Es war unvermeidlich: Als am letzten Samstag in Paris die restaurierte Notre-Dame mit Pomp eingeweiht wurde, tauchten die zwei mächtigsten Männer der Welt wieder im Doppelpack in der Kathedrale auf: Der frisch gewählte US-Präsident Donald Trump wurde ganz vorne neben Frankreichs Präsident Emmanuel Macron platziert. Sein Neo-Zwilling Elon Musk sass ein wenig weiter hinten.

Trump und Musks Unzertrennlichkeit wird mit einem Begriff bezeichnet, der in letzter Zeit häufiger gebraucht wird: Bromance. Er setzt sich aus den Wörtern «Brother» und «Romance» zusammen und steht für eine intensive Männerfreundschaft ohne sexuellen Kontext. Die Welt scheint plötzlich voll von solchen Best-Buddies-Beziehungen zu sein: Dem argentinischen Staatsoberhaupt Javier Milei – derzeit in aller Munde mit seinem Sparkurs – wird eine Bromance mit Donald Trump, aber auch mit dem nicht minder harten Präsidenten El Salvadors, Nayib Bukele, zugeschrieben: «Bukele and Milei: a budding bromance», titelte der «Economist». Auch in der Wirtschaft macht sich der Ausdruck langsam breit. Die «Bilanz» hängte Breitling-Chef Georges Kern und Partners-Group-Gründer und Breitling-Präsident Fredy Gantner in einer Titelgeschichte eine Bromance an.

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Die Gastautorin

Karin Kofler ist Geschäftsführerin der Zuger Wirtschaftskammer und freischaffende Publizistin.

Dass Männer Seilschaften erfolgreich pflegen, ist nichts Neues. Der Bromance-Kult scheint jedoch auch Anzeichen eines Paradigmenwechsels: Männer beanspruchen die Hegemonie der Macht wieder ungenierter für sich als auch schon. Das lässt sich nicht nur auf der internationalen Politbühne ablesen, wo es an einflussreichen weiblichen Identifikationsfiguren fehlt. Auch in der Schweizer Wirtschaft stehen die Zeichen auf Backlash. So war die Zahl der grössten Unternehmen mit mindestens 30 Prozent Frauen in der Geschäftsleitung letztes Jahr erstmals wieder rückläufig (Schillingreport). Diversity & Inclusion verliert auf der Agenda der Unternehmen Priorität, nachdem die Bemühungen um mehr Frauen in der Chefetage zehn Jahre Topthema gewesen waren. Aus Gesprächen im kleinen Kreis gewinnt man den Eindruck, dass manche Wirtschaftsführer nicht unglücklich darüber sind: Es reiche jetzt mal mit der Frauenförderung, wird moniert.

Zudem ist zu befürchten, dass der ruppige, maskuline Führungsstil des Duos Trump/Musk Strahlkraft bis in die Niederungen der Wirtschaft haben wird. Der Tesla-Gründer hat bereits eine Duftmarke gesetzt, indem er Alt-Bundeskanzlerin Angela Merkel primitiv beleidigte, als diese seine Interessenskonflikte als neuer Trump-Berater kritisierte. Sicher: Die meisten Männer finden das daneben. Doch man sollte die langfristige Wirkung dieser abwertenden Rhetorik der einflussreichsten Führungsfiguren der Welt nicht unterschätzen. Sie öffnet der unterschwellig vorhandenen Misogynie wieder Tür und Toren. Die nächsten Jahre könnten ungemütlich werden für die Frauen.