Keine Frage: Er ist out, der allwissende Chef, meist ein Mann, der am Ende alles besser weiss und daher auch entscheidet. Im Team erarbeitete Lösungen binden die Mitarbeitenden ein und sind breiter abgestützt, folglich ziehen die Angestellten eher am gleichen Strang, als wenn «par ordre du mufti» von oben entschieden wird.

Das klingt harmonisch und vielversprechend, doch am Ende sollte auch bei einer Teamentscheidung jemand den Kopf dafür hinhalten. Sind alle verantwortlich, ist es am Ende niemand. Daher sind Doppelspitzen mit zwei CEOs bei grossen Firmen kritisch zu sehen.

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Doppelspitzen können funktionieren, doch die Erfahrung zeigt, dass die Reibungsverluste die anderen Vorteile wieder aufwiegen. So gibt es denn auch mehr Beispiele für Doppelspitzen, die nicht funktioniert haben, als für solche, die das Unternehmen weiterbrachten. Die Deutsche Bank, der Softwareriese SAP, die Credit Suisse und auch die US-Investmentbank Goldman Sachs hatten alle einmal zwei CEOs. Am Ende kehrten sie alle wieder zum Prinzip zurück, auf eine Führungsperson zu setzen.

Wenn eine Doppelspitze so viele Vorteile bietet, warum dann haben sich die Firmen davon wieder verabschiedet?

Die Verantwortung muss klar geregelt sein

Das Argument, Doppelspitzen erlauben in einer immer komplexeren Welt bessere, weil breiter abgestützte Entscheidungen, überzeugt nicht. Sicher, die Welt wird unübersichtlicher. Deshalb braucht ein Unternehmen umso mehr einen klaren Kurs, für den am Ende jemand einsteht. Gerade in Krisen sind schnelle Entscheidungen nötig. Eine Doppelspitze, die sich hier erst einmal finden muss, droht nötige, harte Entscheidungen zu verzögern. Zum Schaden aller.

Das gilt umso mehr, wenn die Aufgabenverteilung zwischen beiden Co-CEOs nicht klar geregelt ist. Sind die Reviere nicht klar abgegrenzt, ist es für die Mitarbeitenden schwer zu entscheiden, an wen sie sich mit einem Problem oder einer Entscheidung wenden müssen. Sind dann noch die Ansagen von beiden CEOs widersprüchlich, droht gar Chaos.

Schlimmer noch: Mitarbeitenden könnten gar versuchen, die beiden Chefs gegeneinander auszuspielen, um unliebsame Entscheidungen zu verhindern oder in ihrem Sinne zu beeinflussen.  

Sicher, die Credit Suisse hatte in den vergangenen Jahren stets einen klaren CEO mit einem mal mehr oder weniger starken Verwaltungsratspräsidenten. Eine Einzelspitze ist keine Erfolgsgarantie, ebenso wenig die Aussage, dass jede Doppelspitze zum Scheitern verurteilt ist. In einer schwierigen Welt aber erhöhen komplexe Entscheidungsstrukturen die Chancen für ein Scheitern. Da hilft es, klare Anweisungen und Entscheide einer Person zu haben. Es ist wie bei vielen Dingen im Leben: Die einfache Lösung ist meist die bessere.