Lediglich die andere Hälfte der im Vorfeld befragten Analysten hatten den Zinsschritt der Schweizerischen Nationalbank so erwartet.

«Die Zinsentscheidung der SNB dürfte eine knappe Entscheidung gewesen sein», kommentierte denn auch UBS-Ökonom Alessandro Bee im Nachgang zum heutigen Entscheid. Eher für eine Zinssenkung habe die mittelfristige Inflationserwartung gesprochen, während die Tatsache, dass die anderen grossen Notenbanken mit Zinssenkungen eher zögerlich seien, dagegen gesprochen habe. «Was möglicherweise den Ausschlag gab, war die jüngste deutliche Aufwertung des Frankens», so Bee.

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Ähnlich sieht das Renato Flückiger von der Valiant Bank. «Die SNB hat die Zinssenkung zwar mit dem abnehmenden Inflationsdruck begründet. Wir gehen aber davon aus, dass die substanzielle Euro-Abschwächung nach den Europaratswahlen ebenfalls deutlich ins Gewicht gefallen ist», meinte er.

Wenig überrascht vom Entscheid der SNB zeigt sich Karsten Junius von Safra Sarasin, da der mittelfristige Inflationsdruck weiter abgenommen habe. Dazu komme auch, dass die SNB ein nur moderates Wachstum für die Schweiz feststelle und erwarte, dass die Kapazitätsauslastung weiter zurückgehe und die Arbeitslosigkeit ansteige.

Als «eher überraschend» stuft hingegen Daniel Lüchinger von der Gaubündner Kantonalbank (GKB) die Zinssenkung ein. Zwar befinde sich die Inflation im von der SNB gewünschten Zielband, aber es sei «nach wie vor Inflationsdruck vorhanden». Insbesondere die Löhne seien zuletzt angestiegen, bemerkt er.

Wie geht es weiter?

Wie es von hier aus mit den Zinsen weiter geht, muss sich zeigen. Vielleicht nicht sofort, aber zumindest mittelfristig erwarten viele Experten einen weiteren Zinsschritt. Brian Mandt von der Luzerner Kantonalbank (LUKB) sieht angesichts der erwarteten Inflationsentwicklung jedenfalls Spielraum dafür und geht entsprechend davon aus, dass die SNB den Leitzins bis in einem Jahr auf 1 Prozent senken wird.

Philipp Burckhardt von Lombard Odier erwartet ebenfalls «mittelfristig einen letzten Schritt zum neutralen Zins», nicht aber schon an der nächsten Lagebeurteilung im September, wie er ausführt. Ähnlich sieht das Thomas Gitzel von der VP Bank. Eine Pause im September gäbe der SNB mehr Zeit für die Beurteilung ihres weiteren geldpolitischen Pfandes, sagt er. Darüber hinaus bestünde dann auch mehr Klarheit, wie sich die EZB und das Fed verhalten werden.

Der Spielraum der Nationalbank für weitere Zinssenkungen sei begrenzt, meint derweil Philipp Merkt von Postfinance. «Die SNB dürfte darauf bedacht sein, nicht wieder bei der Nullzinsgrenze anzukommen. Ansonsten wäre der Handlungsspielraum in einer allfälligen nächsten Krise stark eingeschränkt.»

Für David Marmet von der ZKB hängt die Entwicklung vor allem von der Frankenentwicklung ab. Angesichts der konjunkturellen Aussichten und der SNB-Inflationsprognose seien weitere Zinssenkungen «nur schwer zu rechtfertigen». Sollte sich der Franken in den nächsten Monaten nicht markant aufwerten, gehe er entsprechend von einem unveränderten Leitzins bis Jahresende aus. (awp/hzb/ps)

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