Die Schweizerische Nationalbank muss laut Direktoriumsmitglied Petra Tschudin in der Lage sein, Zinssätze unter null festzulegen, um die Stärke der Landeswährung effizient zu kontrollieren.
«Für uns als kleine, offene Volkswirtschaft ist das Instrument Negativzins wichtig, weil wir mit ihm die Zinsdifferenz auch in einem Tiefzinsumfeld wenn nötig so steuern können, dass der Franken gegenüber anderen Währungen weniger attraktiv wird und damit nicht übermässig aufwertet», sagte sie in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der NZZ.
Die SNB interveniert auch an den Märkten, um den Franken zu beeinflussen. Tschudin unterstrich die Aussage von SNB-Präsident Martin Schlegel, dass sie dies auch weiterhin tun werde, selbst auf die Gefahr hin, von den USA als Währungsmanipulator gebrandmarkt zu werden.
«Unser Ziel ist die Preisstabilität, also eine Teuerung zwischen null und 2%», sagte sie. «Wir setzen unsere Instrumente so ein, dass wir dieses Ziel erreichen.»
Aufgrund der Stärke ihrer Währung meldete die Schweiz am Donnerstag den niedrigsten Anstieg der Verbraucherpreise seit fast vier Jahren. Dies schürt Befürchtungen, dass die Teuerung unter den Zielbereich fallen könnte. Laut Schlegel könnte dies in einigen Monaten der Fall sein, mittelfristig werde die Inflation aber positiv bleiben.
Schweizer Inflation könnte unter null fallen
Im Gespräch mit der NZZ gab Tschudin eine persönliche Anekdote darüber zum Besten, warum die SNB eine Inflation unter null über einen längeren Zeitraum nicht tolerieren wird.
«Mir wurde einmal in Hongkong und einmal in Irland der Nominallohn gekürzt, als dort die Inflation negativ war», sagte sie. «Als Ökonomin hat das für mich absolut Sinn ergeben, aber ich kann Ihnen sagen: Persönlich war ich extrem beleidigt.»
«Das ist das Problem», fügte Tschudin hinzu. «Wenn die Inflation regelmässig unter null fällt, müsste man regelmässig die Löhne kürzen.» (Bloomberg/hzb/pg)