Der Brexit hat jetzt auch die Wissenschaft erfasst. Grossbritannien konnte bisher immer mit den Spitzenuniversitäten wie Oxford oder Cambridge weltweit mit wissenschaftlichen Arbeiten sowie Neuerungen glänzen. Sie zogen neben den anderen Universitäten immer wieder Forscher und Wissenschaftler an, die oft bedeutende Publikationen veröffentlichen, mit hohem akademischem Inhalt. Absolventen von Oxford oder Cambridge hingegen benötigten fast keine Bewerbungen zu schreiben; allein die Bemerkung, dass man in Grossbritannien an einer Elite-Universität studierte, öffnete sofort die Türen zu der Beletage.
Das Ausscheiden aus der Europäischen Union ist für den Wissenschaftsstandort ein Desaster. Viele Forscher bangen um die lukrativen Fördermittel aus der EU und den gut gefüllten Fördertöpfen. In den vergangenen Jahren kamen aus Brüssel über 120 Milliarden Euro an Fördergelder, davon erhielten die Forschungsinstitute aus Grossbritannien fast 9 Milliarden Euro. Auch wenn es für manche Universitäten nur ein Teilbetrag ist, sind sie doch für die wissenschaftliche Ausbildung von grosser Bedeutung. Ausserdem wird die Zusammenarbeit mit anderen internationalen Forschungscentern in der Welt leiden.
Studiengebühren steigen an
Einige Universitäten werden künftig versuchen, über ein assoziiertes Abkommen doch noch an die Fleischtöpfe zu kommen. Jedoch kann Brüssel dann jederzeit solche Zuwendungen streichen, um die EU-Länder zu versorgen.
Die Hochschulen haben noch Zeit bis die Verhandlungen in zwei Jahren enden und dann die Mittel auslaufen, aber bis dahin wollen die Forscher auch eine gewisse Sicherheit über ihre weitere Arbeit und Zukunft haben. Gewiss man wird aus Brüsseler Sicht den Instituten nicht einfach den Stuhl vor die Tür stellen, sondern die Übergangszeit geschäftlich abwickeln. Die abgeschlossenen Verträge zwischen Brüssel und den Universitäten werden sicher eingehalten und können nicht einseitig gekündigt werden.
Bisher galt an den Universitäten, dass die Studiengelder gleichhoch für Briten wie für die EU-Studenten waren. Nach dem Ausscheiden könnten jedoch die Gebühren gewaltig anziehen und für manchen jungen Wissenschaftler den Aufenthalt unattraktiv machen, zumal es keine Arbeitsgarantie nach dem Abschluss gibt.
Studenten benötigen eine Aufenthaltsgenehmigung
Das ist künftig der Nährboden für andere Forschungsinstitute auf dem Festland, sie werben schon jetzt mit idealen sowie komfortablen Arbeitsplätzen und ausreichenden Forschungsmittel. Denn es werden auf der Insel nicht nur die Forschungsgelder weniger, sondern auch viele Unternehmen werden Forschungsaufträge auch an andere Universitäten wie in Frankreich, Italien und Deutschland vergeben. Grossbritannien droht damit ein Exodus an forschungswilligen Studenten. Auch die wissenschaftliche Sprache, die in vielen Fakultäten noch Englisch ist, wird ebenfalls darunter zurückgefahren werden.
Wissenschaftler können sich nach dem Ausscheiden aus der Gemeinschaft nicht mehr, wie in der Vergangenheit, frei in andere EU-Länder bewegen. EU-Studenten können dann künftig nicht mehr einfach in London oder Cambridge studieren sondern benötigen dafür eine Aufenthaltsgenehmigung. Kurios dabei ist, dass selbst die jungen Menschen aus Irland einen Ausweis benötigen, wenn sie zukünftig in Grossbritannien studieren wollen. Über Jahrzehnte arbeiten schon Iren in Grossbritannien und überqueren täglich eine nicht sichtbare Grenze zwischen diesen beiden Ländern. Dies wird sich jedoch ändern und Grenzkontrollen werden nach dem endgültigen Ausscheiden zum Leidwesen eingeführt.
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