Die Botschaft des IBM-Chefs Arvind Krishna an die Remote-Arbeitenden war klar: «Ihre Karriere leidet.» Die Ansage überrascht, kommt sie doch vom Chef eines der grössten Cloud-Anbieters der Welt. IBM kurbelte den Umsatz während der Pandemie markant in die Höhe, Homeoffice war en vogue. Firmen und Angestellte rüsteten ihre Büros zu Hause auf.
Jetzt aber teilt Krishna laut Bloomberg seinen 260'000 Mitarbeitenden mit, dass Fernarbeit die Karriere potenziell gefährden könne. Insbesondere, wer mit einer Führungsposition liebäugelt, hat im Büro die höheren Chancen als zu Hause vor dem Computer. Der Grund: «Es ist einfach schwierig, ein Personalmanager zu sein, wenn man aus der Ferne arbeitet», so Krishna, «wenn man Menschen führt, muss man sie hin und wieder sehen können.»
Natürlich gelte das nicht Tag und Nacht – aber zumindest ab und an im Büro ein persönliches Treffen sei unabdingbar, um in der Karriere voranzukommen. «Ich habe den Eindruck, dass wir besser arbeiten, wenn wir persönlich zusammen sind», und «ein Wechsel in eine andere Rolle ist weniger wahrscheinlich, weil niemand Sie in einem anderen Kontext beobachtet. Es wird schwieriger sein. Nicht unmöglich, aber wahrscheinlich sehr viel schwieriger.»
60-40-Regel als Wunsch
Seine Wunschvorstellung: drei Tage die Woche im Büro. Er ermutigt die Angestellten dazu – zwingen will er sie aber nicht.
Krishna ist einer, der auffällt. Vor wenigen Tagen gab er bekannt, dass er damit rechne, in fünf Jahren bis zu einem Drittel an Stellen durch KI und Automatisierung zu ersetzen. Er beginne bereits, frei werdende Stellen nicht mehr zu besetzen. Das vor allem dort, wo die Mitarbeitenden keinen direkten Kontakt zu Kundinnen und Kunden haben – was bei IBM Total rund 26'000 Angestellte umfasst, also rund ein Zehntel der Belegschaft.
Ob und wann effektiv Stellen durch KI ersetzt werden, ist indes noch nicht klar. KI-Programme wie Chat GPT oder dessen Google-Konkurrenz Bard verzeichnen ein enormes Interesse, doch die Antworten sind nach wie vor stark fehleranfällig, teilweise komplett erfunden. Experten rechnen damit, dass sich die Fehleranfälligkeit dank weiterer Programmierung und weiterer Datensätze verringern wird.
(Mit Material von Bloomberg und SDA / fit)
2 Kommentare
Da zeigt sich der altbackene Führungsstil! Mit so einer Äuserung qualifiziert sich ein CEO gleich selber. Die Zeiten wo sich nur "büropräsente" Mitarbeiter eine Firma vorwärtsbringen ist vorbei. Nicht der Grössere schlägt den Kleinen -sondern der Aktive/Flexible den Starren.
Ich denke schon, dass er recht hat. Einen Mitarbeiter den ich nie sehe nehme ich ganz anders wahr als einen der präsent ist. Mit diesem kann ich auch einmal informell über etwas sprechen und so bemerken, dass er auch über etwas anderes als seinen typischen Fachbereich Bescheid weiss. Das schafft Chancen.