In welchem Umfeld wachsen Top-Shots typischerweise auf? Dazu hat man in der Regel so seine Vorstellungen.
Im dezidiert bildungsnahen Milieu wohl, versehen mit ehrgeizigen Eltern, die ihre Sprösslinge mit Frühchinesisch, Fechtunterricht und Fördermassnahmen aller Art für ein Leben auf C-Level vorbereiten.
Wenn das die Regel ist, darf Fidji Simo durchaus als Ausnahme gelten. Die frischgebackene Instacart-Chefin wurde 1985 in eine Fischerfamilie im südfranzösischen Sète hineingeboren.
Hochsee war dort definitiv das grössere Thema als High School. Fidji Simo war von Seekrankheit geplagt – und schaffte das Ungeahnte. Dem Studium an der französischen Kaderschmiede HEC liess sie ein Austauschjahr an der University of California folgen, heuerte dann bei Ebay an und legte darauf bei Facebook einen märchenhaften Aufstieg hin.
Zuletzt verantwortete Simo dort den ganzen Mobile-Bereich und galt hinter ihrer Mentorin Sheryl Sandberg und Mark Zuckerberg als Nummer drei der Facebook-Hackordnung. Nun ist Fidji Simo die Nummer eins – beim Online-Lieferdienst Instacart, der von Investoren mit 39 Milliarden Dollar bewertet wird.
In ihrer neuen Funktion muss sich Simo in einem Haifischbecken bewähren. Konkurrenten wie Gopuff und Doordash setzen Instacart im Lieferbereich hart zu. Die Arbeitsbedingungen der Picker und Packer bei Instacart sind ein Dauerthema.
Gleichzeitig muss die neue CEO in Hinsicht auf einen Börsengang verlässlich Wachstumsfantasie liefern. Aus ihren zehn Facebook-Jahren dürfte Simo einiges an Erfahrung mit dem Meccano des Silicon Valley mitgenommen haben.
Was sie von dort auch mitbringt: Top-Shot Asha Sharma, die bei Facebook die Themen Messenger und Instagram Direct verantwortete. Nun zeichnet Sharma bei Instacart als Nummer zwei hinter Simo. Guter Fang, Frau Fischerstochter.
Duft
Beim eher ungewöhnlichen Vornamen «Fidji» ist man versucht, zunächst einmal an eine Südseeinsel zu denken. Aber falsch. Gemäss der Familiensaga erhielt das Fischermädchen den Namen deshalb, weil ihre Mutter den Duft des Parfums Fidji von Guy Laroche so sehr mochte.
Dampf
Frauen, so will Fidji Simo wissen, arbeiten besser, wenn die Räume warm sind. Ihr Bonmot dazu: «Wenn Frauen ihre Energie darauf verwenden, warm zu haben, fehlt Energie zum Denken.» Logische Folge deshalb: Temperatur hoch au Bureau!
Details
Was die neue Instacart-Chefin auszeichnet, hat Facebook-Topfrau Sheryl Sandberg einmal so in bewundernde Worte gekleidet: «Fidji ist eine der seltenen Führungskräfte, die sowohl das grosse Ganze sehen als auch tief in die Details gehen, um die Arbeit zu erledigen.» Management by Helikopter und Bodentruppe gleichzeitig also? Chapeau.