Die globale Wirtschaft steht auch im neuen Jahr vor Herausforderungen: Während die Binnenkonjunktur in den USA wächst, stagniert die Wirtschaft in Europa. Von Asien, insbesondere China, sind ebenfalls kaum Impulse zu erwarten. Insgesamt dürfte das globale Wirtschaftswachstum im gerade angelaufenen Jahr ähnlich schwach ausfallen wie in den vergangenen zwei Jahren, prognostizieren die Raiffeisen-Ökonomen in ihrem Jahresausblick 2025. Hinzu kommen Unsicherheitsfaktoren, wie die Handelspolitik der USA, die die Unternehmensstimmung weltweit trüben.
Neue Technologien im Fokus
Diese globalen Entwicklungen widerspiegeln sich auch in den Prognosen für die Schweiz. Die Ökonomen von Raiffeisen erwarten für die Schweiz dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent gegenüber 0,9 Prozent im Vorjahr. Neben den verbesserten Konsumaussichten – gestützt durch steigende Reallöhne und eine stärkere Kaufkraft der Haushalte – trägt auch die «äusserst widerstandsfähige Dynamik im bedeutenden Chemie- und Pharmasektor» zur Stabilität bei, wie die Ökonomen betonen. Im Dienstleistungssektor steigt der Arbeitskräftebedarf unverändert robust.
Die Exportentwicklung bleibt eine Schwachstelle der Schweizer Wirtschaft, ebenso wie Teile der Industrie. Hier zeichnen sich vereinzelt Kurzarbeit und Stellenstreichungen ab. Solche Massnahmen sind Ausdruck des konstanten Strukturwandels, bei dem Firmen laufend Geschäftsmodelle, Prozesse und Lieferketten überprüfen und anpassen müssen. Nicht alle Unternehmen bewältigen diese Anpassungen und so stellen jedes Jahr einige ihre Aktivitäten ein. Für die Schweizer Wirtschaft stellt das kein substanzielles Problem dar, solange sich die Firmen stetig weiterentwickeln können und die notwendigen Rahmenbedingungen vorhanden sind.
Grundsätzlich sind die schweizerischen Firmen positiv eingestellt – trotz Unsicherheiten und verhaltenen Aussichten. Umso wichtiger ist ihnen daher die wirtschaftliche und politische Stabilität, die bei vielen Firmen als der wichtigste Standortvorteil der Schweiz gilt.
Starker Franken wirkt zweischneidig
Diese Stabilität widerspiegelt sich auch im starken Frankenkurs. Seit Frühling 2021 ist der Franken gegenüber dem Euro um 15 Prozent gestiegen. Das verbilligt zwar für Firmen die Einkäufe von Vorprodukten aus den umliegenden europäischen Märkten, aber verteuert gleichzeitig auch den Standort und damit die Fertigprodukte für den Export. Diese 2024 weiter akzentuierte Frankenstärke ist damit praktisch zu einem «Dauerbegleiter» der Exportwirtschaft geworden und verzögert auch den Aufschwung der Industrie. Die Raiffeisen-Ökonomen erwarten deshalb weitere Interventionen der Schweizerischen Nationalbank (SNB), um den Aufwertungsdruck des Frankens zu begrenzen.
Gerade 2024 schwankte der Euro gegenüber dem Franken stark. «Das erschwert die Planung und die Kalkulation vieler Firmen markant», stellt Philippe Obrist, Leiter Firmenkunden bei Raiffeisen fest. «Unternehmerinnen bzw. Unternehmen wissen bei solchen hohen Währungskurs-Schwankungen nie genau, wie viel ihnen die Verkäufe im Ausland tatsächlich einbringen bzw. was sie der Bezug von Vor- und Fertigprodukten aus dem Ausland tatsächlich kostet.» Damit werde auch eine verlässliche Budgetierung schwierig. Mit einer in Zusammenarbeit mit den Raiffeisen-Spezialisten entwickelten Devisen- und Absicherungsstrategie lassen sich solche Herausforderungen minimieren.
Was bewegt die Schweizer Wirtschaft? Der «Chancenreport 2025» zeigt, wie Führungskräfte mittelgrosser und grosser Unternehmen auf Herausforderungen wie Fachkräftemangel und Bürokratie reagieren. Für die Studie wurden 214 Top-Entscheider befragt – darunter Verwaltungsräte und Geschäftsleitungsmitglieder. Ein Drittel der Teilnehmer kommt aus Firmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden, ein Fünftel aus Unternehmen mit über 500 Mio. Franken Umsatz. Die jährlich durchgeführte Analyse bietet exklusive Einblicke in Trends und Strategien.
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Bürokratie als Wachstumsbremse
Als die mit Abstand grösste Belastung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit empfinden 77 Prozent der befragten Firmenvertreter die Bürokratie und die regulatorischen Anforderungen. Das ergab der «Chancenreport 2025», eine Umfrage von Raiffeisen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) der Hochschule Luzern unter mehr als 200 Führungspersonen von mehrheitlich mittelgrossen und grossen Unternehmen. Mit 51 Prozent folgen die Unsicherheiten rund um das Wirtschaftswachstum, während 33 Prozent die Geopolitik als wesentlichen Belastungsfaktor nennen. Im Gegenzug hat die Einstellung qualifizierter Fachkräfte für 60 Prozent der Unternehmen höchste Priorität, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu stärken – vor dem Zugang zu disruptiven Technologien und Innovationen.
Dementsprechend fordern die Befragten von der Politik insgesamt weniger Einflussnahme. Drei Viertel der Firmenvertreter sprechen sich für eine Reduktion staatlicher Eingriffe und eine geringere regulatorische Belastung aus. Auch bei der Arbeitsmarkt- und Steuerpolitik, bei den finanz- und geldpolitischen Massnahmen sowie bei der Nachhaltigkeitsregulierung und der Steuerpolitik wünschen sich die Unternehmensleiter weniger Einflussnahme. Lediglich bei der Bildungspolitik wünscht man sich eine stärkere Förderung – hier würden 47 Prozent der Befragten mehr staatliche Bildungsinitiativen begrüssen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Gerade hier ist der Wettbewerb intensiv. Das Fachkräftethema ist gemäss der Studie nicht nur eine Ressourcen-Defizit-Herausforderung – es hängt viel mehr damit zusammen. Die Einstellung von Fachkräften ist für Firmen der grösste Hebel, um sich den Zugang zu neuen Technologien und Innovationen zu sichern.
Bankkredit bleibt die dominierende Finanzierungsquelle
Die Erhaltung oder Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, die Stabilisierung des Kerngeschäfts und das Vorantreiben von Innovationen sind die zentralen Treiber für den Finanzbedarf von Unternehmen. Zwei Drittel der Firmen investieren mithilfe von Bank- oder Kontokorrentkrediten in ihre Vorhaben. Knapp ein Fünftel nutzt Hypotheken als Grundlage ihrer Pläne. Und jedes zehnte Unternehmen finanziert seine Investitionen vollständig mit eigenen Mitteln. Diese Mittel benötigen die Unternehmen gemäss «Chancenreport 2025» im Wesentlichen für eine Ausweitung ihres Geschäftsbetriebs. Dabei dominieren die klassischen Investitionsmittel durch Banken, der Zugang zu Kreditaufnahmen wird als unproblematisch wahrgenommen.
«Der Chancenreport 2025 zeigt eine differenzierte Haltung der Unternehmen zur politischen Agenda», erklärt Philippe Obrist, Leiter Firmenkunden bei Raiffeisen Schweiz. «Die befragten Führungskräfte heben hervor, dass wir der Stabilität weiterhin Sorge tragen müssen. Zudem haben die Unternehmen gemäss Umfrage einen klaren Plan, um mit den verschiedenen Herausforderungen umzugehen.» Sie würden auf neue Geschäftsmodelle und Technologien setzen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern oder auszubauen. «Dieser Fokus auf technologische Innovationen zeigt, wohin die Reise der Schweizer Wirtschaft gehen soll.»
Die Voraussetzungen für ein gutes Jahr 2025 für die mittelgrossen und grossen Schweizer Unternehmen sind damit sehr gut. Die Unternehmen sind sich gemäss «Chancenreport» der Herausforderungen bewusst, reagieren vorausschauend und versuchen, die sich bietenden Chancen wahrzunehmen.