Das Gejammer über die ausufernde Bürokratie gehört in der Wirtschaft zum guten Ton. Das tut zwar gut, weil man die Schuld von sich weisen kann, aber bringt letztlich nicht viel.
Als konstruktive Antwort lancierten der Rehau-Lenker Jobst Wagner, der CSManager Andreas Gerber und Beat Brechbühl, Managing Partner bei Kellerhals Carrard, mit ihren Organisationen, der Stiftung StrategieDialog21 und dem KMU-Club Swiss Venture Club, den Deregulierungswettbewerb «5 vor 12», der nun zum zweiten Mal stattfindet.
Primarlehrer als Generalisten und Agrarfreihandel
Die Jury, zu der auch Economiesuisse-Chefökonom Rudolf Minsch oder der Bankiervereinigung-Chef Jörg Gasser gehören, hat aus einer thematisch breiten Palette an Eingaben drei Finalisten auserkoren: Der SVP-Kantonsrat Beni Riedi hat in Zug dafür gekämpft, dass Primarlehrer als Generalisten statt als Fachspezialisten ausgebildet werden. Das vereinfacht in Zeiten von Lehrermangel die Rekrutierung und wurde von den kantonalen Volksschulen begrüsst.
Mit Widerstand muss Avenir-Suisse-Ökonom Patrick Dümmler rechnen: Er will den Zollschutz für Agrargüter abbauen. Er argumentiert mit tieferen Preisen für Konsumenten, weniger Verzollungsaufwand und dem Potenzial neuer Freihandelsabkommen.
Verkaufsfläche für Lebensmittel mit abgelaufenem MHD
Der Student Christian Siegenthaler wiederum kritisiert, dass in der Schweiz jährlich 2,6 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll statt auf dem Teller landen. Deshalb fordert er die Detailhändler auf, einen Teil ihrer Verkaufsfläche für Lebensmittel mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum zu reservieren, und appelliert an die Konsumenten, diese dann auch zu kaufen.
Siegenthaler erweist sich als ziemlich wettbewerbserprobt: Erst im Juni hat er den Wunsch-Schloss-Wettbewerb für sich entschieden, mit dem Vorschlag für einen obligatorischen Schüleraustausch in einen anderssprachigen Landesteil.
Ob er es dieses Mal wieder schafft, die Konkurrenz zu überflügeln, entscheidet sich in der Nacht vom 24. Oktober, wenn der Preis im Berner Rathaus verliehen wird. Symbolisch um 23.55 Uhr.