Dazu müsse auch das Risiko von systemrelevanten, global tätigen Banken akzeptiert werden, sagte Jordan in einem Interview mit der NZZ. Die Schweizerische Nationalbank garantiere kein Institut, doch sollten Rahmenbedingungen geschaffen werden, «die es einer unternehmerischen Bank erlauben, von hier aus international tätig zu sein», sagte der SNB-Präsident.

Die Herausforderung bestehe nun darin, für die Grossbank UBS ein Gesamtpaket an Korrekturen festzulegen, das die Risiken reduziere und es der Grossbank erlaube, von der Schweiz aus erfolgreich zu arbeiten. Es brauche Verbesserungen bei der Abwicklungsfähigkeit und Anpassungen auf der Kapitalseite. Die Nationalbank unterstütze die vom Bundesrat vorgeschlagenen Massnahmen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Robustere Strukturen bei Banken gefordert

Damit sich ein Fall wie der Untergang der CS nicht wiederholt, braucht es laut Jordan bei Banken «eine robustere Struktur der Depositen, also mehr Termineinlagen und weniger Sichteinlagen, die jederzeit abgezogen werden können.» Zudem sollten mehr Sicherheiten so vorbereites sein, dass sie auch übertragen werden könnten, so Jordan weiter.

Sollten die Sicherheiten in künftigen Krisen nicht genügen, dann sei zusätzlich ein «public liquidity backstop» notwendig. Bei diesem würde der Staat die Liquiditätshilfe der SNB garantieren. In der Krise seien bei der CS Gelder in einem bis dahin unvorstellbarem Umfang abgeflossen, «darum braucht es als zusätzliche Sicherung einen 'public liquidity backstop'», sagte Jordan weiter.

Die Risiken für den Steuerzahler hält er für überschaubar. Denn sowohl bei der UBS- wie auch in der Credit-Suisse-Krise hätten die Schweizer Behörden bewiesen, dass sie grosse Herausforderungen meistern können, ergänzte er. In beiden Fällen sei der Steuerzahler ins Risiko gegangen, aber letztlich nicht belastet worden.

Gleichzeitig machte sich Jordan für stärkere Eigenkapitalanforderungen an die UBS stark. «Ich bin überzeugt, dass gute Kapitalanforderungen von Vorteil sind für eine international tätige Bank», sagte er. Die UBS müsse das Eigenkapital nicht unmittelbar aufbauen, dafür werde sie genügend Zeit erhalten.

Unabhängige Geldpolitik

Die Hürde für einen grundsätzlichen Systemwechsel - etwa die Übernahme der Bankenaufsicht durch die SNB - muss laut Jordan hoch sein. Er unterstrich einmal mehr die Bedeutung einer unabhängigen Nationalbank: «Wenn die Nationalbank für die Bankenaufsicht zuständig wäre, würde dies das Risiko einer Verpolitisierung und eines Verlusts an Unabhängigkeit erhöhen, was sich längerfristig negativ auf die Geldpolitik auswirken könnte.»

Gerade die jüngste Vergangenheit mit der vergleichsweise tiefen Inflation in der Schweiz habe gezeigt, wie «wertvoll eine eigenständige Geldpolitik ist», sagte der SNB-Präsident. Mit ihrem Fokus auf die Preisstabilität halte die Nationalbank auch der Politik den Rücken frei, damit diese ihre Aufgaben erfüllen könne.

Unkonventionelle Mittel

Jordan tritt auf Ende September zurück. Er leitete die SNB seit 2012 und war über 27 Jahren für die Nationalbank tätig. «In der Geschichte gab es keine andere Periode, in der die SNB so lange gezwungen war, Geldpolitik mit unkonventionellen Mitteln zu betreiben», sagte er rückblickend.

Sein Nachfolger wird der bisherige SNB-Vizepräsident Martin Schlegel. Er wolle weiterhin für Stabilität sorgen, sagte Schlegel nach seiner Ernennung Ende Juni.

Zu seinen Zukunftsplänen äusserte sich Jordan im Interview nicht. Er wolle sich erste im Oktober nach dem Ende seiner Amtszeit Gedanken darüber machen. Es sei aber möglich, dass er in Zukunft etwas anderes als Geldpolitik machen werde. (awp/hzb/pg)

HZ Banking-Newsletter
Karin Bosshard, Chefredaktorin von HZ Banking, und ihr Bankenexpertenteam liefern Ihnen die Hintergründe zu Themen, welche die Schweizer Bankenszene bewegen. Jeden Tag (werktäglich) in Ihrem E-Mail-Postfach. Jetzt anmelden!
HZ Banking-Newsletter