherung abschliessen, das kann man doch selber. Doch man muss sich klarmachen: Wer eine Firma betreibt, merkt erst, wie komplex alles ist, weil an so viele verschiedene Dinge gedacht werden muss. Was brauche ich alles, wer kann mir das liefern und was kostet es? Beim bewährten und von vielen KMU genutzten Offertenbereich findet das KMU über 2000 Seiten Einkaufsratgeber, Kostenplaner und passende Anbieter. In den Einkaufsratgebern informieren wir das KMU über die wichtigsten Preistreiber, Module, Funktionen, geben Einkaufs-Tipps und zeigen mit den Kostenplanern auf, mit welchen Kosten gerechnet werden muss. Den passenden Anbieter oder Lieferanten zu finden, ist oft gar nicht so einfach und mit viel Rechercheaufwand verbunden. Gryps kennt den Markt und übernimmt diesen Such-Job. Wir klären den Bedarf beim KMU gezielt ab und suchen auf dieser Basis die passenden Anbieter – schnell, unkompliziert und fürs KMU kostenlos.
Wie läuft das konkret ab?
Nehmen wir ein KMU mit einer fehleranfälligen IT. Der alte Server muss ersetzt und zudem in die Cloud ausgelagert werden. Der Kunde wünscht sich einen IT-Partner auf Augenhöhe und wird bei Gryps fündig. Im Bedarfs-Check beantwortet das KMU die wenigen, einfachen Fragen. Bei Bedarf klären unsere Einkaufspezialisten bei einem anschliessenden, kurzen Telefongespräch noch ein paar Detailfragen. Passend zu den erhaltenen Kriterien sucht Gryps dann drei Anbieter. Diese nehmen mit dem Kunden Kontakt auf, beraten diesen und stellen eine Offerte aus. Das KMU kann durch die Informationen von Gryps und den Gesprächen mit den Spezialisten den Bedarf genauer definieren und entscheidet sich schliesslich für einen der Anbieter.
Welches sind die häufigsten Anfragen?
Im Offertenvergleich werden ganz klar Versicherungen, Treuhandunternehmen, Kassen, IT-Service, App-Entwicklung, Kaffeemaschinen und Webdesign am häufigsten angefragt. Daneben spielen aber viele weitere Produkte eine grosse Rolle – Payroll, Zeiterfassung, Kopierer, IT Outsourcing. Es sind alles Produkte und Services, die komplex sind, viel kosten und man nicht alle Jahre anschafft. Was die Services betrifft, so stellen wir einen regelrechten Run auf die Webinare fest, auf die Checklisten und Vorlagen sowie auch auf den monatlichen Newsletter, den zwischenzeitlich schon knapp 50’000 KMU abonniert haben.
Was thematisieren Sie im Newsletter und in den Webinaren?
Beides gibt uns die Möglichkeit, aktuelle Entwicklungen aufzugreifen, etwa den Fachkräftemangel, Lieferengpässe oder Nachhaltigkeit. Im Newsletter geht es um kommende Veranstaltungen, aber auch um wiederkehrende Themen wie Steuererklärung, Jahresabschluss oder saisonale Deadlines. In den Webinaren greifen wir nebst grundsätzlichen Bereichen wie Lohngespräch oder Mitarbeiterführung auch Trendthemen auf, wie zum Beispiel zur Digitalisierung, die viele noch etwas überfordert. Konkret zudem zur kommenden Datenschutzverordnung: Die ist für sehr viele KMU ein Buch mit sieben Siegeln, und doch muss man als Unternehmerin sicherstellen, dass die rechtlichen Punkte eingehalten werden.
Wie wichtig ist es für Ihre Kundschaft, dass Sie selbst ein KMU sind?
Sehr wichtig. Weil wir mit den gleichen Herausforderungen oder Sorgen zu kämpfen haben, wie die anderen KMU. Sprich: Wir begegnen unseren Kunden auf Augenhöhe. Zudem stehen wir im regen Austausch mit der ganzen KMU-Welt. Wir finden es höchst erfreulich, was diese für die Schweiz so wichtigen Unternehmen Grosses leisten, welche Hürden sie meistern. Es ist eine grosse Kraft vorhanden. Für die möchten wir bei Gryps ein Katalysator sein.
Gegründet wurde die Firma von Priska Schoch und Gaby Stäheli. Die beiden Frauen lernten sich bei IBM kennen, wo sie zusammen den Bereich Software Sales Grosskunden Schweiz leiteten. 2009 machten sie sich mit Gryps selbstständig. Heute hat das KMU 27 Mitarbeitende, die pro Monat knapp 2000 Offertanfragen bearbeiten. Die Website zählt monatlich knapp 90’000 Visitors. Gryps wird von einer gleichberechtigten Geschäftsleitung, bestehend aus den beiden Gründerinnen und Urs Gysling, geführt. Gryps ist eine Tochterfirma von Ringier Axel Springer Schweiz.
Gryps arbeitet mit einem Pool von 4000 Anbietern zusammen und bietet geprüfte KMU-Praxisratgeber, Checklisten, Vorlagen zum Downloaden, Expertentipps in Webinaren sowie im Newsletter und nicht zuletzt Beratungsangebote (Recht & Finanzen), die Anleitung und damit Sicherheit geben. Via Offertenservice mit Einkaufsratgeber, Bedarfscheck und Kostenplaner vermittelt Gryps Dienstleister, an die die KMU Aufgaben in den Bereichen Steuern, IT oder HR outgesourct werden können.