Die Schweizer Landesregierung hat kürzlich beschlossen, die Änderung der Eigenmittelverordnung (ERV) wie ursprünglich geplant auf den 1. Januar 2025 in Kraft zu setzen. 

«Trotz Verzögerungen in einigen Ländern sieht er keinen Anlass, von seinem bisherigen Zeitplan abzuweichen», hält der Bundesrat in einer Mitteilung fest. Damit tritt der finalisierte Basel-III-Standard in der Schweiz auf Anfang kommenden Jahres in Kraft. Schweizer Banken müssen ab dann mehr Eigenmittel hinterlegen.

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Vorwurf: Wettbewerbsfähigkeit wird geschwächt

Die Schweizerische Bankiervereinigung hatte sich für eine Verschiebung der Regulierung starkgemacht. Nun zeigt sich der Branchenverband über den Beschluss des Bundesrats irritiert: «Damit prescht die Schweiz ohne Not vor.» Die Entscheidung des Bundesrats, an der Einführung von Basel III per 1. Januar 2025 festzuhalten, benachteilige den Schweizer Finanzplatz. Der Bundesrat schwäche die Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu anderen internationalen und bedeutungsstarken Finanzplätzen.

Andernorts kommt Basel III später

Die Kritik ist aus Sicht von Schweizer Finanzhäusern keineswegs unbegründet. Das Argument der Schweizerischen Bankiervereinigung: «Relevante Kernmärkte wie EU, UK und USA führen die Basel-III-Standards oder wesentliche Teile davon später ein beziehungsweise ist der Einführungszeitpunkt noch nicht bekannt.»

Es sei die Aufgabe des Bundesrats, für attraktive und international kompatible Rahmenbedingungen zu sorgen, die dem Finanzplatz eine globale Reichweite ermöglichten, kritisiert die Bankiervereinigung: «Mit dem heutigen Entscheid nimmt sich die Schweiz die Chance, sich mit gleich langen Spiessen gegenüber wichtigen internationalen Finanzplätzen behaupten zu können.»

Konkret bedeutet das für eine grössere Schweizer Bank wie etwa die Zürcher Kantonalbank einen erheblichen Kostenzuwachs. So heisst es vonseiten der ZKB, die Implementierungskosten seien «insbesondere im Bereich der Markt- und Kreditrisiken beträchtlich». Die Implementierungskosten werden – allein bei der ZKB – auf einen höheren einstelligen Millionenbetrag geschätzt. 

Im Interview mit HZ Banking meint Wirtschaftsprofessor Tobias Straumann, momentan biete Basel III zwar ein Maximum an Sicherheit: «Aber das kann sich wieder ändern, wenn es zu einer neuen Finanzkrise kommt.» Der Wirtschaftshistoriker meinte im Interview: «Es wäre gut, wenn die internationalen Eigenkapitalvorschriften weiter verschärft würden.»

Wandelt sich der Nachteil in einen Vorteil?

Straumanns Überlegungen werden auch von anderen geteilt: Denn die Einführung von höheren Eigenmittelanforderungen hat eine grössere Stabilität von Schweizer Bankhäusern zur Folge. Dies, da sind sich Wirtschaftswissenschafter und Bankfachleute einig, könnte langfristig zu mehr Krisenresistenz führen.

Kommt dazu: Viele Schweizer Banken verfügen heute schon über die erforderlichen Eigenmittel. Nach dem guten Geschäftsjahr 2023 – aufgrund der Zinswende – haben viele Schweizer Bankhäuser ihre Reserven aufstocken können. Nur jene Schweizer Banken, deren Eigenmitteln noch unter den neuen Anforderungen liegen, müssen nun mehr Sicherheiten hinterlegen. Diese Mehrkosten belasten zwar unmittelbar, doch birgt dieses Vorgehen auch eine Chance: Jene Banken, die den Basel-III-Standard vor anderen Finanzhäusern in aller Welt einführen müssen, sind ihrer Konkurrenz einen Schritt voraus. Denn an Basel III werden langfristig alle Banken gemessen.