Ein digitaler Schweizer Franken, der von der SNB selbst emittiert werden würde, also ein Retail-CBDC, ist momentan nicht absehbar. Das stellte alt SNB-Präsident Thomas Jordan klar, und sein Nachfolger Martin Schlegel hält daran fest. Dieser Leerraum von staatlicher Seite eröffnet Raum für private Unternehmen. Unternehmen wie Swiss Stablecoin. Geleitet von der Ex-Nationalratspräsidentin und Ex-Ständerätin Pascale Bruderer.
«Reguliert, breit zugänglich, aus der Schweiz und für die Schweiz.» Mit diesem Leitsatz ist Bruderer auf den Bühnen und Foren der Schweiz zu finden und wirbt um einen Stablecoin, der an den Schweizer Franken gebunden ist.
Im Sommer dieses Jahres aber kam für Stablecoin-Unternehmerinnen wie Bruderer ein Dämpfer: Die Finanzmarktaufsicht (Finma) publizierte ihren Standpunkt zur Thematik. Ein Papier, das von vielen Seiten einen Vorwurf mit sich zog: Mit ihrer Haltung verunmögliche die Finma eine Emittierung eines Stablecoins in der Schweiz. Seitdem wurde es medial stiller um das Thema. Wie steht es Ende des Jahres um einen an den Franken gekoppelten Stablecoin?
«Technologieneutralität» als Antwort auf alles
Zum obigen Vorwurf lässt sich die Finma kein klares Ja oder Nein entlocken. Stattdessen heisst es auf Anfrage: «Die Anwendung der geldwäschereirechtlichen Anforderungen auf Stablecoins entspricht der konsequenten Umsetzung des Grundsatzes der Technologieneutralität und von ‹same business, same risks, same rules›.» Auch ein im Vergleich zum Ausland restriktiver Kurs in der Schweiz wird vonseiten der Finma relativiert. Laut Finma wiesen auch ausländische Organisationen auf die wachsenden Risiken von Stablecoins hin.
Wie bei vielem im Kryptobereich sind die Risiken aber eben auch mit einem Potenzial verbunden. Das sieht zumindest Franz Bergmüller, CEO der Kryptobank Amina, so. Seine These: Stablecoins werden einen «gewaltigen Mehrwert» haben. Entsprechend schade findet Bergmüller, dass es schwer sein werde, Stablecoin-Firmen in der Schweiz anzuziehen.
Tatsächlich hätten Stablecoins das Potenzial, Zahlungsprozesse effizienter zu machen, wie die Postfinance, die mit Bruderers Unternehmen zusammenarbeitet, hervorhebt.
Dieses beschworene Potenzial lässt die Finma in ihren Antworten unter den Stichwörtern «technologieneutral» oder «technologieunabhängig» gerne aussen vor. Betont werden vonseiten der Finma – ganz generell – lieber Risiken: so wie auch in einer Rede von Finma-Chef Stefan Walter Ende November.
Mögliche Kehrtwende mit Schlegel
Ein weiterer Player im Finanzmarkt, der für die Zukunft eines an den Franken gebundenen Stablecoins eine wesentliche Rolle spielt, ist die Schweizerische Nationalbank (SNB). Diese hält sich allerdings ähnlich bedeckt wie die Finma – zumindest offiziell. Auf die Frage, ob die Finma-Regularien vom Juli eine Stablecoin-Ausgabe verunmöglichten, gibt die SNB keinen Kommentar ab.
Unternehmerin Bruderer aber nimmt die SNB technologieoffener wahr und sagt: «Man spürt zwischenzeitlich sehr deutlich die Bereitschaft der SNB, Innovation zu thematisieren und zu unterstützen.»
Der ausschlaggebende Punkt hierbei könnte der neue SNB-Präsident Martin Schlegel sein. Schlegel ist seit Sommer dieses Jahres im Amt und könnte die SNB-Ausrichtung in Sachen Stablecoin revidieren. Laut Bruderer habe Schlegel bisher auch eine sehr fortschrittliche Sicht auf die Thematik gezeigt. Wer Schlegels Aussagen in den Medien verfolgt, findet tatsächlich eine gewisse Offenheit, ohne dabei allerdings zu viel zu versprechen. Die Hoffnung, dass Schlegel sich zukünftig noch klarer positioniert, bleibt also vielen Stablecoin-Emittenten.
Monat für Monat besser
Für Bruderer ist der Fortschritt bei der Thematik dennoch offensichtlich. Nicht nur von Jahr zu Jahr, sondern von Monat zu Monat würden sich die Voraussetzungen für den «digitalen Franken», also den an den Franken gebundenen Stablecoin, verbessern – dank konkretisierten Rahmenbedingungen, dem Verständnis für die Thematik und der Gebührenlast im aktuellen Zahlungsverkehr.