«Es ist international nicht üblich, dass die oberste Führungsebene einer Zentralbank intern befördert wird», schreiben die Autoren Stefan Gerlach, Yvan Lengwiler and Charles Wyplosz. Das höhere Management der meisten Zentralbanken werde «weitgehend oder sogar ausschliesslich» von ausserhalb der Zentralbank ernannt, heisst es in einem am Dienstag veröffentlichten Papier.
Durch eine solche Praxis werde sichergestellt, dass sich die gesellschaftlichen Ansichten in der Entscheidungsfindung spiegle. Mit Thomas Jordan und seinem Vize Martin Schlegel sitzen aktuell zwei langjährige SNB-Beamte im Direktorium. Das dritte Mitglied des Dreiergremiums, Antoine Martin, der erst im September 2023 in das SNB-Direktorium berufen wurde und sein Amt erst Anfang 2024 antrat, kam von ausserhalb. Er war zuvor bei der Federal Reserve Bank of New York tätig.
«Abweichung von der bisherigen Praxis»
Das SNB-Observatory bezeichnet die Tatsache, dass zwei der drei Mitglieder des Direktoriums aus den eigenen Reihen der SNB stammen, als eine «Abweichung von der bisherigen Praxis». Die SNB werde von «Insidern» geleitet, was dazu führe, dass deren Ansichten, wie etwa die Gewinnverteilung, nicht mit denen der Gesellschaft im Allgemeinen übereinstimmten.
In einem früheren Statement forderte das SNB Observatory bereits, dass ein «Aussenstehender» ernannt werden sollte: «Unserer Meinung nach sollte es kein automatisches 'Erbrecht' des Vizepräsidenten geben», hiess es damals.
Als Favorit für eine mögliche Nachfolge Jordans wird Vizepräsident Martin Schlegel gehandelt. Er hat praktisch seine gesamte Karriere bei der SNB verbracht und gehört dem Direktorium seit 2022 an. (awp/hzb/ps)