Dies zeigt der Retail Banking Radar 2024 der globalen Unternehmensberatung Kearney, die auf der Befragung von jeweils 500 Kunden pro Land basieren. Grund für die geringe Wechselbereitschaft sind die Zufriedenheit mit der aktuellen Bank (55 %) und das hohe Vertrauen in die traditionellen Bankhäuser (13 %). Die Möglichkeit, persönlich mit einem Bankmitarbeiter zu sprechen (13 %) oder eine Filiale zu besuchen (6 %), spielt eher eine untergeordnete Rolle. Letzteres könnte sich aber als potenzielle Chance für Fintechs & Co. erweisen.

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Mundpropaganda und finanzielle Anreize treiben den Wandel voran

Bei den Europäischen Verbrauchern, die in den letzten fünf Jahren die Bank gewechselt haben, waren Mundpropaganda (52 %) und finanzielle Anreize (52 %) die beiden Hauptgründe. Bemerkenswert ist, dass ein Drittel der Befragten (33 %) auch eine schlechte Kundenerfahrung als Grund für eine neue Bank angab. Wenn sich Kunden für ein neues Hauptgirokonto entscheiden, werden sie der Studie zufolge wahrscheinlich auch andere Produkte mitnehmen, einschliesslich Immobilienkrediten und Wertpapieren. 

Von denjenigen, die kürzlich die Bank verlassen haben, nahmen 76 % mindestens ein weiteres zusätzliches Produkt mit, in der Regel Sparkonten oder Kreditkarten. Tatsächlich übertrug mehr als die Hälfte der Schweizer (52 %) ihr Hauptkonto zusammen mit zwei oder mehr Produkten zu ihrer neuen Bank. Dies bestätigt, dass traditionelle Banken auf ihre Einnahmen aus hochwertigen Produkten, insbesondere von Wertpapieren und Immobilienkrediten, achten müssen.

Fintechs stellen noch keine Bedrohung dar

Im Gegensatz z.B. zu Deutschland und Österreich, wo bereits jeweils 18 und 13 Prozent ihr Hauptkonto von einem Fintech führen lassen, vertrauen nur 5 Prozent der Schweizer ihr Hauptkonto einer digitalen Bank oder einem Fintech an. Laut der Studie bevorzugen vor allem jüngere Kunden eine digitale Bank oder ein Fintech, da viele Funktionen bei technisch versierteren Verbrauchern Anklang finden. Konkret sind 32 % der Schweizer Hauptkunden digitaler Banken unter 35 Jahren und mit 64% unter 45-Jährigen stark vertreten. 

Kearneys Studie spiegelt ein beträchtliches Mass an Vertrauen in das moderne Banking wider: Die Hälfte der Befragten (48 %), die ihr Hauptgirokonto bei einer digitalen Bank haben, hält zwischen 80 % und 100 % ihrer Finanzen bei dieser Institution. Zusätzlich führen 52 % der Hauptkunden einer Digitalbank 80-100 % aller Transaktionen von dem Konto bei dieser Bank durch. 

Wie man hier gegensteuern könnte, erklärt Studienautorin und Kearney-Partnerin Daniela Chikova: «Es gibt mehrere Schritte, die diese Banken unternehmen können, um sich erfolgreich in der sich verändernden Landschaft zurechtzufinden, darunter Investitionen in digitale Fähigkeiten, die Fokussierung auf das Kundenerlebnis, das Anbieten finanzieller Anreize oder die Schaffung einer eigenen digitalen Marke. Einige Banken befreien sich bereits von den Einschränkungen von Altsystemen und komplexen Prozessen und experimentieren mit neuen Technologien wie Open Banking, um technisch versierteren Kunden eine Alternative zu bieten.» (pd/hzb/pg)

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