Die Schweizer Aufsichtsbehörden loten Insidern zufolge zusammen mit der UBS und anderen grossen Banken neue Instrumente zur Eindämmung eines möglichen zukünftigen Bankensturms aus. Die Gespräche seien Teil einer vom Kollaps der Credit Suisse befeuerten breiteren Überprüfung der Regeln für die systemrelevanten Institute, sagten vier mit der Situation vertraute Personen zur Nachrichtenagentur Reuters. Die mögliche Massnahmen sollen vermögende Privatkunden davon abhalten, in kurzer Frist Einlagen im grossen Stil abzuheben.

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Dabei werde die Staffelung von Abzügen über längere Zeiträume geprüft, erklärte eine der Personen. Die Erhebung von Gebühren für Auszahlungen sei ebenfalls eine Option, sagten zwei der Insider. Es werde auch darüber nachgedacht, den Kunden Anreize zu geben, ihre Ersparnisse länger und zu einem höheren Zinssatz zu behalten. Die Gespräche befänden sich noch in einem frühen Stadium, so zwei der Insider. So müssten die Vorteile solcher Massnahmen gegen mögliche Risiken abgewogen werden. Denn wenn entsprechende Regeln nur in der Schweiz eingeführt würden, könnten Kunden versucht sein, Gelder auf andere Institute umzuschichten.

Auf der Seite der Behörden seien die Schweizerische Nationalbank (SNB) und das Eidgenössische Finanzdepartement federführend. Ein Sprecher des Finanzministeriums erklärte: «Im Rahmen der laufenden Gesamtevaluation des Too-big-to-fail-Regelwerks in der Schweiz wird auch die Problematik von Bankruns thematisiert.» Er bekräftigte frühere Angaben, wonach die Schweizer Regierung im Frühjahr 2024 eine Gesamtevaluation zu dem Regelwerk veröffentlichen werde. «Die SNB trägt zu diesen Arbeiten bei», erklärte eine Sprecherin der Notenbank.

In einem Interview mit der «Sonntagszeitung» liess SNB-Chef Thomas Jordan bereits durchblicken, dass er als Lehre aus dem Fall Credit Suisse eine stärkere Regulierung der Geldabflüsse ins Auge fasst. «Die Banken sollten ihre Depositen künftig so strukturieren, dass nicht alle Bankeinlagen praktisch gleichzeitig abgezogen werden können», sagte er der Zeitung Mitte Juni.

Auch Raiffeisen, ZKB und Postfinance involviert?

Die UBS lehnte eine Stellungnahme ab. Reuters konnte nicht in Erfahrung bringen, welche anderen Banken an den Gesprächen mit den Schweizer Behörden beteiligt sind. Neben der UBS gelten auch die Raiffeisen-Gruppe, die Zürcher Kantonalbank (ZKB) und die Postfinance als systemrelevante Institute, deren Ausfall der Wirtschaft und dem Finanzsystem des Landes schweren Schaden zufügen könnte. Ein Postfinance-Sprecher erklärte, sein Haus sei nicht an den Gesprächen beteiligt. Die ZKB lehnte eine Stellungnahme ab. Ein Raiffeisen-Sprecher wollte sich vorerst nicht äussern.

Anfang dieses Jahres zogen die Kunden von US-Banken und der Credit Suisse in enormem Ausmass Gelder ab, sodass die Regulierungsbehörden eingreifen mussten, um eine breitere Finanzkrise zu verhindern. Seither haben sich die Aufsichtsbehörden weltweit mit der Gefahr von Bankruns auseinandergesetzt, die sich im Zeitalter des digitalen Bankings noch beschleunigt hat. Nach einem Vertrauensverlust zogen Kunden im letzten Quartal des Vorjahres 111 Milliarden Franken von der Credit Suisse ab. Weitere 61 Milliarden an Vermögenswerten flossen im ersten Quartal 2023 ab.

Nach der Übernahme der Credit Suisse befürchten Politiker, dass eine mögliche Rettung der neuen UBS die Kräfte der Schweiz übersteigen könnte. Denn ihre Bilanz ist rund doppelt so gross wie die jährliche Wirtschaftsleistung des Landes.

(reuters/mth)

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