Darin sind sich alle Experten einig: Die Verbreitung von künstlicher Intelligenz (KI) wird die Wirtschaft und Gesellschaft so umwälzen wie seinerzeit die Verbreitung des Internets zur Jahrtausendwende. Und könnte Millionen Jobs vernichten.

Jamie Dimon, der Chef der grössten US-Bank JP Morgan, hat dagegen eine optimistische Sicht der Dinge. Er erwartet, dass der Einsatz von KI das Leben der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer viel angenehmer machen wird, auch wenn die Technologie Jobs ersetzen dürfte.

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«Ihre Kinder werden hundert Jahre alt werden und dank der Technologie keinen Krebs mehr bekommen», sagte Dimon in einem Interview mit Bloomberg TV. «Und sie werden wahrscheinlich dreieinhalb Tage pro Woche arbeiten.»

Kein Wunder, setzt JP Morgan massiv auf KI. Laut dem Beratungsunternehmen Evident hat die Grossbank allein zwischen Februar und April rund 3500 Stellen mit KI-Bezug ausgeschrieben. Laut Dimon entwickelt JP Morgan bereits mehr als dreihundert Anwendungen, die auf KI zurückgreifen. Die Technologie könne der Bank helfen, neue Produkte zu entwickeln, damit Kundinnen und Kunden mehr mit der Bank interagierten. Zudem sei KI geeignet, die Produktivität zu erhöhen und das Risikomanagement zu verbessern.

Goldman Sachs befürchtet massive Jobvernichtung

Auf die Frage, ob die Technologie Arbeitsplätze in der Bank ersetzen wird, antwortete er, dass dies «natürlich» der Fall sein werde, aber dass «Technologien immer Arbeitsplätze ersetze».

Er fügte hinzu, dass die Bank jährlich etwa 30’000 neue Mitarbeitende einstelle und er davon ausgehe, dass viele entlassene Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an neue Standorte und in neue Funktionen innerhalb des Unternehmens versetzt würden.

Einem aktuellen Bericht von Goldman Sachs zufolge könnten weltweit bis zu 300 Millionen Arbeitsplätze von dieser Entwicklung betroffen sein. Zudem könnte die KI-Technologie die Arbeitsproduktivität verbessern und das globale Bruttoinlandsprodukt im Laufe der Zeit um bis zu sieben Prozent steigern.

Dimon ist ein Schlachtross unter den Banken-CEOs und leitet JP Morgan seit dem Jahr 2005. Er ist damit einer der wenigen Bankchefs, die auch die Finanzkrise 2008/09 überlebt haben. Auch eine Krebserkrankung hat Dimon überstanden und ist immer noch im Amt.   

So entschlossen Dimon die neue Technologie KI einsetzt; was moderne Arbeitsformen wie das hybride Arbeiten im Büro und Homeoffice angeht, zählt der 67-Jährige dagegen zu den Traditionalisten: So verlangt er von seinen Führungsleuten, dass sie wieder fünf Tage pro Woche im Büro arbeiten. Homeoffice sei allenfalls für Analystinnen oder Programmierer, sowie für Frauen, die Pflege- und Betreuungsaufgaben übernehmen, eine Option.

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