Das Salär bleibt ein Aufregerthema in der Schweiz. Während die einen fordern, dass alle ihren Lohn offenlegen sollen, kämpfen die anderen für gerechtere Frauenlöhne. Bisher war die Debatte um Geld vor allem geprägt von den Ausreissern nach oben: den Millionensalären der Spitzenmanager. Zunehmend geraten aber nun auch die Löhne der «Normalos» in den Fokus. Spezialisten, Fachkräfte, normale Angestellte, vielleicht mit einer Kaderfunktion, aber meist noch nicht ganz auf dem Höhepunkt der Karriere.
Die Compensation-Beratungsfirma Kienbaum und die «Handelszeitung» haben einen Blick auf die Löhne dieses Mittelbaus der Schweizer Wirtschaft geworfen. Für den vorliegenden Vergütungsreport wurden Dutzende Spezialisten, Sachbearbeiter und Fachkräftefunktionen ausgewertet.
Grundlage für die Daten sind Fragebogenerhebungen bei Unternehmen aller Grössen und Branchen, ergänzt um Daten aus den Beratungsprojekten von Kienbaum. Insgesamt sind 57 121 Einzelpositionen aus Hunderten Unternehmen in den Untersuchungsbericht eingeflossen und wurden auf jeweils drei Ebenen – Junior, Experte und Senior – abgestuft.
Geringe Lohnzuwächse
Über hübsche Saläre dürfen sich auch in diesem Jahr Ingenieure im Mittelbau der Firmen freuen. Sie kommen auf Gehälter bis zu 139 000 Franken. Auch IT-Fachkräfte gehören weiter zu den Topverdienern und kratzen ebenfalls an der 140 000-Franken-Marke. Im Branchenvergleich schwingen die Bankenbranche, der Biotech-Sektor und Versicherungen bei den Löhnen für Spezialisten obenaus. Abgeschlagen sind die Bereiche Handel, Mode und Energie- und Wasserversorgung. Der Lohngraben zwischen den Top-und den Flop-Branchen besteht übrigens seit Jahren.
Die Lohnsteigerungen im Vergleich zum Jahr 2017 sind für die analysierten Jobprofile mager ausgefallen. Seniors bekommen nur 0,5 Prozent mehr. Auf Junior-Ebene gibts 0,9 Prozent. Auch Sachbearbeiter und Fachkräfte konnten nur minimale Lohnsprünge im Bereich von 0,7 und 0,8 Prozent realisieren. Das ist im Vergleich zu den Lohnsprüngen von 2016 auf 2017 noch einmal weniger. Damals waren für einige Berufsgruppen Steigerungen von über 1 Prozent drin. Ein schwacher Trost: Auch für die Topkader in Unternehmen, die in einer separaten Studie im Frühjahr präsentiert wurden, gabs keine starken Lohnsteigerungen.
Abgeschlagenes Tessin
Wichtig für die Höhe des Salärs ist auch, wo der Job ist. In der Agglo Zürich, der Genferseeregion und Basel-Stadt werden Spezialisten und Fachkräfte am höchsten entlöhnt. Abgeschlagen ist das Tessin, aber auch Ostschweizer Kantone wie Thurgau und St. Gallen. Im Mittelfeld bewegen sich Zentralschweizer Kantone und das Mittelland. Die Salärunterscheide zwischen gleichen Jobs können durch regionale Differenzen bis zu 20 000 Franken (Vergleich Tessin-Zürich) betragen.
Grundsätzlich mit weniger Lohn bescheiden müssen sich die Sachbearbeiter, deren Löhne für die Studie ausgewertet wurden. Die 100 000er-Marke überspringen nur erfahrene Konstruktionstechniker, Chefsekretärinnen und -sekretäre und IT-Helpdesk-Spezialisten. Gehaltsbuchhalter, Sachbearbeiter Personal und Laborfachkräfte müssen sich mit Einstiegslöhnen deutlich unter 80 000 Franken begnügen.